So gefährlich ist der Vulkan Bardarbunga wirklich
Seit Tagen speit der Bardarbunga flüssige Lava. Wie gefährlich ist der Vulkan auf Island wirklich? Experte Christoph Meier aus Erlangen erklärt, was am Bardarbunga passieren kann.
Seit Wochen spukt der isländische Vulkan Bardarbunga glühende Lava aus. Immer wieder lassen sogenannte Schwarmbeben den Boden in der Gegend rund um den feuerspeienden Krater die Erde erzittern. Sie zeugen von der brodelnden Masse im Untergrund, die an die Erdoberfläche drängt.
Was für Außenstehende ein beeindruckendes, mitunter angsteinflößendes Naturschauspiel ist, verzückt die Geologen. "Das ist ein geologisch spektakuläres und wunderschönes Ereignis. Wir sehen das mit Freude", schwärmt Dr. Christoph Meier vom Lehrstuhl für Endogene Geodynamik an der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen.
Explodiert der Vulkan Bardarbunga?
Der Ausbruch des Bardarbunga, der die Menschen hierzulande in Aufregung versetzt, sei "im Prinzip geologische Normalität", sagt er. Da Island genau auf der Bruchlinie zweier auseinanderdriftender Kontinentalplatten liege, sind Vulkanausbrüche dort keine Seltenheit. Hinzu kommt, dass im Erdinnern unter der Insel im nördlichen Atlantik besonders hohe Temperaturen herrschen. Deshalb sei die austretende Lava im Augenblick auch noch sehr flüssig, ähnlich wie bei Eruptionen auf Hawaii. Das ermöglicht die beeindruckenden, bis zu 70 Meter hohen Lavafontänen, die zurzeit aus dem Bauch des Bardarbunga schießen.
Beier bezeichnet das Naturschauspiel rund um den Krater des Bardarbunga trotzdem als "relativ friedlich". Es sei zwar ein großes Ereignis, überrasche die Wissenschaftler aber nicht. Beier vermutet, dass sich der Ausbruch noch "eine Weile hinziehen" werde. "Die Intensität lässt sich aber schwer abschätzen", sagt der Geologe.
Eine Gefahr für den Menschen bestehe zum jetzigen Zeitpunkt nicht. Solange die austretende Lava noch so flüssig sei, bestehe kein Problem, beteuert Beier. Schwierigkeiten könnte der Bardarbunga bereiten, wenn das geschmolzene Gestein zäher wird, und sich wie ein Korken auf einer Flasche über die Austrittsstelle stülpt. In diesem Fall kann es passieren, dass der Vulkan in einem großen Knall explodiert. Beier beschwichtigt: "Im Moment gibt es keine Anzeichen für eine solche Entwicklung."
Vulkanausbruch des Bardarbunga könnte Flutwelle auslösen
Der rund 2000 Meter hohe Vulkan liegt unter dem größten Gletscher Islands, dem Vatnajökull. Trifft die glühende Lava auf das Gletschereis, kann es ebenfalls zu Explosionen kommen. Beier vergleicht die Reaktion mit einem Top heißen Wassers in den plötzlich Eis geworfen wird - nur in viel größerer Dimension.
Beim Auftreffen auf das Gletschereis kann sich zudem Asche bilden, die in die Atmosphäre dringt und den Flugverkehr beeinträchtigt. Bislang bilde sich jedoch keine Asche und das Flugverbot sei eher ein "lokales Ereignis", sagt Beier. Nicht zu vergleichen mit dem Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010, als bedingt durch eine stabile Wetterlage die aufsteigende Vulkanasche über Wochen den Flugverkehr behinderte. Bislang gab es jedoch noch keinen Kontakt zwischen der Lava und dem Gletschereis.
Gefährlicher seien gewaltige Seen aus Schmelzwasser, die sich unter dem Gletscher sammeln und in einer plötzlichen Flutwelle ins Tal rauschen. Die Isländer nennen dieses Phänomen "Jökulhlaup", wörtlich übersetzt: Gletscherlauf. Solche Flutwellen sind Beier zufolge in Island keine Seltenheit. Der Gletscher und der Vulkan würden intensiv beobachtet, um rechtzeitig auf solche Ereignisse reagieren zu können. Die vulkanerprobten Isländer gingen relativ gelassen mit dem Ausbruch des Bardarbunga um.
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