„Die Situation bleibt brandgefährlich“
Dirk Müller gilt als intimer Kenner des Börsengeschehens. Im Gespräch mit Andreas Zündt erklärt der Finanzexperte, worauf es bei erfolgreicher Aktienanlage ankommt, warum die China-Krise auch Chancen mit sich bringt und welche Rolle Ethik für ihn als Fondsmanager spielt.
Vor wenigen Wochen der Börsencrash in China, die New Yorker Wallstreet im Abwärtstrend, und auch der Dax brach zeitweise um fast acht Prozent ein. Herr Müller, warum sollten Anleger in solch turbulenten Zeiten in Aktien investieren?
Dirk Müller: Risiken sind an den Aktienmärkten nach wie vor vorhanden. Auch kann man weitere schmerzhafte Korrekturen nicht ausschließen. Fällt der DAX auf ein Niveau von 8300 bis 9300 Punkten, wären die Chancen auf eine anschließende Erholungsbewegung gut. Schlussendlich ist aber immer die Anlagestrategie entscheidend.
Meine lautet wie folgt: Aktien zu guten Preisen einsammeln und diese in unsicheren Zeiten mit Optionen gegen Kurseinbrüche absichern. So kann mir eine kurzfristig schlechte Marktentwicklung egal sein. Ganz im Gegenteil, solche Schwächephasen sind die ideale Gelegenheit um die Grundlage für die nächsten starken Aktienjahre zu legen. Wer regelmäßig Aktien kauft, macht sich den Cost-Average-Effekt zunutze. So bekommt man einen guten Mischkurs. Alle Studien zeigen, dass das Timing bei langfristiger Aktienanlage nahezu bedeutungslos ist.
Denken Sie, der Abwärtstrend wird sich weiter fortsetzen oder ist das Ende der Fahnenstange bereits erreicht?
Müller: Wo der DAX in den nächsten Wochen steht, kann niemand sagen. Das Thema China wird uns aber noch die kommenden ein bis zwei Jahre beschäftigen, und diesbezüglich sind auch immer wieder Ausschläge an den Börsen möglich. Unter einem schwachen China leiden sowohl Industrienationen wie Deutschland, die weniger Maschinen und Dienstleistungen absetzen können, als auch wichtige Schwellenländer wie Russland und Brasilien, die auf ihren Rohstoffen sitzen bleiben.
Also weiter Krisenstimmung?
Müller: Solange die Fehlentwicklungen, die der Boom der letzten 25 Jahre in China mit sich gebracht hat, nicht korrigiert sind, bleibt die Situation brandgefährlich, auch für die Aktienmärkte. Aber niemand kann sagen, ob und wann es nach unten geht, oder ob es noch einige Jahre direkte Kurssteigerungen aufgrund des billigen Notenbankgeldes gibt. Daher ist es so wichtig eine Strategie zu haben, bei der man kaum falsch liegen kann und dennoch gute Erträge erzielt.
Entgegen aller Spekulationen hat die US-Notenbank Fed Reserve den Leitzins nicht erhöht. Die Kurskorrektur wird allerdings noch für dieses Jahr erwartet. Wie wird sich die Zinswende auf die Börse auswirken?
Müller: Ich kann mir nicht vorstellen, dass Fed tatsächlich die Zinsen nachhaltig erhöhen wird. Das würde den Dollar noch weiter befeuern und die Schwellenländer zusätzlich unter Druck bringen, weil Kapital von dort abgezogen und in den USA besser verzinst würde. Damit würde sich die China-Krise ebenfalls beschleunigen. Auch die US-Wirtschaft zeigt sich nicht so robust, als dass sich steigende Zinsen rechtfertigen ließen. Das Argument „Die Notenbank will ihr Gesicht nicht verlieren“ kann unmöglich als Grundlage für eine solch schwerwiegende wirtschaftliche Entscheidung dienen.
Was sind die größten Fehler, die ein Anleger in diesen Tagen machen kann?
Müller: Der größte Fehler sind meines Erachtens Stop-Loss-Verkäufe bei langfristiger Aktienstrategie. Ich möchte doch Aktien guter Unternehmen dann kaufen, wenn sie billig sind. Daher habe ich oft Kauflimite im Markt, wo andere ihre Stop-Aufträge haben. Die Panikverkäufe der anderen sind unsere Chancen billig an gute Unternehmen zu kommen. Vor Kursverlusten schützen wir uns durch Absicherungen, das ist wesentlich effizienter.
Ihr eigener Fonds, der Dirk Müller Premium Aktien Fonds, sieht sich in der Tradition des Börsengurus Warren Buffett. Was macht der Multimilliardär besser, als andere Broker?
Müller: Er investiert wie wir langfristig in gute Unternehmen, deren Geschäftsmodell wir verstehen. Die Unternehmen sollten auf ihrem Gebiet zu den Marktführen gehören, ein starkes erfahrenes Management und weiterhin hohes Wachstumspotenzial haben. Natürliche kommen noch zahlreiche weitere Aspekte dazu.
Ihr Team investiert auch nach ethischen Gesichtspunkten. Was ist darunter zu verstehen und wie sieht eine solche Geldanlage aus?
Müller: Jeder versteht unter Ethik etwas anderes. Ich will in meinem Fonds die großen Sauereien vermeiden, die der aufgeklärte Anleger auch zu Recht ablehnen würde. Rüstungskonzerne und alles rund um die Spekulation mit Lebensmitteln schließe ich aus meinem Fonds aus. Unternehmen wie Deutsche Bank mit zahllosen Prozessen oder Monsanto mit seinen umstrittenen Produkten und Methoden werden Sie im Fonds nicht finden.
Der Fonds ist ganz nach Ihren eigenen Vorstellungen einer attraktiven und transparenten Investmentphilosophie ausgerichtet. Was ist darunter zu verstehen?
Müller: Wir haben eine in dieser Form einmalige Transparenz. Der Anleger soll wissen, wie sein Geld investiert ist. Wir veröffentlichen jedes Unternehmen, dessen Aktien wir erwerben und berichten börsentäglich über Facebook, Internetforum und Email über die aktuellen Entwicklungen im Fonds und bei den enthaltenen Unternehmen.
Dazu haben wir eine direkte Diskussionsplattform geschaffen, auf der die Anleger direkt mit mir und dem Fondsmanagement diskutieren können. Einmal im Jahr findet darüber hinaus ein Anlegertreffen statt, an dem alle Fragen persönlich mit uns diskutiert werden können. Der Anleger soll jederzeit wissen, was mit seinem Geld geschieht und mehr erfahren über Aktien und Anlagestrategien. (zue)
Mehr Informationen zu Dirk Müller finden Sie unter cashkurs.com sowie dirk-mueller-fonds.de.
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