Schmerz wirkt schnell - die Psyche ist dabei bedeutend
Wenn körperlicher Schmerz eintritt, wirkt sich dieser nach wenigen Minuten auch auf die Psyche aus. Diese Feststellung hilft, chronische Schmerzen mit neuen Ansätzen zu behandeln.
Eine Untersuchung an der Technischen Universität München (TUM) hat ergeben, dass körperlicher Schmerz schon nach wenigen Minuten Reize in emotionalen Bereichen des Gehirns auslöst. "Das Ergebnis hat uns selbst sehr verblüfft", gab Neurologe Markus Ploner vom TUM-Klinikum rechts der Isar zu. "Der Schmerz hat über die zehn Minuten nur noch ganz wenig zu tun mit dem was objektiv passiert."
Die Erkenntnisse zur Entwicklung von Schmerz in Körper und Seele soll zukünftig neue Chancen bei der Diagnose und Behandlung von chronischen Schmerzen bieten. Denn je mehr Einflussfaktoren es gibt, desto mehr Möglichkeiten zur Bekämpfung des Schmerzes gibt es. Die Münchner Forscher stellten zum Beispiel fest, dass sich der Wahrnehmungsprozess verändert und zum emotionalen Prozess wird, wenn ein Schmerz über einen längeren Zeitraum hinweg andauert.
Chronischer Schmerz und Placebos: Was passiert in der Psyche?
Methodisch sei es schwer zu untersuchen, wie sich chronische Schmerzen auf die Psyche auswirken, so Ploner. Doch die Feststellungen zum emotionalen Prozess bei Schmerzen würden die Frage hervorrufen, wie das Empfinden von chronisch Kranken den anhaltenden Schmerz emotional aufnimmt. Ein weiterer Test der Münchner Forscher trägt zum Wissen über Schmerzen bei.
Dabei wurde festgestellt, dass der so genannte Placebo-Effekt von wirkstofffreien Mitteln bei Schmerzen hilft. Die dabei ablaufenden Reaktionen im Gehirn weisen zudem darauf hin, dass Schmerzpatienten oft aus psychischen Gründen keine Linderung durch Medikamente erfahren. Während einige Patienten auch ohne Wirkstoff Besserung fühlten, wirkte sich die negative Einstellung chronisch Kranker so aus, dass der Schmerz bestehen blieb. dpa/sh
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