Auf dem Land werden verzweifelt Apotheker gesucht
In Bayern machen jedes Jahr auf dem Land bis zu zwölf Apotheken dicht. Für diese Entwicklung gibt es zwei Gründe.
Wer in München eine Apotheke sucht, muss oft nur wenige Hundert Meter laufen. Auf dem Land sieht das ganz anders aus: Dort ist die nächste Filiale schon mal zehn Kilometer entfernt. Und die Lücken werden größer - jedes Jahr schließen in Bayern zehn bis zwölf Apotheken, wie Thomas Metz vom Bayerischen Apothekerverband berichtet. "Wir kriegen die ersten Auswirkungen des Nachwuchsmangels zu spüren." Gerade auf dem Land hätten die Apotheken oft Schwierigkeiten, einen Nachfolger zu finden. Denn die jungen, ausgebildeten Leute ziehe es eher in die Stadt.
"Auch, wenn ein Landarzt schließt, weil er zum Beispiel in Rente geht, wird es für die Apotheke im Ort schwierig", erklärt Metz einen weiteren Grund, warum Apotheken schließen. Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) versichert aber, dass die Versorgung in Bayern noch immer flächendeckend gesichert sei. Auch die AOK Bayern sieht keinen Anhaltspunkt, dass die Zahl der Apotheken im Freistaat nicht ausreichend wäre.
Die Münchner Pharmazie-Studentin Carolin Brandl kann sich gut vorstellen, für ihren Beruf auch an einen anderen Ort zu ziehen. "Nicht in jedes Bauerndorf", sagt sie. "Aber in eine kleinere Stadt durchaus." Die 23-Jährige kommt aus Germering bei München und will Apothekerin werden. Sie ist davon überzeugt, dass jeder Apotheker einen Job findet - sofern er bereit ist, seinen Wohnort zu wechseln.
Apotheken auf dem Land suchen verzweifelt Nachwuchs
Als Vorsitzende der Fachschaft beobachtet Brandl, dass gerade die Landapotheken verzweifelt nach Nachwuchs suchen. Gemeinsam mit anderen Pharmazie-Studenten an der LMU München sammelt sie aktuelle Stellenangebote und veröffentlicht sie auf der Internetseite der Fachschaft. Und tatsächlich: In vielen Orten Bayerns werden händeringend Apotheker gesucht. Im schwäbischen 4500 Einwohner-Ort Bellenberg zum Beispiel, in Bayerns südlichster Gemeinde Oberstdorf, in Soyen im Kreis Rosenheim oder in Naila in Oberfranken.
Bayernweit zählt der Apothekerverband derzeit rund 3200 Apotheken, rund 380 davon bieten in der Landeshauptstadt ihre Dienste an. Da kann es schon passieren, dass ein Apotheker fünf weitere Filialen aus seinem Fenster erblickt. "Konkurrenz ist da, das muss man klipp und klar sagen", sagt Ingo Beer, Filialleiter der Marien Apotheke im Zentrum. "Wenn es weniger Apotheken gäbe, hätten wir bestimmt mehr Kunden." Der Filialleiter weiß: Apotheken in der Großstadt können sich eigentlich nur noch abheben, indem sie sich spezialisieren. Die Marien Apotheke hat zum Beispiel einen Fokus auf HIV, Hepatitis und Diabetes.
Studentin Brandl beobachtet, dass in den Münchener Apotheken vor allem Laufkundschaft vorbeikommt. Je kleiner ein Ort aber sei, desto mehr Stammkunden habe eine Apotheke. "Man kennt dann die Probleme der Menschen, ihre Vorerkrankungen, und weiß sofort, wie man helfen kann." Das genau findet die 23-Jährige an dem Beruf so spannend. Schon seit ihrer Schulzeit habe es sie fasziniert, was Medizin im menschlichen Körper anstelle und wie die Wirkstoffe miteinander wirkten, erzählt sie. Zugleich betont Brandl: "Es geht nicht nur um die Arzneimittel, sondern um jeden Patienten ganz individuell." Jenny Stern, dpa
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