Schwarzwald: Mehr als Kuckucksuhr
Kuckucksuhr, Kirschtorte und Schinken: Das ist nicht alles, was der Schwarzwald zu bieten hat. Denn Deutschlands größtes Mittelgebirge zieht immer mehr Wintersportfans an - auch aus dem Ausland.
Langsam gräbt sich eine Furche in den Tiefschnee: Neun Rentner stapfen dick eingepackt in Skianzügen in einer Reihe durch den Schwarzwald. Immer, wenn sie ihre Füße heben, blitzt das rote oder blaue Plastik der Schuhe im Schnee hervor. Denn die Rentner gehen Schneeschuhwandern. Oft bleibt die Gruppe stehen und zückt die Fotoapparate. "Beautiful", "formidable" und "wunderschön", jubeln die Belgier, die für den Wintersport in den Schwarzwald gekommen sind. Der wird bei Wintersportfans immer beliebter.
Einer der Teilnehmer soll die Führung der Gruppe übernehmen. Das erklärt Schneesportlehrer Jörg Schröder in Teilen auf Englisch, Deutsch und Französisch. Immer wieder muss der 49-Jährige auf andere Sprachen zurückgreifen, denn die Skischule, für die er arbeitet, hat auch Kunden aus Saudi-Arabien, Brasilien, USA - vor allem aber "aus den Niederlanden, Schweiz und Frankreich kommen Menschen. Dann aber vor allem zum Skifahren", sagt er. Für Menschen, die keine Gebirge kennen, sei der Schwarzwald ein richtiger Berg. Aber es ist auch eine Kostenfrage. "Skifahren im Schwarzwald ist rund ein Drittel billiger als etwa in den Alpen." Vor allem für die Schweizer lohne sich der Ausflug in den Schwarzwald finanziell.
Immer mehr Skifahrer aus dem In- und Ausland
"In den letzten zehn Jahren hat sich die Zahl der Übernachtungen ausländischer Gäste verdoppelt - von 10 auf 20 Prozent. Insgesamt kommen aber deutlich mehr Deutsche zum Skifahren in den Schwarzwald", sagt der Präsident des Ski-Verbandes Schwarzwald, Stefan Wirbser. Nach Angaben des schwarzwälder Tourismusverbands haben im vergangenen Jahr mehr Gäste im Schwarzwald übernachtet als in den vergangenen 20 Jahren davor, davon kommen 30 bis 40 Prozent ausschließlich für den Wintersport. "Der Schwarzwald ist bekannt: Kirschtorte, Speck und Bollerhut sind griffige Begriffe. Dann kommt eben noch das Skifahren hinzu", sagt Wirbser. Das Skigebiet sei das drittgrößte in Deutschland mit Weltcuppisten und Strecken für Anfänger.
Die Sportgruppe aus Belgien will Schneeschuhwandern und Langlaufen. Am Ende der Schlange stapft die 54 Jahre alte Reiseleiterin. "Wir sind in diesem Jahr zum ersten Mal im Schwarzwald, die Höhe ist für die Rentner einfach besser, als es in den Alpen der Fall gewesen wäre", erklärt Tania Morozoff. Ein praktischer Grund kommt für die Gruppe aus Brüssel hinzu: "Der Schwarzwald ist einfach nicht so weit weg."
Die Natur respektieren
Die Schneeschuhwanderer sind mittlerweile wieder auf einem präparierten Weg angekommen, links und rechts von ihnen ragen hohe, schneebedeckte Tannen in die Luft. "Wirklich in den Wald hineingehen dürfen wir nicht", sagt ihr Führer. Dort schlafen im Winter Tiere, die Skischule musste daher vorher die genaue Route der Tour anmelden.
"Natürlich soll der Mensch im Sommer und im Winter die Natur erleben können", sagt der Chef des Nabu Baden-Württemberg, Andre Baumann. Aber dabei müsse er die Tiere im Auge behalten. "Wenn ein Tier, dessen Kreislauf auf Sparflamme läuft, plötzlich aufgeschreckt wird, fehlt ihm im Frühjahr diese Energie für die Fortpflanzung."
Vielfalt und Ruhe sind Trumpf
Den Kick bekommen Wintersportler auch auf der Piste. "Hier im Schwarzwald sind nicht so viele Menschen auf der Piste, es ist ruhig", erzählt der 67 Jahre alte Yves Carlier. Wie viele in der Gruppe ist er zum ersten Mal im Schwarzwald - "ich bin schon in Frankreich und Österreich Ski gefahren." Was ihn am Schwarzwald besonders begeistert: "Die Vielfalt. Ich kann nicht nur Skifahren, sondern auch Langlaufen oder eben Schneeschuhwandern", sagt der Belgier, während er sich unter einem schneebehangenen Ast wegduckt. Nur etwas muss der Schwarzwald noch verbessern: "Den sprachlichen Aspekt. In unserem Hotel spricht man weder Französisch noch Englisch. Und es gibt auch nur deutsche Fernsehsender." (dpa)
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