11.900 Schweine müssen in der Region geschlachtet werden
11.900 Tiere müssen in der Region geschlachtet werden, weil sie mit Antibiotika belastetes Futter von der Molkerei Ehrmann gefressen haben. Was mit dem Fleisch passiert, ist unklar.
Augsburg Gerne gehe er nicht mehr in den Stall. Die Lust, seinem Beruf nachzugehen, sei ihm gründlich vergangen, sagt ein Landwirt aus der Region, dessen mehrere hundert Schweine demnächst wohl notgeschlachtet werden müssen. Im Urin von wenigen seiner Tiere waren Spuren des verbotenen Antibiotikums „Chloramphenicol“ entdeckt worden. Sie hatten verunreinigtes Futtermittel gefressen, das aus der Produktion der Molkerei Ehrmann stammt. Jetzt darf das Schweinefleisch nicht mehr als Lebensmittel verkauft werden. Was nun damit geschehen soll, weiß der Landwirt nicht. „Ich habe resigniert“, sagt er.
Nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit lautet die offizielle Vorgabe, dass das Fleisch von betroffenen Höfen nicht in den Lebensmittelkreislauf kommen darf. Eine Anordnung zur Schlachtung gibt es aber nicht. Eine Farce, findet der Bauer. „Die Regierung hat keine Tötung angeordnet, damit sie eine weiße Weste hat“, schimpft der Schweinehalter. „Was soll ich denn sonst mit meinen Tieren machen?“
Schweinehalter in der Region
Darauf hat ihm auch das bayerische Umweltministerium nach mehreren Anrufen keine Antwort gegeben. „Man konnte mir nicht weiterhelfen. Das sei mein Problem, hat man mir gesagt.“ Jetzt ist der Bauer ratlos. So wie ihm geht es derzeit wohl einigen Schweinehaltern in der Region. Das Fleisch von insgesamt 11 900 Tieren darf nicht mehr in den Handel gelangen. Nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sind neun Höfe in Schwaben betroffen. Zwölf Betriebe mit rund 10 100 Schweinen wurden wieder freigegeben. In fünf weiteren, bei denen das Antibiotikum zwar im Futter, nicht aber im Urin der Tiere gefunden wurde, müssen nochmals Tests durchgeführt werden. „Wir können nicht sagen, was mit dem Fleisch passiert. Entscheidend ist nur, dass es nicht als Lebensmittel verwendet werden darf“, sagt Claudia Schuller, Sprecherin des Landesamtes.
Unterdessen hat die Firma Ehrmann zugesichert, die betroffenen Landwirte für alle Kosten zu entschädigen. Die Molkerei mit Sitz in Oberschönegg (Kreis Unterallgäu) hatte das Futtermittel kostenlos an die Bauern in der Region abgegeben. „Wir stehen mit jedem einzelnen Landwirt in Kontakt“, berichtet Pressesprecher Gunther Wanner. „Je nach Größe des betroffenen Hofes und je nachdem, ob er wieder freigegeben wurde, wollen wir für jeden Bauern eine individuelle Lösung finden.“ Wie hoch die finanzielle Entschädigung sein wird, dazu wollte sich Wanner nicht äußern. Denn noch könne man „den gesamten Schaden nicht greifen“.
Wie hoch sein persönlicher Schaden ist, weiß auch der betroffene Bauer nicht, dessen Schweine wohl getötet werden müssen, „wenn nicht noch ein Wunder passiert“. „Ich hoffe, dass der finanzielle Ausgleich von Ehrmann stimmt“, sagt er. Während seine Schweine noch im Stall stehen, mussten andernorts schon die ersten Tiere getötet werden. Im Landkreis Günzburg etwa wurden 160 Schweine auf einem Laster zum Schlachthof gebracht. Auch im Landkreis Dillingen wurden am Donnerstag Tiere zur Notschlachtung abtransportiert.
Gegen die Tötung der mit dem Antibiotikum belasteten Schweine machen nun Tierschützer mobil. Der Verein „Die Tierfreunde“ kritisierte die Keulung der Schweine als illegal und will Anzeige gegen Bayerns Umweltminister Marcel Huber erstatten. Dass bald wütende Tierschützer auf seinen Hof kommen und ihn bedrohen könnten, fürchtet auch der Schweinemäster, der nicht weiß, was er mit dem Fleisch der vielen hundert Tiere in seinem Stall anfangen soll. „Das ist doch alles eine Riesensauerei.“
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