Abgas-Skandal: VW verhält sich peinlich
Was zurzeit bei Volkswagen passiert, ist für viele ein Verrat an der Kindheit. Das Unternehmen hat viel Vertrauen verloren - auch aus Größenwahn.
Volkswagen, das ist Kindheit. Im Käfer zu viert an den See. Da war genug Platz für Luftmatratzen, aufblasbare Delfine und Picknickkörbe. Das ginge heute bei vielen nicht ohne einen wuchtigen SUV. Und wie schön war es, im VW-Bus, einem Bulli, mit langen Haaren, Pink-Floyd Kassetten und guten Freunden quer durch Europa zu fahren. Oder Landpartien im Golf-Cabrio, in den 80ern eher was für frisch verliebte Popper, die braven Gegenstücke zu harten Punkern. So Sascha-Hehn-Typen eben.
Volkswagen ist mehr als ein Auto-Konzern. Volkswagen war ein Lebensgefühl, auch in Amerika. Umso mehr schmerzt es, wie auf kurzfristigen Profit geeichte Manager mit der Marke umgegangen sind. Sie tun allen Käfer-, Bulli- und Golf-Freunden in der Seele weh. Ja, sie haben die Seele des Unternehmens verraten. Volkswagen stand für deutsche Auto-Tugenden wie Qualität, Gewissenhaftigkeit und Ehrlichkeit. Doch es kam Größenwahn ins Spiel.
VW setzte Führungskräfte unter Druck
VW-Patriarch Piëch wollte unbedingt den größten Autokonzern der Welt erschaffen. Dabei ist Größe kein Wert, oft eher eine Gefahr. Wer mit der Brechstange nach oben will, setzt Führungskräfte derart unter Druck, dass sie zu tricksen beginnen.
Aus Tricksen wird Täuschen und aus Täuschen Betrug. Und das alles, um in Amerika endlich richtig einen Fuß in die Tür zu bekommen. Jetzt ist der Fuß eingequetscht. VW verschenkt zur Beruhigung der Kunden Gutscheine. Aus dem stolzen Unternehmen ist ein Baldrian-Konzern geworden. Volkswagen, das ist derzeit vor allem peinlich. Man schämt sich als Deutscher fremd und ist traurig, was aus unserer wunderbarn Käfer- und Bulli-Firma geworden ist.
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