Lernen durch Schmerz
Der FC Augsburg freut sich nach den jüngsten Strapazen auf zwei spielfreie Wochen. Beim 1:1 in Leverkusen fügt er seinem Repertoire bisher unbekannte Komponenten zu.
Lernen durch Schmerz. In der Kindererziehung ist diese pädagogische Maßnahme in weiten Teilen aus nachvollziehbaren Gründen aus der Mode geraten. Bei Tieren verhält es sich ein wenig anders. Da wird Bello noch die Zeitung auf die Schnauze gewedelt, falls er sich an die Frühstückssemmel wagt.
In dieser Hinsicht sind Fußballer dem Tierreich näher als ihnen lieb ist. Nach lustlosen Auftritten verzichten Trainer gerne mal auf einfühlsame Gespräche, sondern lassen ihre Spieler leiden. Straftraining nennt man das dann.
Den Spielern des FC Augsburg kann nun wirklich nicht vorgeworfen werden, ihre Partien nicht mit dem notwendigen Elan angegangen zu sein. Im Gegenteil: Oftmals stürzten sie sich übereifrig auf ihre Gegner. Vergaßen dabei allerdings, dass zu einem erfolgreichen Spiel meist auch eine konzentrierte Abwehrleistung notwendig ist – und ein Mindestmaß an Konsequenz im Torabschluss.
Die Augsburger schmerzten die vergangenen Ergebnisse, als sie sich nicht für ihren enormen Aufwand belohnten. Sie lernten daraus.
Der FCA in Leverkusen: Nicht schön, aber nützlich
Das Spiel am Sonntag in Leverkusen war möglicherweise eines der schwächeren des FCA in dieser Saison. Hätte er es mit 1:4 verloren, wäre es auch in Ordnung gewesen. Am Ende stand allerdings ein 1:1. Weil die Augsburger begriffen zu haben scheinen, dass es manchmal einer unschönen Erweiterung des Standardrepertoires braucht, um erfolgreich zu sein.
Sie griffen im Mittelfeld nach den Leverkusener Trikots, wälzten sich länger am Boden als es der akute Schmerz notwendig erscheinen ließ und handelten sich in Person von Marwin Hitz eine Gelbe Karte wegen Zeitspiel ein. Nicht schön, aber nützlich.
Zudem war das Team „vorne sehr effektiv“, wie Trainer Markus Weinzierl befand. In der Tat war selten eine Mannschaft wirkungsvoller. Aus keiner Torchance resultierte ein Tor. Bayer-Keeper Bernd Leno ließ einen Rückpass unfreiwillig passieren, als er über den Ball hufte. In der Folgezeit drängte Leverkusen, mehr als der Ausgleich gelang allerdings nicht. „Wir haben das Tor gut verteidigt“, befand Weinzierl. Zugute kam den Augsburgern aber auch ein fahrlässiger Umgang mit den Chancen seitens der Leverkusener, inklusive eines verschossenen Elfmeters.
Nun haben die Augsburger zwei Wochen Zeit, das Erlernte in der Länderspielpause zu vertiefen. Da die meisten Akteure ausgelaugt wirken, steht die erste Woche im Zeichen der Regeneration. Danach wird wieder an Inhalten gearbeitet. Dann stoßen auch langsam wieder die Ragnar Klavan (Estland), Marwin Hitz (Schweiz), Ja-Cheol Koo, Dong-Won Ji und Jeong-Ho Hong (Südkorea) dazu, die mit ihren Nationalmannschaften auf Reisen sind.
Im Anschluss warten auf die Augsburger sieben Partien in 23 Tagen. „Aber wir kennen diesen Zyklus jetzt schon“, so Weinzierl. Die Augsburger haben aus den Strapazen der Vergangenheit ihre Lehren gezogen. Es war ein schmerzhafter Crashkurs.
Die Diskussion ist geschlossen.