Die letzte Zigarette ist noch nicht geraucht
Landkreis Seit dieser Woche ist der Streit entschieden - vorläufig. Ab 1. August tritt das liberalere Nichtraucherschutzgesetz in Bayern (siehe Info) in Kraft. Doch die hiesigen Gastronomen bezweifeln, dass das letzte Wort schon gesprochen ist.
"Wir wären zufrieden, wenn eine endgültige Entscheidung gefallen wäre", sagt Wolfgang Ländle, Kreisvorsitzender des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbands (BHG) und Inhaber des Weißenhorner Gasthofs "Zum Löwen." Doch diese Hoffnung scheint vergebens: Denn die EU-Kommission hat eine Empfehlung herausgegeben, nach der öffentliche Räume bis 2012 rauchfrei sein sollen. Zudem kämpft die bayerische ÖDP für ein Volksbegehren gegen das Gesetz.
Es sei schade, dass der "Hickhack" wieder losgeht, so der Gastronom. "Viele Wirte haben die Nase voll." Sie hätten investiert, Nebenräume eingerichtet oder einen Außenbereich geschaffen - und jetzt ändere sich alles. "Ständig eine neue Situation", sagt Ländle. "Dieses Hin und Her ist unbefriedigend."
Der BHG plädiere schon immer für eine Freiwilligenlösung, nach der jeder Gastwirt selbst entscheiden kann, ob seine Wirtschaft ein Raucherlokal ist oder nicht. Diese Variante bevorzugen auch Ländles Kollegen - wie Markus Leisner vom Finninger Dorfwirtshaus "Zum Kreuz". Zum Rauchverbot sagt er nur: "Ich kann's nicht mehr hören."
Dass die Entscheidung noch nicht endgültig ist, glaubt auch Ute Ünal. Die Besitzerin des Illertisser "Vöhlin" wird ihren Raucherclub wohl nun in "Raucherlokal" umbenennen. Weil ihre Gaststätte kleiner als 75 Quadratmeter ist, wird das nach dem neuen Gesetz kein Problem sein. Doch sie fürchtet, dass ein Volksbegehren die Regelung wieder umwerfen könnte.
So ähnlich dürfte es vielen Besitzern von Bierstüberln und Bars gehen. Von den 800 Gastronomie-Betrieben im Landkreis sind etwa 40 bis 60 Prozent kleine Kneipen, schätzt Sybille Herzog vom Landratsamt. Dazu gehört auch Felix Backes' Neu-Ulmer "Keplerstüble". Zwar kommt ihm die neue Regelung entgegen, aber "ich nehme an, dass sich wieder was ändern wird", so der Gastronom. Was er von einem strengen Rauchverbot hält? "Dann könnte ich zumachen."
Uwe Landgraf, Pächter des Altenstadter Landgasthofs Fischer wird trotz der neuen Regelung keinen Nebenraum für Raucher schaffen. "Bei uns wäre nur der Frühstücksraum abtrennbar", erklärt er. "Und das machen wir nicht." Trotzdem ist er der Meinung: Jeder Gastronom soll es halten, wie er will.
Prof. Dr. Dr. Reinhard Wodick, pensionierter Sportmediziner und Vorsitzender der Nichtrauchervereinigung Ulm/Neu-Ulm bezeichnet das Gesetz als Rückschritt. Er ist für ein striktes Rauchverbot - von der Bar bis zum Bierzelt: "Die Leute gewöhnen sich ja daran."
Die Diskussion ist geschlossen.