Hubert Haderthauer packt aus
Hubert Haderthauer hat im Prozess zur Modellbau-Affäre ausgesagt. Er redete lange zu den Vorwürfen wegen Betrugs und Steuerhinterziehung - der Richter ist trotzdem unzufrieden.
Dann also beginnt sie, die so lange erwartete Aussage von Hubert Haderthauer. Die Aussage, mit der der wegen Betrugs und Steuerhinterziehung angeklagte, vorläufig vom Dienst suspendierte Ingolstädter Landgerichtsarzt und Ehemann der wegen der Modellbau-Affäre zurückgetretenen Staatskanzleichefin Christine Haderthauer (CSU) „seine Person, sein Handeln und Denken“ darlegen möchte. Es ist kurz nach 9.30 Uhr, als er mit ruhiger Stimme zu sprechen beginnt. Und als er nach etwa zwei Stunden, in denen er die mit seinem Verteidiger Norbert Scharf erarbeitete Erklärung frei und souverän vorträgt, endet, ist manches klarer. Teilvorwürfe sind eingeräumt. Aber manche Frage bleibt auch offen.
Haderthauer hatte die Unternehmensgeschichte von Sapor Modelltechnik als in der Bilanz wenig lukrativ dargestellt. Allen Beteiligten sei nicht bewusst gewesen, dass es eigentlich keinen Markt für diese Modelle gebe. „Das war unser größter Fehler.“ Er habe viel Geld in die Firma gesteckt, habe sich immer wieder Beträge bei seiner Schwiegermutter leihen müssen. Insgesamt etwa fast 180.000 Mark. Manchmal seien die Firmenkonten im sechsstelligen Bereich im Soll gewesen.
Der Vorsitzende Richter der 5. Strafkammer, Rupert Heindl, wird wenig später den Satz sagen: „Ich anerkenne, dass in ihrer Erklärung viel Arbeit steckt. Aber an der ein oder anderen Stelle vermisse ich eine konkrete Zahl sehr.“ Heindl moniert: „Wir hören immer vonseiten der Verteidigung, hier Verluste, da Verluste.“ Aber es gebe auch Gewinnermittlungen. Diese passten nicht dazu. Heindl: „Man könnte auch auf die Idee kommen, dass da Geld entnommen wurde.“
Modellbau-Affäre führte zum Prozess gegen Hubert Haderthauer
Zur Erinnerung: Die Betrugs-und Steuerhinterziehungs-Vorwürfe, die die Staatsanwaltschaft München II in Person von Staatsanwalt Achim von Engel gegen Haderthauer erhebt, drehen sich um die Firma Sapor Modelltechnik. An dem Unternehmen waren die Haderthauers nacheinander bis 2008 beteiligt.
Unternehmenszweck war der Vertrieb von aufwändigst produzierten und hochwertigen Oldtimer-Modellen, die in den Bezirkskrankenhäusern Ansbach und Straubing im Laufe der vergangenen Jahrzehnte von psychisch kranken Straftätern im Maßregelvollzug während einer sogenannten Arbeitstherapie gefertigt wurden. Der genialische Konstrukteur, ohne den es die Modelle nicht gäbe, ist der verurteilte Dreifach- mörder Roland S.
Der gelernte Stahlbauschlosser war damals nach seiner Verurteilung Ende der 80er Jahre in Ansbach untergebracht worden, als Haderthauer dort seine Laufbahn begann. Jahrzehnte später ist die Verbindung der beiden Gegenstand der Gerichtsverhandlung.
Richter bohrt bei Hubert Haderthauer nach
Richter Heindl bohrt bei dem inzwischen etwas in seinen Stuhl gesunkenen Haderthauer nach. Die zur Verhandlung stehende Steuerschuld beträgt laut Anklage rund 43000 Euro. Der angeklagte Betrugsschaden hat eine Höhe von rund 84000 Euro. Heindl sagt, dass er vor einem Dilemma stehe. Haderthauer erzähle ihm, dass im fraglichen Zeitraum erhebliche Verluste geschrieben würden. Dies korrespondiere aber nicht mit der Entwicklung der Konten. Zugleich falle auf, dass sich die Konten der Gesellschafter nicht gleichmäßig entwickelt hätten.
Gemeint ist damit der frühere Geschäftspartner bei Sapor Modelltechnik, Roger Ponton. Hinter den Betrugsvorwürfen steht seine Anzeige. Er fühlt sich getäuscht. Haderthauer hatte 2008 die Firma ohne Pontons Wissen verkauft. Es gab einen Vergleich. Ob der fair verlaufen ist, ist auch Gegenstand der Verhandlung. Wenn die Anklage recht behält, wurden von Haderthauer beziehungsweise dem von ihm beauftragten Anwalt unvollständige Angaben etwa zur Gewinnermittlung von Sapor Modelltechnik gemacht. Haderthauer bestreitet die Betrugsvorwürfe vehement und wird sich heute dazu erklären.
Ist die Geschichte von Sapor Modelltechnik eine Verlustgeschichte? Roland S. deutete gestern an, dass es anders gewesen sein könnte. Von Haderthauer habe es stets geheißen: „Ich brauche, ich brauche“. Gemeint waren mehr Modellautos. Es müsse also Käufer gegeben haben.
Die Diskussion ist geschlossen.