Breite Empörung über Landrats-Feier für 120.000 Euro
Die teure Geburtstagsfeier für den Miesbacher Landrat Kreidl war offenbar nur die Spitze des Eisbergs. Jetzt legte das Innenministerium Zahlen vor.
Die Affären um den früheren Miesbacher Landrat Jakob Kreidl (CSU), seinen Stellvertreter Arnfried Färber (Freie Wähler) und die Spendierfreudigkeit der dortigen Kreissparkasse unter ihrem Ex-Vorstandschef Georg Bromme haben im Landtag noch einmal für breite Empörung gesorgt.
Abgeordnete aller Parteien verurteilten die Vorgänge aus den Jahren 2004 bis 2013 scharf. Es ging, wie aus einem gestern vorgelegten Bericht des Innenministeriums hervorgeht, um üppige Geburtstagsfeiern, Jagdausflüge und Reisen von Kommunalpolitikern, zweifelhafte Spenden und Geschenke, unzulässiges Sponsoring, einen hoch dotierten Beratervertrag und allerlei fragwürdige Geschäfte zwischen Sparkasse und Kommunen.
Die Aufarbeitung der Affären ist zwar schon weit vorangeschritten. Keiner der Verantwortlichen ist mehr im Amt. Und die Kreissparkasse Miesbach hat sich schon vor längerer Zeit dazu entschlossen, Schadenersatzforderungen in Millionenhöhe geltend zu machen. Doch erst die Gesamtschau der Vorgänge, die vom Innenministerium in einem 34 Seiten starken Bericht aufgelistet wurden, führte den Abgeordneten gestern die Dimension des Skandals vor Augen.
Die Kommentare fielen entsprechend aus. Der Vorsitzende des Innenausschusses, Florian Herrmann (CSU), zeigte sich „ziemlich sprachlos“. Sein Parteifreund Norbert Dünkel sagte: „Es fehlte jegliches Gefühl für den Umgang mit fremdem Geld.“ Eva Gottstein (Freie Wähler) sprach von einem „Sumpf, der sich hier auftut.“ Paul Wengert (SPD) nannte die Vorgänge „unglaublich“ und forderte weitere Nachprüfungen. Jürgen Mistol (Grüne) sagte: „Da waren offensichtlich Leute beisammen, die nicht wussten, was Anstand ist.“
Miesbach: Ganze Reihe von Pflichtverletzungen
Die 120000 Euro teure Geburtstagsfeier für Landrat Kreidl, zu der die Kreissparkasse knapp 80000 Euro beigesteuert hatte, und durch die der Skandal seinen Lauf genommen hatte, war offenbar nur die Spitze des Eisbergs. Die Ex-Chefs der Kreissparkasse Miesbach hatten sich dem Bericht zufolge einer ganzen Reihe von Pflichtverletzungen schuldig gemacht, indem sie Gemeinden zum Beispiel mit dem Ankauf der Geitauer Almen oder der Herzoglichen Schlossbibliothek in Tegernsee finanziell unter die Arme griffen.
Auch die Übernahme der Kosten für Renovierungen im Landratsamt oder im Rathaus Weyarn seien unzulässig gewesen. Heftig in der Kritik stehen obendrein eine 90000 Euro teure Abschiedsfeier, ein Geldgeschenk von 7500 Euro und ein Beratervertrag (5300 Euro pro Monat) für den Ex-Vorstandschef der Sparkasse. "
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