Mit schwäbischem Stolz
Ulm Viele reden vom "Science Park" auf dem Eselsberg. Hier sollen Wirtschaft und Wissenschaft Hand in Hand gehen. Anderswo ist das schon seit bald 100 Jahren so. Die Firma Ulrich Medical in Jungingen stellt und vertreibt seit 1912 Produkte für die Medizin - und ist damit auf Wachstumskurs. Vom Erfolg des Betriebs überzeugte sich gestern auch Ulms Oberbürgermeister Ivo Gönner, der Ulrich Medical zusammen mit Zentralstellenleiter Walter Laitenberger einen Besuch abstattete.
Vieles hat sich geändert seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts, als Heinrich C. Ulrich den Betrieb gründete. Das lässt sich bereits in den Vitrinen erkennen, die überall im Firmengebäude von Ulrich Medical stehen. Viele Instrumente, damals noch neuester Stand, wirken heute fast wie Folterwerkzeuge. Filigraner sind die Produkte des Unternehmens geworden, gleichzeitig hat sich die Palette geändert. Heute baut man in Jungingen auf drei Säulen: chirurgische Instrumente - dazu zählen auch Blutsperregeräte -, Wirbelsäulen- und Injektorsysteme für CT und MRT.
Gefertigt wird ausschließlich am Standort Ulm, von wo aus auch der Vertrieb für Deutschland gemanagt wird, in den USA hat Ulrich Medical eine eigene Niederlassung. "Damit sichern wir die Produktion in Deutschland", erklärt Geschäftsführer Klaus Kiesel. In rund 70 anderen Ländern arbeiten die Ulmer mit Händlern zusammen. Diese internationale Ausrichtung bewog das Unternehmen auch vor Jahren, seinen Namen von "Ulrich Medizintechnik" in "Ulrich Medical" zu ändern. "Es hat mir wehgetan", sagt Senior-Gesellschafter Heinrich Ulrich. "Aber die junge Generation hat mich überzeugt."
Vierte Generation übernimmt das Ruder
Heinrich Ulrich hat sich mit seinem 65. Geburtstag im Juni in der Leitung verabschiedet, sein Sohn Christoph - die vierte Generation - ist jedoch bereits Mitgesellschafter und Teil der Geschäftsführung. Er übernimmt einen Betrieb, der seit 2003 Umsatz und Zahl der Mitarbeiter mehr als verdoppelt hat. Gleichzeitig wurden seit 2006 rund zehn Millionen Euro in die Erweiterung der Firmengebäude und die Modernisierung der Maschinen investiert. Die Produktion lebt von ihrer Exaktheit. Teure Materialien wie Titan werden dort verarbeitet, gut ausgebildete Mechaniker müssen teilweise filigrane Arbeiten übernehmen. Kein Teil verlässt ungeprüft die Fertigung.
Ulrich Medical verkauft seine hochpreisigen Medizintechnik-Produkte zwar weltweit, doch rund 50 Prozent des Geschäfts machte es in Deutschland. "Bei uns sind Produktion, Entwicklung und Vertrieb in einem Haus", erklärt Christoph Ulrich. Dadurch könne man schnell reagieren - und gegen vor allem die mächtige Konkurrenz aus den USA bestehen. "Es vergeht kein Monat, ohne dass wir ein Übernahmeangebot auf dem Tisch haben", berichtet Heinrich Ulrich. "Doch dann können wir mit schwäbischem Stolz sagen: Not for sale."
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