Das bayerische Gedächtnis 2.0
Zu seinem 100. Geburtstag will der Freistaat Bayern das Leuchtturm-Projekt "Museum der Geschichte" eröffnen. Mehrere Städte in unserer Region bewerben sich.
Als Ministerpräsident Horst Seehofer in seiner Regierungserklärung im Dezember 2008 ankündigte, er wolle „mittelfristig ein Museum zur Bayerischen Geschichte verwirklichen“, löste er im Landtag ungläubiges Staunen aus. „Warum braucht Bayern noch ein Landesmuseum?“, fragten sich viele Abgeordnete. Inzwischen sind die Kritiker verstummt. Allein die Grünen halten das Museum weiterhin für überflüssig. Und so wird das „Leuchtturm-Projekt“ voraussichtlich 2018 anlässlich des 100. Geburtstages des Freistaats Bayerns eröffnen. Ein Grund für den Stimmungsumschwung ist das Konzept von Richard Loibl. Der Direktor des Augsburger Hauses der Bayerischen Geschichte hat ein Museum der Zukunft entworfen – eine Art bayerisches Gedächtnis 2.0.
Kern des Museums ist ein riesiges Medienarchiv, die „Bavariathek“. Jeder Besucher kann sich hier Dossiers zusammenstellen und seine eigenen Ausstellungen planen. Es gibt ein Kino, in dem legendäre bayerische TV-Serien wie „Kir Royal“ oder „Monaco Franze“ laufen und zahlreiche 3-D-Animationen.
Im Vordergrund der Ausstellung steht die Geschichte des Freistaats nach 1918. Es geht um den Mythos Bayern, die Verbindungen von Tradition und Moderne sowie den Strukturwandel der vergangenen Jahrzehnte.
Etwa 30 bayerische Städte und Gemeinden interessieren sich für das Museum, darunter Augsburg, Neuburg an der Donau, Babenhausen und Höchstädt. Die Bewerbungsunterlagen haben auch Kempten und Bad Grönenbach (Kreis Unterallgäu) angefordert. Ob die kreisfreie Stadt und die Marktgemeinde aber tatsächlich den Hut in den Ring werfen, ist fraglich. Klar scheint jedenfalls, dass das Geschichtsmuseum außerhalb Münchens angesiedelt werden soll. Die Frist läuft an diesem Freitag ab. Jeder Bewerber muss zwei Standorte vorschlagen – einen bebauten und einen unbebauten. Die Staatsregierung hat den interessierten Städten strenge Vorgaben gemacht. So soll der Standort ein symbolträchtiger Ort für die Geschichte Bayerns sein. Er muss für Schulklassen aus dem ganzen Land gut erreichbar und an exponierter Stelle der Stadt gelegen sein – bevorzugt in einem kulturellen Umfeld.
Die Auswertung der Bewerbungen übernimmt Richard Loibl mit seinem Team in Augsburg. Die Standortentscheidung trifft die Staatsregierung im Oktober 2011.
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