Wenn Sport und Tod aufeinandertreffen
Zwei Fans des FC Augsburg sind bei der Heimfahrt von einem Auswärtsspiel ums Leben gekommen. Wie der FCA mit der Trauer umgegangen ist, war bewegend. Die Fassungslosigkeit bleibt.
Jede Woche machen sich hunderttausende Sportfans auf den Weg. Sie haben irgendwann ihr Herz an einen Klub, eine Mannschaft oder an eine Idee verloren. Was wäre der Verein ohne sie. Die Fans sind sein Gesicht und sein Resonanzkörper. Ohne sie hätte er keine Stimme. Also reisen sie ihrem Klub überall hin hinterher. Wenn es der Spielplan erfordert, auch mitten unter der Woche und bis an die Ränder der Republik. Von Augsburg nach Mönchengladbach zum Beispiel – und wieder zurück. So wie die fünf FCA-Fans, die ihren Klub am Mittwoch bis an die holländische Grenze begleitet haben. Auf der Heimfahrt prallte ihr Auto auf einen Lkw. Ein 18- und ein 19-Jähriger starben, drei weitere junge Männer wurden schwer verletzt.
Solange niemand weiß, wie es zu dem Unglück kam, bleiben nur Entsetzen, Fassungslosigkeit und Trauer. Mehr als früher besteht heute ein gesellschaftliches Bedürfnis, diesen Empfindungen öffentlich Ausdruck zu verleihen. Also haben sich der Verein, Fans, Freunde, Verwandte und Eltern am Samstag auf den Weg gemacht, passende Formen für den öffentlichen Raum zu finden.
Die Trauer hat ihren Weg genommen
Das ist im Umfeld des Banalen, wie es unter solchen Umständen ein Fußballspiel verkörpert, nicht einfach. Überall lauern Misstöne und Missverständnisse. Wie viel öffentliche Trauer darf sein, wie viel ist zu viel? Komplizierte Fragen. Erst recht, wenn Schweres auf Leichtes trifft. Das Leichte ist auf das Schwere nie vorbereitet. Der öffentliche Umgang mit dem Tod ist nicht zu trainieren.
Wenn der Tod in die Welt des Sports dringt, ist die Fassungslosigkeit besonders groß. Mitunter leiden Tage, wie sie der FC Augsburg und seine Anhänger gerade erleben, dann unter jener übermäßigen Inszenierung, die stille Trauer erstickt. Die Augsburger haben dieser Versuchung widerstanden. Die Trauer hat mehr oder weniger einfach ihren Weg genommen.
Vielleicht darf man in ein paar Tagen die Deutsche Fußball Liga (DFL) fragen, ob sie es nicht einrichten kann, für Spieltage unter der Woche bevorzugt benachbarte Klubs gegeneinander spielen zu lassen. Vielleicht sollten die Fans auch das Risiko nächtlicher Heimfahrten schärfer abwägen. Wo möglich Zug und Bus nehmen, oder am Spielort übernachten. Ja, vielleicht auch mal zu Hause bleiben. Ob damit auch nur ein einziger schwerer Unfall verhindert würde, weiß freilich niemand.
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