Das Mysterium um den Parkplatz "Hasen-Klo" an der A96
Ein Rastplatz an der A96 hieß bislang Hasenloh, genannt Hasen-Klo. Jetzt heißt er ganz anders. Ein besonderes Protokoll...
Es fing alles so harmlos an. Ein Leser der Memminger Zeitung wollte wissen, warum der Parkplatz „Hasenloh“ an der A 96 plötzlich in „Burgacker“ umbenannt worden ist. Schließlich sei der Parkplatz ja erst 2006 im Zuge des A 96-Weiterbaus eingerichtet worden. Keine uninteressante Frage. Aber die müsste sich ja mit einem Anruf bei der Autobahndirektion beantworten lassen – sollte man meinen. Tatsächlich passierte Folgendes:
Anruf Nummer 1, Autobahndirektion Süd in Kempten: „Es handelt sich hier um eine bundesweite Maßnahme“, erklärt Leo Weiß, stellvertretender Dienststellenleiter. Demnach sollen Parkplätze, die bislang den Namen einer Ortschaft tragen, nach und nach landschaftsbezogene Bezeichnungen erhalten. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass Autofahrer einen Parkplatz mit einer Abfahrt verwechseln. So wurde beispielsweise aus dem Parkplatz Kammlach der Parkplatz Kammlachtal (Hier gab es übrigens bereits öffentliche Diskussionen darüber, ob es nicht eigentlich Kammeltal heißen müsste. Letztlich können aber selbst Experten nicht sicher sagen, ob der betreffende Bach Kammel oder Kammlach heißt. Aber das ist eine andere Geschichte.)
Zurück zum Parkplatz Hasenloh und der Frage, warum man diesen in Burgacker umgetauft hat. Denn die Erklärung mit der Verwechslungsgefahr greift hier schlichtweg nicht. Schließlich gibt es weit und breit keinen Ort mit Namen Hasenloh. An dieser Stelle rät Weiß zu einem Anruf beim Unterallgäuer Landratsamt. Denn dieses sei 2006 angeschrieben und gefragt worden, ob man mit Hasenloh einverstanden ist. Weiter könne er nichts dazu sagen, da die Angelegenheit nicht über die Kemptener Dienststelle der Direktion, sondern direkt über München gelaufen sei.
Volksmund-Variante: Hasen-Klo
Anruf Nummer 2, Unterallgäuer Landratsamt: Laut Ulrike Klotz, Leiterin der Abteilung Öffentliche Sicherheit und Ordnung, hat die Autobahndirektion 2006 tatsächlich den Flurnamen Hasenloh vorgeschlagen. Daraufhin wandte sich das Landratsamt an die Gemeinde Holzgünz, auf deren Grund der Parkplatz liegt, und fragte nach, ob gegen Hasenloh etwas einzuwenden sei. Dabei stellte sich nach Klotz’ Worten folgendes heraus: Der Parkplatz liegt gar nicht auf dem Landstrich Hasenloh. Vielmehr gehört Hasenloh zur Gemeinde Ungerhausen. Deshalb schlug Holzgünz vor, den Parkplatz nach der hier richtigen Flurbezeichnung Burgacker zu benennen. Das wurde der Direktion mitgeteilt. Warum man sich dennoch für Hasenloh entschieden hat, kann Klotz nicht sagen. Aber vielleicht wüsste der Holzgünzer Bürgermeister Paul Nagler ja Näheres.
Anruf Nummer 3, Holzgünzer Rathaus: Nagler kann sich noch gut an die Anfrage erinnern und bestätigt die Aussagen von Klotz. Zudem habe er die Autobahndirektion damals noch darauf hingewiesen, dass der Volksmund aus Hasenloh sicher die Variante Hasenklo kreieren werde. Und in der Tat haben später ein paar Witzbolde in der Freinacht auf den 1. Mai die Hinweisschilder an der Autobahn entsprechend umgestaltet, weiß Nagler. Allerdings kann auch er die Frage nicht beantworten, warum der Parkplatz jetzt plötzlich anders heißt. Schließlich habe er sich im Nachhinein nie über den Namen Hasenloh beschwert.
Anruf Nummer 4, Autobahndirektion Süd: Auf erneute Anfrage will es nun auch Weiß genau wissen. Er bittet um einen Tag Zeit, der Sache auf den Grund zu gehen.
Anruf Nummer 5: Weiß meldet sich bereits eine Stunde später zurück. Er hat sich bei den zuständigen Kollegen schlau gemacht. Demnach kam der Vorschlag Burgacker zu spät bei der Direktion an, so dass die falschen Schilder zur Eröffnung des Parkplatzes angebracht wurden. Im Zuge der jetzigen Umbenennung anderer Parkplätze habe man kurzerhand auch die Hasenloh- gegen Burgacker-Schilder ausgetauscht. Dass dies bei Nacht und Nebel geschah, um wenig Aufsehen zu erregen, ist freilich reine Spekulation.
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