Mehr Konkurrenz und weniger Konsum: Bayerns Brauer unter Druck
Bayerns Brauer stehen unter Druck: Die Konkurrenz aus dem In- und Ausland kopiert bayerische Spezialitäten, so dass der Absatz sinkt.
Lädt der Bayerische Brauerbund zum Jahresgespräch ein, könnte es sich ebenso gut um eine PR-Veranstaltung für bayerisches Kulturgut handeln. Präsident Georg Schneider steht im dunkelbraunen Janker vor einer historischen Karte des Freistaates, neben ihm eine junge Frau mit Dirndl und geflochtenem Haar, durch die blau karierten Fenster fällt nur wenig Licht auf die beiden. „Das Bier gehört zu Bayern wie der Apfel zum Apfelbaum“, sagt Schneider bedeutungsschwer.
Doch die weiß-blaue Gerstensaftidylle ist in Gefahr. Nachahmer außerhalb des Freistaates machen den heimischen Brauern zunehmend zu schaffen. Nationale und internationale Konkurrenten produzieren typisch bayerische Sorten wie Weißbier, Helles, Keller- oder Landbier mittlerweile oft selbst. „Sie wollen eine bayerische Herkunft ihrer Produkte vortäuschen und vom exzellenten Ruf unserer Biere profitieren“, kritisiert Schneider, der die niederbayerische Brauerei Schneider Weisse leitet.
Absatz ist um 1,1 Prozent zurückgegangen
Er ist sich sicher: Der Druck durch Nachahmer ist mitverantwortlich für sinkende Verkaufszahlen der bayerischen Bierproduzenten. Um rund 1,1 Prozent ist der Absatz 2016 gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Oder anders ausgedrückt: 23,5 statt zuvor knapp 23,8 Millionen Hektoliter Bier. Auffällig: Das Minus resultiert ausschließlich aus dem Inland. Der Binnenabsatz verzeichnet für 2016 einen Rückgang von 2,9 Prozent. Das liegt nicht nur an den außerbayerischen Herstellern. Der Pro-Kopf-Bierkonsum sinkt in Deutschland seit Jahrzehnten. Knapp 106 Liter jährlich trinkt jeder Bundesbürger im Schnitt. Zum Vergleich: Mitte der 70er Jahre waren es noch über 150 Liter. Dazu kommt eine schrumpfende Bevölkerung. „In den kommenden 20 Jahren verlieren wir in der Gruppe der 20- bis 60-Jährigen zehn Millionen Konsumenten“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Brauerbundes, Lothar Ebbertz. Einwanderer würden die Statistik kaum verbessern. „Sie haben in der Regel eine geringere Affinität zu Bier als Einheimische.“
Bayerisches Bier im Ausland beliebt
Doch es gibt Lichtblicke. Bayerisches Bier ist im Ausland gefragt wie nie. 5,2 Millionen Hektoliter Export bedeuten einen neuen Rekord – laut Brauerbund der siebte in Folge. Verantwortlich dafür ist vor allem China. Die Lieferungen in die Volksrepublik haben sich in den vergangenen zehn Jahren verdreißigfacht. Mit über 600000 Hektolitern steht China mittlerweile auf Platz zwei der Exportliste, übertroffen nur noch vom Spitzenreiter Italien. Es folgen Belgien, Schweiz und die USA. „Wir wissen nicht, was die Abschottungspolitik der USA für unsere Bierexporte bedeutet“, gibt Präsident Schneider zu bedenken.
Auch so gibt es in der Branche neue Entwicklungen. Etwa die zu alkoholfreiem Bier. Dessen Absatz nimmt kontinuierlich zu, im vergangenen Jahr bayernweit um 4,5 Prozent. Der Trend geht außerdem zu neuen, unkonventionellen Rezepturen. Stichwort: Craftbeer, also handwerklich gebrautes Bier.
Besonders ausgefallene Kreationen, wie beispielsweise mit Früchten oder Kräutern, lässt das Bayerische Reinheitsgebot gar nicht zu. Dabei soll es bleiben. Man dürfe sich wegen „einigen wenigen Hektolitern“ der außergewöhnlichen Biersorten nicht das Fundament des bayerischen Bieres „kaputtschießen lassen“, betont Schneider: „Wir müssen authentisch bleiben.“ Heißt auch: die Wahrung der bayerischen Kultur. Mit Janker, Dirndl und original bayerischem Bier.
Die Diskussion ist geschlossen.