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Integration
08.08.2017

Von null auf Geselle

Vor fast vier Jahren kam Saliou Sylla nach Deutschland. Er verstand zunächst kein Wort und hat nun in Rekordzeit seine Ausbildung beendet. Wie das gelingen konnte

Als Saliou Sylla seinen Gesellenbrief bekommt, ist er gerade etwas mehr als dreieinhalb Jahre in Deutschland. Hat seine Heimat hinter sich gelassen, seine Familie und miterlebt, wie vier Menschen auf dem Mittelmeer an Durst und Hunger gestorben sind. Mit gerade mal 20 Jahren hat er all das überstanden und ist ein gutes Beispiel dafür, wie es gelingen kann, geflüchtete Menschen schnell in den Arbeitsmarkt zu integrieren.

Im November 2013 kam Sylla in der Bayern-Kaserne in München an und wusste sofort: Dort will er nicht bleiben. Er hatte keine Lust, herumzusitzen und zu warten. „Das war voll langweilig“, sagt er. Er wollte arbeiten. Davor war er fast zwei Monate unterwegs. Floh, nachdem seine Mutter in der Heimat Mali von Islamisten ermordet worden war, mit dem Vater und der Schwester in den Senegal. Zog alleine weiter nach Mauretanien und Marokko. Saß drei Wochen im Gefängnis. Dann sagten ihm die marokkanischen Behörden, er käme frei, wenn er verschwinde. Das tat der 17-Jährige. Er setzte sich in ein Boot. Irrte mit anderen Menschen eine Woche über das Mittelmeer, bis endlich Hilfe kam. „Wenn ich heute daran denke, ist es verrückt“, sagt der 20-Jährige. Er ist sich bewusst, wie viel Glück er hatte.

Weil er darauf bestand, eine Ausbildung zu machen, und alleine war, kam er nach Dürrlauingen (Landkreis Günzburg) ins Berufsbildungs- und Jugendhilfezentrum Sankt Nikolaus. Dort machte er eine Lehre zum „Fachpraktiker Holz“. Der Beruf ist dem Schreiner ähnlich und endet ebenfalls mit einer Gesellenprüfung, die deutschlandweit einheitlich ist, und die Sylla gerade bestanden hat. So wie vier andere Flüchtlinge aus der Einrichtung.

Das Besondere am Dürrlauinger Modell ist, dass jeder Schüler individuell betreut wird. Fünf Stunden am Tag lernten die jungen Leute Deutsch, daneben wurden sie in ihren Berufen ausgebildet. Bei Flüchtlingen hatten seine Mitarbeiter zwar keine Routine, sagt Konrad Fath, der die Einrichtung leitet, aber sie wussten, wie man Jugendliche betreut. Denn das Berufsbildungswerk kümmert sich seit fast 100 Jahren um Jugendliche mit „Startschwierigkeiten“.

„Das erste Lehrjahr war sehr hart“, erinnert sich Sylla. Vor allem, weil er so wenig Deutsch verstand. „Im zweiten ging es besser und im dritten noch besser“, sagt er. Die Sprache, das betonen alle Experten, die sich mit der Ausbildung von Geflüchteten beschäftigen, ist das wichtigste Element. „Die Schüler lernen, was eine Waage ist und was Wasser ist. Aber was eine Wasserwaage ist, lernen sie nicht“, erzählt Winfried Karg, Sprecher der Katholischen Jugendfürsorge, zu der Sankt Nikolaus gehört. Deshalb wird Flüchtlingen im Regelfall in Berufsintegrationsklassen zwei Jahre lang Deutsch beigebracht. Erst dann machen sie eine Ausbildung, erzählt Fath. Das dauere natürlich länger. Sylla machte alles auf einmal. Und überzeugte.

Während eines Praktikums arbeitete er im Betrieb von Kathrin Littwin. Sie ist Geschäftsführerin der Firma Littwin in Offingen. Der Betrieb baut Rollläden, Markisen, Garagentore, Türen und Fenster – und sucht händeringend nach Monteuren. Deshalb war Littwin auch froh, als sie Sylla kennenlernte. „Egal mit welchem Team er unterwegs war, alle sagten zu mir: Dem muss man nicht alles erklären, der sieht, wo Hilfe benötigt wird, und packt mit an“, erinnert sie sich. Also bot Littwin dem 20-Jährigen einen Job an. „Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn der Flüchtlingswelle sehr skeptisch war. Als ich die Bilder all dieser Menschen sah, dachte ich, die können wir nie aufnehmen“, sagt sie. Doch als sie Sylla kennenlernte, verflog ihre Skepsis. „Es ist was anderes, wenn man den Menschen persönlich sieht und seine Geschichte erfährt.“ Und Mitarbeiter zu finden ist für die Unternehmerin nicht mehr so einfach. „Früher mussten Kunden vom Auftragseingang bis wir zu ihnen gekommen sind sechs Wochen warten. Heute sind es zwölf“, sagt sie. Der Grund: Es gibt kaum Handwerker.

Ein Blick in die Zahlen zeigt, dass viele Unternehmer in der Region gerne einen Flüchtling beschäftigen würden. Alleine für das kommende Jahr haben sich etwa bei der Industrie- und Handelskammer Schwaben 111 Betriebe gemeldet, die explizit einen Flüchtling als Auszubildenden einstellen möchten, erzählt Josefine Steiger, die dort den Bereich Ausbildung leitet. Insgesamt lernen momentan 700 junge Menschen mit Fluchthintergrund einen Ausbildungsberuf bei der IHK. Bei der Handwerkskammer für Schwaben kämen 300 dazu, sagt Sprecherin Monika Treutler-Walle.

Für die Unternehmer bleibt aber eine Ungewissheit, denn sie wissen nie, ob der Asylbewerber nicht doch abgeschoben wird. Das erzählt auch Kathrin Littwin. Denn zuerst musste Sylla bangen, ob er überhaupt eine Arbeitserlaubnis bekommt – und in ihrem Unternehmen anfangen darf. Nun hat er sie, weiß aber nicht, wie lange er in Deutschland bleiben darf. „Für mich als Unternehmerin ist das ein Risiko. Weil ich ihm noch das spezifische Wissen für unsere Arbeit beibringen muss. Das dauert ein bis zwei Jahre“, sagt sie. Dennoch lässt sie sich darauf ein.

Auf ganz Deutschland lässt sich das Modell aus Dürrlauingen nicht übertragen. Es wäre zu teuer. Dazu kommt, dass die Strukturen dort über Jahre gewachsen sind, sagt der Leiter Fath. „Aber wir haben gezeigt, wie es gehen kann.“

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