Löw bedient: Deutschland müht sich zum Sieg über Chile
Selbst für Bundestrainer Löw schwer zu verstehen: Wie die deutsche Mannschaft gegen Chile ein schlechtes Spiel abliefert und dennoch mit 1:0 gewinnt.
Joachim Löw wusste genau, warum er knapp drei Monate vor der WM in Brasilien Alarm geschlagen und seinen Spielern in Stuttgart verbal Beine gemacht hatte. Es bleibt noch viel zu tun, will die deutsche Auswahl in Südamerika eine Favoritenrolle spielen. Darüber vermochte auch der 1:0 (1:0)-Sieg gestern Abend in Stuttgart gegen Chile nicht hinwegtäuschen. Der Weltranglisten-14. legte die Schwächen der deutschen Mannschaft, vor allem in der Abwehr, ernüchternd klar offen.
Chile begann selbstbewusst, wie es sich für eine Mannschaft gehört, die bei der WM die Gruppenphase mit Weltmeister Spanien, Vize-Weltmeister Niederlande und Australien überstehen will. Eine erste Annäherung an das deutsche Tor ließ den Ball auf den Querbalken springen. Im zweiten Versuch verhinderte Philipp Lahm bei einem Kopfball des ehemaligen Leverkuseners Arturo Vidal auf der Torlinie Chiles 1:0.
Umso überraschender die deutsche Führung. Özil wurstelte sich durch den Gästestrafraum. Seine Vorlage nutzte Götze zum 1:0. Ein Ergebnis, das die Nerven der erstmals im schwarz-rot geringelten Ausweichtrikot angetretenen Gastgeber ein wenig beruhigte.
Nicht so weit allerdings, dass sich Joachim Löw an der Seitenlinie entspannt hätte, und erst recht nicht genug, um die Partie in den Griff zu bekommen. Die Chilenen, mit einer feinen Mischung aus England- und Spanien-Legionären besetzt, blieben spielfreudig, angriffslustig und unberechenbar.
Dabei kam ihnen entgegen, dass Joachim Löw an den Rändern der Viererkette noch immer nach einer verlässlichen Besetzung sucht. Die Variante mit Jansen erledigte sich nach einer halben Stunde umständehalber. Der Hamburger schied verletzt aus. Für ihn kam Schmelzer – neben Großkreutz auf der anderen Seite der zweite Dortmunder Außenverteidiger.
Augsburger Hahn 90 Minuten auf der Bank
Der Bundestrainer hatte auf Experimente verzichtet und zunächst jene Elf aufgeboten, die die größte Aussicht auf einen Erfolg im letzten Test vor der Nominierung des WM-Kaders am 8. Mai versprach.
Von den vier Neuen im Kader hatte es erwartungsgemäß keiner in die Startformation geschafft. Während der Augsburger André Hahn und Shkodran Mustafi von Sampdoria Genua die gesamten 90 Minuten auf der Bank saßen, durfte Freiburgs Matthias Ginter in den letzten Minuten noch auf den Platz. Für Hamburgs Pierre-Michel Lasogga war der Traum vom Länderspiel-Debüt wegen einer Muskelverhärtung schon vor dem Anpfiff zu Ende gewesen – bitter für den abstiegsgefährdeten HSV.
Das deutsche Spiel gestern prägten die Münchner. Ein fünfköpfiger Bayernblock, aus dem vor der Pause Schweinsteiger, Lahm und Götze herausragten. Später merkte man Schweinsteiger jedoch seine Verletzungspause an. Je mehr ihm die Kräfte schwanden, umso stärker wurden die Gäste.
Dabei war es für die Deutschen ein Glück, dass sich die Südamerikaner allzu häufig an ihrem eigenen Spiel erfreuten und lieber ein paar Kreisel mehr drehten, als den direkten Weg aufs deutsche Tor zu nehmen. Als Vargas dann frei vor Neuer stand, kam zum deutschen Glück auch noch chilenisches Pech dazu. Der Stürmer vom FC Valencia traf nur die Unterseite der Latte.
Die Gäste gehen mit ihren Torchancen zu nachlässig um
Löw, längst seiner Jacke entledigt, verzweifelte. Seine Mannschaft wackelte. Dass sie nicht fiel, war dem nachlässigen Umgang der Südamerikaner mit ihren großen Torchancen geschuldet und Neuers schnellen Reaktionen.
So blieb es bei einem 1:0-Sieg, der freilich mehr dem Glück als der eigenen Klasse entsprang.
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