Wo Waren als Währung genutzt werden
Hinter dem Konzept des Tauschrings Ulm stecken zwei Überzeugungen – und die Idee der Nachbarschaftshilfe.
Die Quiche-Stücke und die Käse-Knorzen von Ingrid Heigele kommen gut an. Josef Kreitmair hat schon davon probiert und zeigt der Ulmerin jetzt die Weinflaschen, die er mitgebracht hat. Kreitmair und seine Frau Ute sind zum ersten Mal zu Gast beim Tauschtreff des Tauschrings Ulm, der einmal im Monat in einem Besprechungsraum im Wiblinger Tannenhof stattfindet. Der Mann arbeitet als Weinberater, seine Frau näht und stickt gerne. Das Ehepaar, das in Pfuhl lebt, hat einige Flaschen dabei und Stofffiguren, Schals und gestickte Sprüche in Bilderrahmen. Die beiden sind auch mit einem konkreten Anliegen gekommen: Eine neue Dunstabzugshaube soll installiert werden. „Da kann ich den Gottfried empfehlen“, sagt eine Frau. „Der Hans kann das auch“, wirft eine andere ein.
Gerade für solche Gespräche, sagt Thomas Kutzner, seien die regelmäßigen Treffen wichtig. Der Tauschring hat ein Portal im Internet. Dort können die Mitglieder in persönlichen Profilen beschreiben, welche Tätigkeiten sie gut beherrschen. Sie können Anfragen und Angebote veröffentlichen und sich gegenseitig Nachrichten schreiben. Kannst du meine Hecke schneiden? Weißt du jemanden, der mich zum Flughafen fahren kann? Doch manches bleibt beim Austausch im Netz auf der Strecke. Das persönliche Gespräch zum Beispiel. Oder Tipps, die noch keiner ins Portal gestellt hat.
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