Blake fordert Bolt: Mit 99-Gramm-Spikes zur Medaille
Sein Hightech-Schuh wiegt nur 99 Gramm, die ersehnte Medaille ist viermal schwerer: Mit superleichten Spikes will 100-Meter-Weltmeister Yohan Blake gleich bei seinem ersten Olympia-Start zum Spielverderber für seinen Kumpel Usain Bolt werden.
Der schnellste Mann der Welt ist am Sonntagabend zwar der Favorit, aber Blake hat ihn bei den Trials in Jamaika schon zweimal geschlagen. "Ich mache mir überhaupt keinen Druck. Und ich habe keine Angst. Wir sind gute Kumpel, aber an der Startlinie ist es für alle ein Job", meinte der 22 Jahre alte Jamaikaner bei einer Pressekonferenz in London.
Die meisten setzen auf Bolt, sein Trainingspartner Blake kann mit der Rolle des Außenseiters aber gut leben. Keine starken Sprüche, keine coolen Posen, keine Prognosen - der Weltmeister ist der Gegenentwurf seines gestenreichen großen Landsmanns. "Ich muss am Start keine Mätzchen machen. Ich muss da niemanden erschrecken. Ich bin konzentriert, nur auf mich selbst fokussiert", sagte der Junge aus Montego Bay im Nordwesten der Karibik-Insel, wo 1494 Christoph Kolumbus landete.
Blake stammt aus einem armen Elternhaus, heute ist er der Geld- und Glücksbringer seiner Familie, die ihm am Fernseher kräftig die Daumen drückt. "Vor vier Jahren saß ich vor dem TV-Gerät und habe die Rennen von Usain geguckt. Ich war total nervös", bekennt Blake. Selbst scheint der Mann überhaupt nicht aufgeregt zu sein. Dabei sind es seine ersten Olympischen Spiele. "Ich bin zuversichtlich, dass ich an diesem Abend einen guten Job machen kann. Es wird sicher ein großartiges Rennen", meint Blake.
Bolt ist der schnellste Mann der Welt - nur nicht im Olympia-Jahr. Bei der Olympia-Ausscheidung der jamaikanischen Leichtathleten stahl ihm Blake zweimal die Schau: Über 100 Meter siegte er in 9,75 Sekunden und blieb zum 20. Mal seit 2009 bei regulären Bedingungen unter 10 Sekunden. Auch über die doppelte Distanz hielt Blake den Weltrekordmann in Schach und gewann in der Jahresweltbestzeit von 19,80 Sekunden. "Diese beiden Siege und auch mein WM-Gold von Daegu haben mir sehr viel Selbstvertrauen gegeben", versichert er.
Das 100-Meter-Finale am 5. August, am Vorabend des 50. Jahrestages der Unabhängigkeit Jamaikas, zählt zu den absoluten Höhepunkten der London-Spiele. In Peking hatte Bolt 2008 dreimal Olympia-Gold erobert; bei der Leichtathletik-WM 2011 war der schnellste Mann der Welt wegen eines Fehlstarts disqualifiziert worden.
Für Blake ist das prestigeträchtigste Finale nicht nur ein Duell. Der Junioren-Weltmeister von 2006 hat auch die Amerikaner und den "dritten Mann" im Jamaika-Express auf der Rechnung - Ex-Weltrekordler Asafa Powell. "Alle Jungs sind verdammt schnell: Tyson Gay, Justin Gatlin, Asafa. Wir werden sehen, was am Sonntagabend passiert. Ich weiß jedenfalls, was ich zu tun habe", versichert Blake. Wenn er nicht gewinnt, kein Drama: Gold glänzt zwar verlockender, aber auch eine Silbermedaille wiegt genau 412 Gramm. (dpa)
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