"Alarmierende Entwicklung": Nitrat im Grundwasser wird zum Problem
Die steigenden Nitratwerte im Grundwasser bereiten den bayerischen Trinkwasserversorgern zunehmend Sorgen. Schuld ist die intensive Landwirtschaft.
Die steigenden Nitratwerte im Grundwasser bereiten den bayerischen Trinkwasserversorgern zunehmend Sorgen. In bestimmten Regionen sei die Entwicklung alarmierend, sagte Markus Rauh vom Verband der Bayerischen Energie- und Wasserwirtschaft (VBEW) im Vorfeld der Fachtagung in Augsburg. Betroffen sind insbesondere Unterfranken, Teile Oberfrankens und der Oberpfalz. In Schwaben verläuft die Linie vom Ries ins Allgäu.
Der Gesetzgeber sei gefordert, betont Rauh mit Blick auf die Düngeverordnung, die zurzeit auf Bundesebene verhandelt wird. Denn die steigende Nitratbelastung ist eine Folge der landwirtschaftlichen Nutzung, die nicht zuletzt durch die Energiewende und dem damit verbundenen Biogas-Anlagenboom immer noch stärker intensiviert wird. Statt auf einen integrierten Pflanzenschutz zu setzen, werde die geplante Düngeverordnung durch die Landwirtschaftslobby ausgehöhlt, beklagt Dr. Franz Otillinger von den Stadtwerken Augsburg, dem drittgrößten Wasserversorger im Freistaat. Dabei sei die Düngeverordnung ein wichtiges Instrument. Dass man es nicht fürchten muss, weiß er aus Erfahrung.
„Wir sind immun gegen das, was draußen passiert“
Augsburg hatte in den 1980er Jahren auch ein Problem, weil die Nitratwerte im Trinkwasserschutzgebiet stiegen. Die Forderung der Bürger war klar: Sie wollen ihr Wasser auch künftig unbesorgt trinken können. Die Stadtwerke suchten nach einem Weg. Seit 25 Jahren setzen sie auf eine Kooperation mit der Landwirtschaft – und das mit großem Erfolg. „Wir leben heute auf einer Insel“, sagt Otillinger. Nitrat ist für ihn kein Thema mehr. „Wir sind immun gegen das, was draußen passiert.“
Die Stadtwerke schnürten ein Paket und bieten ihren Partnern eine „Menükarte“ an. Die Landwirte wählen zwischen Verträgen mit den unterschiedlichsten Auflagen und werden für ihre ökologischen Leistungen dementsprechend bezahlt. Finanziert werden unter anderem trinkwasserschonende Bodenbearbeitungsgeräte – nach dem Prinzip Hacken statt Spritzen. Inzwischen hat der Augsburger Wasserversorger 80 Prozent der Landwirte unter Vertrag.
Für Otillinger steht fest: In Bayern muss mehr in der Fläche passieren. Das betrifft nicht zuletzt die Ausweisung von Wasserschutzgebieten. Bislang sind es gerade mal fünf Prozent der Landesfläche. Es gebe Verfahren, die seit zehn Jahren anhängig sind. Zuständig sind die Landratsämter, die nahe an den Landwirten sind, der Widerstand ist groß. Die Verfahren kommen einfach nicht voran. „Mit fatalen Folgen für den Grundwasserschutz.“ Bayern sei hier kein Vorzeigeland.
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