Zum Ausspannen zu den Grachten von Amsterdam
Die Ferienzeit stellt die Mitarbeiter in Gundelfingen vor Herausforderungen. Wie die Kinder ihre freie Zeit verbringen
Ferien, endlich mal so richtig ausschlafen, Ausflüge unternehmen und einmal ein paar Tage wegfahren, um Neues zu sehen. So sieht das Programm vieler Kinder und Jugendlicher in diesen Tagen aus. Auch im Kinderheim in Gundelfingen. Für die Mitarbeiter des Heims, sagt die Leiterin Schwester Maria Elisabeth, ist die Ferienzeit eine besondere Herausforderung. Denn dann sind die Kinder, die sonst den Vormittag über in der Schule oder im Kindergarten sind, den ganzen Tag über im Heim. „Da muss man dann flexibel sein. Es wird viel gruppenübergreifend gearbeitet.“ Schwierig werde es aber, wenn Mitarbeiter in dieser Zeit durch Krankheit unerwartet ausfallen. Fast alle Kinder, die in Gundelfingen zu Hause sind, fahren in den Ferien auch einmal ein paar Tage zu ihren Familien. Zu den Eltern und manchmal auch zu anderen Verwandten, etwa zu den Großeltern. Und dann, sagt Schwester Maria Elisabeth, gibt es noch sogenannte Kontaktfamilien. Das sind Menschen, die immer mal wieder etwas mit Kindern unternehmen, die mit ihnen ihre Zeit und vielleicht auch ein Hobby teilen. Dann geht es mal auf eine Angeltour oder zum Zelten. Die Verantwortlichen im Kinderheim prüfen sehr genau, wer als Kontaktfamilie infrage kommt, sagt Schwester Maria Elisabeth. Oft sind es Personen, die der Einrichtung ohnehin nahe stehen. „Uns ist einfach wichtig, dass die Kinder nicht für die eigenen Bedürfnisse verzweckt werden.“
Viel ist in den Ferien im Kinderheim in Bewegung. Mit dem Schuljahresende gibt es auch immer wieder Rückführungen von Kindern in ihre Familien. So war es auch in diesem Jahr. Zwei Schwestern, die sieben Jahre in der Gärtnerstadt waren, kehrten da zum Vater zurück. „Das ist schon ein Einschnitt, schließlich leben wir hier eng zusammen. Es ist dann schon ein bisschen so, wie wenn jemand aus der Familie geht. Das ist mir auch schwergefallen“, gesteht die Leiterin des Kinderheims. Auf der anderen Seite stehen die Neuaufnahmen. Seit Kurzem sind zwei syrische Kinder im Heim – eineinhalb und drei Jahre alt. Ihre Mutter konnte sich nicht mehr um sie kümmern, kurzfristig kamen sie bei einer Tagesmutter unter. Doch weil die in den Urlaub fuhr, musste schnell eine Lösung gefunden werden. Die Kinder kamen nach Gundelfingen. Liebevoll werden sie von den Älteren umsorgt. Schwester Maria Elisabeth verschweigt nicht, dass sie stolz auf diese besondere soziale Kompetenz ihrer Schützlinge ist. Die zeigte sich auch, als kürzlich die Gäste aus der Ukraine da waren. Für sie räumten einige für mehrere Tage ihre Zimmer. Gemeinsam mit den Gästen haben die Gundelfinger Kinder zu Beginn der Ferien schon einige Ausflüge gemacht. Und auch sonst geht es in den Ferien öfter einmal auf Tour oder zum Ferienprogramm. Michelle und Anna, zwei der älteren Mädchen, waren kürzlich mit einer Erzieherin im Skylinepark. Ansonsten genießen sie ihre Ferien gerne im Schwimmbad, gehen mal ein Eis essen oder ins Kino. Für Michelle werden es die letzten Ferien sein. Sie beginnt im September eine Ausbildung. Doch zuvor ging es für sie und einige andere ältere Jugendliche mit Betreuern nach Amsterdam. Dazu gab es noch einen Abstecher nach Köln. Die Fahrt ist in gewissem Sinne auch eine Belohnung für diejenigen, die für die Gäste aus der Ukraine so klaglos ihre Zimmer zur Verfügung stellten. „Wir können uns natürlich nicht alles leisten“, sagt Schwester Maria Elisabeth klar. „Aber wenn sie so einen Herzenswunsch und so einen Traum haben, dann soll sich auch ein Kinderheimkind den einmal erfüllen können.“ Möglich seien Ferien-Fahrten aber nur, wenn das Heim dafür Spenden bekommt. Das war in den vergangenen Jahren immer wieder der Fall, sodass die Kinder auch schon Ferienluft in Kroatien, in Polen, Frankreich oder auf Usedom schnuppern konnten. Alternativ, sagt Schwester Maria Elisabeth, gebe es auch noch das Ferienhaus im Allgäu. Natürlich können nicht immer alle Kinder gleichzeitig auf derartige Fahrten mit. Doch das sei gar nicht so problematisch. Manchen Jungs sei es lieber, wenn sie in den Ferien mal einen Nachmittag lang am Computer spielen dürfen. Denn das ist während der Schulzeit streng geregelt. Auch sonst ist im Heim in den Ferien immer etwas los. Das, sagt Schwester Maria Elisabeth, sei der große Vorteil: „Irgendwen findet man immer, der mit einem shoppen geht, ein Puzzle macht oder Fußball spielt.“ Dass einem nach vier Wochen Sommerferien also langsam die Decke auf den Kopf fällt, wie es Einzelkindern daheim manchmal geht, sei hier eher selten.
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