Morddrohungen wegen Internetvideo
Wegen eines Tierquäler-Videos im Internet erhält ein Mädchen aus Bayern seit Tagen beleidigende Anrufe und Morddrohungen. Nur: Sie hat mit dem Video nichts zu tun. Von Josef Karg
Die Bilder sind ekelhaft. Lachend wirft ein blondes Mädchen in einem roten
zappelnde
in einen Fluss, angeblich in die
, wo sie jämmerlich ertrinken. Zu sehen waren sie bis Freitag auf dem Internetportal
. Tausende von Nutzern riefen sie ab. Das Infame dabei: Im Anhang des 44-Sekunden-Filmchens sind Telefonnummer, E-Mail-Adresse, Anschrift, Alter, Schule und sogar ein Porträtfoto einer 18-Jährigen aus dem oberbayerischen
veröffentlicht.
Die hübsche, völlig unbescholtene Gymnasiastin muss seitdem erfahren, welche dramatischen Auswirkungen Verleumdungen im Internet haben können. Denn sie hatte die Welpen nicht ertränkt. Wer es wirklich war, darüber kursieren mehrere Versionen. Nach letztem Stand offenbar eine junge Bosnierin. Bestätigt wird dies durch einen Zeitungsbericht und der Tierschutzorganisation Peta. Zuvor hieß es auch, das Video spiele in Kroatien.
Das wussten jedoch die Betrachter des Videos nicht. Zehntausende, vor allem Tierschützer aus aller Welt, riefen zur Hetzjagd nach der 18-Jährigen auf. "Findet die Frau, die Welpen in einen Fluss warf", forderte beispielsweise eine Gruppe auf Facebook, die binnen kürzester Zeit mehrere zehntausend Mitglieder zählte. Die Kommentare sind brutal: "Dich sollte man ertränken", "Sie soll leiden wie die Welpen und langsam gefoltert werden!", "Tötet diese Hure!" und vieles mehr ist da nachzulesen.
Sogar Kopfgelder waren zwischenzeitlich für die Ergreifung der Tierquälerin aus dem Video ausgesetzt worden. Die Tierschutzorganisation Peta soll 2000 Dollar geboten haben, der US-Regisseur Michael Bay ("Transformers") sogar 50.000 Dollar. Auch mit Mails und Telefonanrufen wurde die 18-Jährige permanent bombardiert.
Umgehend suchte sie die Hilfe der Polizei. Die Beamten versuchten den Film schnellstmöglich sperren zu lassen und im Internet darüber aufzuklären, dass die junge Ayingerin unschuldig sei. "Doch was erst einmal im Netz steht, ist nicht so einfach zu löschen", erklärte eine Polizeisprecherin am Freitag.
Der Täter ist bislang unbekannt. "Der Inhaber des Youtube-Kontos, auf dem der Film erstmals erschien, wurde noch nicht gefunden. Wir ermitteln gerade unter anderem im Bekanntenkreis der jungen Frau", berichtet die Polizeisprecherin. Näheres will sie aus ermittlungstaktischen Gründen nicht sagen.
Mit dem Opfer hat die Polizei Verhaltenstipps und Schutzmaßnahmen besprochen. Nach Informationen unserer Zeitung flüchtete die junge Frau zusammen mit ihren Eltern mittlerweile aus ihrem Wohnort, weil sie dort nicht mehr sicher war. "So einen gravierenden Fall von Internetkriminalität habe ich noch nicht erlebt", sagt die Polizeisprecherin.
Der Täter hat sich inzwischen dreist nochmals gemeldet. Im Internet veröffentlichte er eine Entschuldigung im Namen des 18-jährigen Opfers. In Englisch heißt es da unter anderem: "Ich möchte mich für mein Verhalten entschuldigen. Die Hündchen gehörten meiner Großmutter. Sie waren drei Tage alt und krank. Sie hatten von ihrer Mutter Parasiten. Ich wusste nicht, was ich mit ihnen tun sollte. Da habe ich sie in den Fluss geworfen, weil es für sie dort ein kurzer Tod ist. Ich wollte sie nicht mehr leiden lassen. Es tut mir sehr leid."
Der Fall zeige wieder, warnt die Polizeisprecherin, wie vorsichtig man mit seinen persönlichen Daten im Internet sein müsse. "Darum sollten die Nutzer möglichst wenig davon ins Netz stellen", empfiehlt sie. Vor allem vor der Anmeldung bei einem sozialen Netzwerk oder einer Foto- und Video-Community sei es wichtig, sich ausreichend über die entsprechenden Nutzungsbedingungen zu informieren. Von Josef Karg
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