Eine ganz besondere Deutschlehrerin
Hildegard Letzing bringt Flüchtlingen in Höchstädt nicht nur unsere Sprache bei. Sie erzieht sie auch, wie sie sagt. Und das mit 80 Jahren. Wie sie dazu kam.
Da gibt es diesen jungen Mann. Der sie immer mit ganz großen Augen anschaut und dabei freundlich lächelt. Er versteht nicht, was sich vor ihm abspielt, weil er es nicht sehen kann. Er braucht eine Brille. Hildegard Letzing begleitet ihn zum Optiker. Da gibt es aber auch den einen jungen Burschen, dessen Fahrrad kaputt ist. Er braucht ein neues. Hildegard Letzing hilft ihm. Die Aufgaben, die die Sonderheimerin in den vergangenen Wochen übernommen hat, um es Flüchtlingen in Höchstädt leichter zu machen, sind so vielseitig, wie die Menschen selbst. Dabei gibt sie eigentlich Deutschunterricht. Und auch diese Aufgabe ist ihr mehr oder weniger zugeflogen. Mit 80 Jahren.
Hildegard Letzing ist zwar schon länger Mitglied im Asylkreis der evangelischen Anna-Kirche in Höchstädt, aktiv sei sie aber nicht gewesen, wie sie sagt. Dennoch ist sie dadurch auf ein Angebot der Diakonie gestoßen. Angeboten wurde ein zweitägiges Seminar darüber, wie man Flüchtlinge oder Asylbewerber richtig Deutsch beibringen kann. „Das hat mich einfach interessiert und deshalb habe ich mitgemacht“, erzählt Hildegard Letzing. Ob sie dann tatsächlich anderen Menschen unsere Sprache beibringen wird, war ihr zu diesem Zeitpunkt nicht klar. „Das war nicht mein Ziel“, sagt sie. Aber dann ging alles ganz schnell. Denn als in der Herzogin-Anna-Straße neue Flüchtlinge untergebracht wurden, war ihre Hilfe gefragt. Die Sonderheimerin erinnert sich genau: „Ich habe eine Stunde Deutsch gegeben. An einem ganz kleinen Tisch in der Wohnung waren zwei Ehepaare aus Afghanistan mit mir gesessen. Schon beim nächsten Mal waren es viel mehr, die Bewohner haben das selbst organisiert.“ Der Raum wurde zu klein, die Materalien zu wenig. Die 80-Jährige zog mit ihrem Unterricht erst in den Saal der Kolpingsfamilie, dann in den Konferenzraum des Pfarrheims und ist nun schließlich in einem großen Raum in der Berufsschule Höchstädt untergebracht – manchmal braucht sie sogar zwei Räume und es stehen ihr weitere freiwillige Helfer zur Seite. Die Nachfrage ist explodiert, sagt sie. Jeden Dienstagabend lauschen ihr Menschen aus Nigeria, Afghanistan, Ukraine, China, Russland, Griechenland, Vietnam, dem Irak und weiteren Ländern gespannt zu. Sie wollen die deutsche Sprache lernen, den Satzbau können und die Grammatik verstehen. „Das Interesse ist groß. Bis zu 20 Leute sind manchmal da. Dabei mache ich keine Unterschiede. Es kommen auch Kinder. Männer oder Frauen – das spielt keine Rolle“, so Letzing. Für die Stunden müssen die Teilnehmer nichts bezahlen, die EU-Bürger dafür aber die Schulmaterialien. Für die Flüchtlinge wurden Spendengelder gesammelt. Hildegard Letzing betont, dass die Menschen alle gerne und freiwillig in den Deutschunterricht kommen. Insgesamt vier mal in der Woche können sie das tun. Denn auch noch die Höchstädter Rudi Waschke und Erwin Rieder lehren die deutsche Sprache.
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen. Wenn Sie bereits PLUS+ Abonnent sind, .
Dieser Artikel ist hier noch nicht zu Ende, sondern unseren Abonnenten vorbehalten. Ihre Browser-Einstellungen verhindern leider, dass wir an dieser Stelle einen Hinweis auf unser Abo-Angebot ausspielen. Wenn Sie weiterlesen wollen, können Sie hier unser PLUS+ Angebot testen.
Die Diskussion ist geschlossen.