Bayreuther Festspiele sind stiller als in den Vorjahren
Die Festspiele in Bayreuth eröffnen dieses Jahr im Zeichen der Sicherheit. Im Vergleich zu den Vorjahren ist es stiller auf dem grünen Hügel. Auch der Medienrummel ist gering.
Die Taxifahrerin ist gesprächig. Und auf das Stichwort „Sicherheitslage“ hin wird sie noch gesprächiger. Unverblümt sagt sie, quasi im Sinne potenzieller Attentäter: „Heute würde es sich richtig lohnen.“ Um dann doppeldeutig fragend nachzuschieben: „Und Sie haben das Vergnügen, heute bei der Parsifal-Premiere dabei sein zu dürfen?“ Die Frau weiß gleichzeitig zu beunruhigen und zu beruhigen. Sie meint, die Sicherheitsvorkehrungen rund um das Bayreuther Festspielhaus seien optimal.
Aber sie weiß anscheinend auch ganz genau: „Der Staatsempfang nach der Vorstellung wurde nicht aus Trauer um die Münchner Attentatsopfer vom Freitag abgesagt, sondern aus Angst um einen neuen Anschlag.“ Schließlich fragt sie noch: „Jetzt habe ich Ihnen wohl die Aufführung vermiest?“
Bayreuther Festspiele: Sicherheitsvorkehrungen wurden verschärft
Ob die Sicherheitsvorkehrungen tatsächlich optimal sind, wissen wir natürlich nicht, aber es sieht ganz danach aus: Die Polizeipräsenz ist unübersehbar. Nicht nur der rote Teppich ist gestrichen, auch die Auffahrt auf den Grünen Hügel bleibt verboten. Die letzten Meter hat jedermann zu pilgern. Nicht einmal Fahrrad geht. Und als Musikkritiker hat man Akkreditierungszusage und Personalausweis vorzuzeigen (Listenabgleich!), bevor man überhaupt das Pressebüro betreten darf, wo man dann die Eintrittskarte erhält. Auch gilt, ausnahmslos für alle: Nur kleine Handtaschen sind erlaubt, und die werden gegebenenfalls inspiziert.
Doch nur wenige reagieren genervt darauf, dass Polizisten ihnen sagen, wo sie entlanglaufen müssen – und wohin sie nicht dürfen. „Wir sind überrascht, dass wir nur ein Mal durch Polizeikontrollen mussten“, sagt eine ältere Dame und lacht. Sie war aufgeregt, ob sie es pünktlich zur Aufführung schaffen würde – und nun ist sie mit ihren beiden Freundinnen eine Stunde zu früh dran. Aber die drei haben nur Lob übrig für die Polizei. Schnell sei alles gegangen, weil genug Beamte da seien, um alle zu überprüfen.
Vor dem Festspielhaus in Bayreuth ist es stiller als in den Vorjahren
Auch zwei andere Festspiel-Besucherinnen wollen sich die Freude nicht nehmen lassen. Die Ereignisse der Woche hätten sie nicht davon abgehalten, nach Bayreuth zu kommen, sagt die eine. „Niemals!“, ruft die andere. Dennoch, es ist sehr still vor dem Festspielhaus – stiller als in den Vorjahren. Der Medienrummel ist gering, nicht zu vergleichen mit früheren Jahren, und nur eine Handvoll Zaungäste ist zum Schauen gekommen; normalerweise ist der ganze Vorplatz voller Schaulustiger.
Auch wenn bekannte Gesichter zu sehen sind wie die Schauspieler Udo Wachtveitl und Edgar Selge, so fehlt doch viel Prominenz. Das gesamte bayerische Kabinett sagte nach den Attacken ab. Kanzlerin Angela Merkel, eigentlich Stammgast bei der Festspieleröffnung, hatte aber schon vor längerer Zeit mitgeteilt, dass sie aus Termingründen nicht kommen könne. (mit dpa)
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