Drei von vier Bayern schlafen schlecht
Die Zahl der Menschen mit Schlafproblemen ist laut einer Studie stark angestiegen. Woran das liegt – und was die Experten den Betroffenen raten.
In Bayern leiden immer mehr Menschen an einer Schlafstörung. Das ist das Ergebnis des Gesundheitsreports der DAK-Gesundheit, den die Krankenkasse am Dienstag in München vorgestellt hat. Als die DAK 2010 zuletzt den Schwerpunkt ihrer Studie auf das Thema Schlaf gelegt hatte, gab noch gut die Hälfte der befragten Erwerbstätigen in Bayern an, mit dem Schlafen überhaupt keine Probleme zu haben. Das sagen jetzt nur noch 22 Prozent. Rund drei Viertel haben regelmäßig Probleme beim Einschlafen oder schaffen es nicht, die ganze Nacht durchzuschlafen. Mehr als ein Viertel der Arbeitnehmer hat sogar drei Mal pro Woche oder häufiger Schlafprobleme.
Das zeige, Schlafstörungen seien „kein Nischenproblem“, erklärt Sophie Schwab, Leiterin der DAK-Gesundheit in Bayern. Auch der Anteil der Menschen, die unter schweren Schlafstörungen, sogenannten Insomnien, leiden, ist um 15 Prozent gestiegen. Aus der Studie ergibt sich, dass etwa sieben Prozent der Arbeitnehmer in Bayern mit so einer schweren Störung kämpfen. Im Auftrag der Krankenkasse hatte das Institut für Gesundheits- und Sozialforschung (IGES) bundesweit mehr als 5000 Erwerbstätige zwischen 18 und 65 Jahren befragt.
Schlechter Schlaf kann zu Leistungsminderung führen
„Schlechter Schlaf kann zu erheblicher Leistungsminderung führen“, warnt Schwab. Auch das Risiko für eine Reihe von Krankheiten steige. Einerseits für körperliche Erkrankungen wie Herzstörungen und Bluthochdruck. Auf der anderen Seite auch für psychische Krankheiten wie Angststörungen oder Depressionen. „Möglicherweise besteht hier ein Zusammenhang mit dem starken Anstieg der Krankmeldungen bei den psychischen Erkrankungen“, sagt Schwab. 2016 gab es in Bayern sieben Prozent mehr Krankmeldungen wegen psychischer Probleme als im Vorjahr.
Die Krankenkasse sieht veränderte Arbeitsbedingungen als einen Grund für den gestiegenen Anteil der Schlecht-Schläfer. Nachtschichten und Arbeiten an der Grenze zur Leistungsfähigkeit erhöhen das Risiko einer starken Schlafstörung. So leidet von den Menschen, die achtmal oder häufiger im Monat nachts arbeiten, bundesweit jeder Fünfte an einer schweren Schlafstörung. Bei den Menschen, die häufig an der Grenze zur Leistungsfähigkeit arbeiten, ist es sogar jeder Vierte. Problematisch sei auch, wenn Arbeitnehmer nach Feierabend erreichbar sein müssen. Unter denjenigen, die in ihrer Freizeit ein hohes Maß an Erreichbarkeit aufweisen, haben 12,7 Prozent eine Insomnie. Ein weiteres Problem sei, womit sich die Befragten vor dem Schlafengehen beschäftigen. 83 Prozent schauen häufig direkt vor dem Schlafen Filme oder Serien, 70 Prozent beschäftigen sich mit Laptop, Smartphone oder Tablet. Jeder Zehnte liest vor dem Schlafengehen berufliche Mails oder plant seinen Arbeitstag.
Schlafstörungen nicht unterschätzen
Nur fünf Prozent der Bayern suchen wegen Schlafstörungen einen Mediziner auf. Die DAK warnt davor, Insomnien zu unterschätzen. Denn selbst von den Betroffenen waren 70 Prozent noch nie deswegen beim Arzt. Ein Fehler, wie auch Hans Förstl, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie und des Schlafmedizinischen Zentrums der TU in München, sagt. Der richtige Zeitpunkt, um zum Arzt zu gehen, sei, „wenn man anfängt, sich zu ärgern oder wenn man sich Sorgen macht“. Er rät, zuerst den Hausarzt aufzusuchen. Der erkenne mögliche Zusammenhänge am besten. Der schlechte Schlaf könne zum Beispiel auch mit der Ernährung zusammenhängen. Wichtig sei, nicht zu verkrampfen – denn wer verkrampft, komme nicht zur Ruhe.
Obwohl nur ein kleiner Teil der Menschen mit Schlafproblemen zum Arzt geht, nehmen 7,4 Prozent der Befragten Schlafmittel ein. „Die Tablette ist, zumindest meistens, nicht die Lösung“, sagt Förstl. Für eine erholsame Nachtruhe seien die Schlafphasen wichtig. Diese werden von vielen Tabletten wie auch von Alkohol durcheinandergebracht.
Im Vergleich sehen die Zahlen in Bayern in nahezu allen Bereichen ein bisschen besser aus als im Bundesdurchschnitt. Aber: Die Unterschiede seien nicht signifikant, warnt Susanne Hildebrandt vom IGES: „Ich würde mich nicht trauen, zu sagen: Bayern schläft besser.“
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