Komet Ison: Am Morgenhimmel ist er schon zu sehen
Komet Ison ist jetzt am Morgenhimmel zu sehen - zumindest mit dem Fernglas. Von dem erwarteten "Jahrhundert-Kometen" ist der Schweifstern allerdings noch entfernt.
Komet Ison aus den eisigen Randbezirken unseres Systems ist im Anflug auf die Sonne und könnte zu einem beeindruckenden Anblick werden - wenn alles klappr. Astronomen erhoffen sich von ihm einen Einblick in die Entstehungsgeschichte des Sonnensystems, die zum Teil in dem "schmutzigen Schneeball" eingefroren ist, und zur Entstehung des Lebens auf der Erde.
Allerdings ist noch nicht sicher, wie sich der Schweifstern entwickelt. Am 28. November wird Ison haarscharf an der Sonne vorbeirasen. Ob er dabei zerbricht, komplett verdampft oder im Gegenteil spektakulär erstrahlt, ist völlig offen, wie Hermann Böhnhardt vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung (MPS) im niedersächsischen Katlenburg-Lindau erläutert.
Ison passiert die Sonnenoberfläche in knapp 1,2 Millionen Kilometern Abstand, das ist etwas weniger als der Durchmesser der Sonne. "An der Oberfläche des Kometen wird es 1500 bis 2000 Grad Celsius heiß - das wird ein besonderer Stresszustand", betont Böhnhardt.
Komet Ison ist nicht so hell wie erwartet
"Am Morgenhimmel ist der Komet Ison mit dem Fernglas jetzt schon zu sehen - wenn das Wetter mitspielt. Das Problem ist der November", sagt Jost Jahn von der Vereinigung der Sternfreunde, dem größten Amateurastronomen-Verband Deutschlands. "Nach dem jetzigen Stand ist Ison nicht so hell wie erwartet."
Nach Auskunft des Verbandes wird ab Mitte November zudem das helle Licht des zunehmenden Mondes die Sicht auf den Kometen einschränken. Falls Ison die Passage an der Sonne vorbei übersteht, wird er in der ersten Dezemberhälfte morgens wahrscheinlich sogar mit bloßem Auge zu beobachten sein. Kurz vor Weihnachten ist der Komet dann zwar die gesamte Nacht zu sehen, aber nur mit Fernglas.
Ison wurde am 21. September 2012 mit einem Teleskop des International Scientific Optical Network (Ison/Internationales wissenschaftliches Netz optischer Teleskope) entdeckt, nach dem er auch benannt wurde.
Kometen kommen aus den Außenbezirken unseres Sonnensystems. Damit eröffnen sie den Astronomen die Möglichkeit, die Regionen zu erkunden, wo die Ursprungsmaterialien des Systems aus seiner Entstehungszeit vor rund 4,6 Milliarden Jahren weitgehend unverändert eingefroren sind. Die Analyse auftauender Kometen erlaubt somit eine Art Archäologie des Sonnensystems. Ison ist dafür ein besonderer Kandidat: "Im Vergleich zu anderen Kometen, die wir beobachtet haben, gilt Ison als Frischling", erläutert Böhnhardt. "Er ist bisher kaum verändert worden durch Sonneneinstrahlung."
Möglicherweise ist Ison das erste Mal im Sonnensystem
Möglicherweise ist es sogar sein erster Besuch im inneren Sonnensystem, wie Jian-Yang Li vom Planetary Science Institute in Tucson betont. "Die während seiner Annäherung an die Sonne erwartete große Helligkeit des Kometen erlaubt viele wichtige Messungen, die bei den meisten anderen frischen Kometen unmöglich sind."
Auch für die Erdgeschichte ist Ison interessant. "Bis heute ist ungeklärt, woher das Wasser der Ozeane kommt", sagt Böhnhardt. "Kometen enthalten etwa zur Hälfte Wasser. Manche Theorien gehen davon aus, dass die Ozeane durch Kometeneinschläge entstanden sind." Auch Grundbausteine des Lebens könnten so auf die Erde gelangt sein. dpa/AZ
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