Ekelfleisch-Ladung wurde im Internet gebucht
Miroslav Strecker hat nicht weggesehen und so den Gammelfleischskandal um die Wertinger Firma Wertfleisch aufgedeckt. Gegenüber unserer Zeitung berichtet der Lastwagenfahrer, wie er den dubiosen Machenschaften auf die Spur kam.
Wertingen (hogs) - Das erste Mal hat Lastwagenfahrer MiroslavStrecker am vergangenen Freitag gestutzt, als er bei der WertingerFirma Wertfleisch vorfuhr. In den Frachtpapieren hatte er gelesen, dasser K 3-Ware, also "nicht für den menschlichen Verzehr geeignetesFleisch" geladen hatte. "Als ich ankam, stand da ,Wurst- undFleischfabrik'. Ich habe mich gefragt, was meine Ladung hier zu suchenhat", berichtet der 49-jährige Kraftfahrer gegenüber unserer Zeitung.
DasNächste, was ihm komisch vorkam: Als er den Lkw geparkt hatte, habeWolfgang L. (56), der Hauptverdächtige im neuen Fleischskandal undEhemann der Geschäftsführerin, ihn angewiesen, den Lastwagen so zuparken, dass keiner sieht, was ausgeladen wird.
Und zum Dritten:Als die minderwertige Fleischware abgeladen wurde, habe Wolfgang L.eigenhändig die Aufkleber mit der Aufschrift "K 3 - nicht für denVerzehr geeignet" abgerissen, zusammengeknüllt und in die Hosentaschegesteckt.
Auf dem Rückweg hat Miroslav Strecker dann die Polizeigerufen. "Ich will selbst schließlich auch kein solches Fleischvorgesetzt bekommen", sagt der couragierte Brummifahrer. Die Speditionaus dem Landkreis Esslingen, für die Strecker arbeitet, fahre sonstnicht für Wertfleisch. Das Geschäft sei mehr oder weniger zufälligzustande gekommen. Strecker kam aus Spanien, der Lkw war beladen mitMelonen. Die lieferte er in Schleswig-Holstein ab. Auf dem Rückweg nachSüddeutschland wäre Streckers Truck leer gewesen. Die Spedition kauftedaher übers Internet, wie es in der Branche üblich ist, eine Ladung -eben das K 3-Fleisch für die Wertinger Wertfleisch GmbH. SeineVorgesetzten hätten ihn für sein Verhalten gelobt. Er habe gut reagiert.
DieMemminger Staatsanwaltschaft arbeitet intensiv an der Aufarbeitung desSkandals, den der Kraftfahrer aufgedeckt hat. "Alle Geschäftsvorgängevon Wertfleisch werden überprüft", so Sprecher Jürgen Brinkmann.Ermittelt wird gegen Wolfgang L., seine Ehefrau, die nichts von denManipulationen gewusst haben soll, und den Lieferbetrieb inSchleswig-Holstein.
Wie berichtet, war der Vorgängerbetrieb derjetzt geschlossenen Firma schon 1990 wegen Fleischbetrügereiengeschlossen, und Wolfgang L. damals zu einer Gefängnisstrafe verurteiltworden.
Die Diskussion ist geschlossen.