Ein Leben für die Gemeinschaft
Im Augsburger Stadtteil Firnhaberau wacht ein ganz besonderer Hirte über seine Schäflein. Pfarrer Anton Schmid, der dienstälteste Pfarrer im Bistum, verrät seinen Weg zum Glück.
„In der Firnhaberau ist die Welt noch in Ordnung“, erklärte mir kürzlich ein Kollege. Mit diesem Satz und einer Spur Skepsis im Hinterkopf stehe ich pünktlich um 16 Uhr vor dem Pfarrbüro am Hubertusplatz im nördlichsten Stadtteil Augsburgs.
Pfarrer Anton Schmid öffnet mir die Tür. Wir setzten uns in sein gemütlich eingerichtetes Büro und wollen uns über Glück unterhalten. Genauer: über ein glückliches Leben in Schwaben und Oberbayern. Ich bin sehr gespannt, was mir ein Mensch über dieses Glück erzählen wird, der sein Leben seit mehr als 42 Jahren den Gläubigen seiner Gemeinde verschrieben hat.
Projekte mit viel Herzblut
Schmid erzählt von der geplanten Kinderkrippe, dem Begegnungszentrum, den Renovierungsarbeiten an der Kirche. Jedes Projekt liege ihm am Herzen, betont er. Die Kinder seien ihm besonders wichtig, doch auch das Begegnungszentrum erfordere viel Aufmerksamkeit.
Der Treffpunkt für Jung und Alt ist abhängig von Spenden. „Die Leute sind sehr großherzig“, freut sich der 75-Jährige und ist auch stolz darauf, dass sich die Jugend seiner Gemeinde sehr engagiert.
Lange Geschichte
Der Monsignore ist mittlerweile dienstältester Pfarrer im Bistum Augsburg. Dabei ist es ihm – wie er ausdrücklich betont – nie langweilig geworden. In den Jahrzehnten seiner Betreuung und Seelsorge hat er eine ganze Generation begleitet. Schmunzelnd erzählt er, wie er in seiner 39-jährigen Arbeit als Lehrer Kinder erst unterrichtet und später verheiratet hat. Heute begleitet er den Nachwuchs seiner ehemaligen Schüler durch die Kommunionvorbereitung. „Es ist schön, wenn man die Kinder heranwachsen sieht.“
Schmid erzählt, dass in seiner Amtszeit aus der ehemaligen Siedlung ein Stadtteil geworden ist. Hier bestehe ein außergewöhnlicher Zusammenhalt: „Die Firnhaberau ist eine Großfamilie und jeder hilft mit“, erklärt der Pfarrer stolz.
Firnhaberau will selbstständig bleiben
Was er von den Plänen hält, immer mehr Pfarreien zu Gemeinschaften zusammen zuschließen, möchte ich wissen. Ich kann seine Meinung dazu in seinem Gesicht ablesen. Ruhig aber bestimmt sagt er, seine Gemeinde sei selbstständig und möchte es auch bleiben.
Monsignore Schmid erweckt in diesem Moment den Eindruck, dass er alles daran setzen wird, um eine Zusammenlegung zuungunsten seiner Gemeindemitglieder zu verhindern. Für den weiteren Zusammenhalt in der Gemeinde sei das sehr wichtig. Vor allem für ältere Gläubige und Familien mit Kindern sollten die Wege zum Gottesdienst doch möglichst kurz bleiben.
Schwierige Frage, schnelle Antwort
Ich frage ihn nach seiner Definition von Glück. Nicht leicht zu beantworten, denke ich. Seine prompte Antwort: „Glück im Innersten ist die Geborgenheit in Gott.“ Aus einem lebendigen Glauben nimmt dieser Mann die Kraft, sich seit Jahrzehnten mehr um andere als um sich selbst zu kümmern.
Doch auch ein Pfarrer Schmid hat Wünsche für die Zukunft. Über wieder zunehmende Kirchenbesuche würde er sich freuen, über mehr Ausrichtung an Gott. Ändern würde er an seinem Leben aber nichts. „Ich bin glücklich in meinem Beruf“, sagt er lächelnd.
Nach dem Gespräch bin ich um zwei Erkenntnisse reicher. Erstens: Ich möchte in 40 Jahren so ehrlich wie Pfarrer Schmid sagen können, nein, ich würde nichts anders machen. Und zweitens: Ja, in der Firnhaberau ist die Welt noch in Ordnung. Auch dank Pfarrer Anton Schmid.
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