Ein Hausmeister für alle Fälle
Otto-Gerd Fischer hat 37 Jahre lang nicht nur kaputte Stühle und Lampen repariert. Es kam auch vor, dass ihn die Polizei mitten in der Nacht rausgeklingelt hat
Das Foto zeigt einen völlig fertigen Mann. Dunkler, zerzauster Vollbart, schmutzige Klamotten, dunkle Ränder unter den wässrigen Augen. Dieser Mann ist Otto-Gerd Fischer. So sah er vor mehr als 20 Jahren aus. Im Oktober 1993 stand das Wasser fast eineinhalb Meter hoch im Keller des erst kurz zuvor eingeweihten Neubaus an der Mittelschule. Das Hauptwasserrohr war gebrochen und Fischer, Hausmeister an der Schule, musste ran. Drei Tage lang hat er durchgearbeitet, um mit den anderen Helfern den Keller wieder trocken zu bekommen. Das ist ihm gelungen, so wie das meiste in den vergangenen 37 Jahren. So lange war der 65-jährige Hausmeister an der Schule. Zum neuen Schuljahr ist er in Rente gegangen. Dabei hatte er es überhaupt nicht geplant, einmal Hausmeister zu werden.
Nach der Schule ging der junge Mann erstmal zur Post, machte eine Lehre als Briefträger. Nach der Ausbildung zog es ihn nach München ins Telegrafenamt. Als seine Bundeswehrzeit zu Ende ging, heuerte er als Kraftfahrer bei einer Spedition an. Und das wollte er eigentlich auch bleiben. Deshalb bewarb er sich bei der Stadt Neuburg, die suchte damals einen Lastwagenfahrer. Doch dann hieß es: Einen Hausmeister an der Parkschule würden wir viel dringender brauchen, der bisherige geht in den Ruhestand. Und diesen bisherigen Hausmeister kannte Otto-Gerd Fischer nur zu gut: Es war sein eigener Vater, ebenfalls Otto Fischer. Der Junior selbst hatte sogar noch ein paar Jahre in der Hausmeisterwohnung seiner Eltern gelebt. Also, dachte er sich, mache ich Hausmeister und ziehe noch mal in die Wohnung meiner Eltern ein, bis ich die Stelle als Kraftfahrer bekomme. Am 1. Oktober 1977 war das. Der Vater hatte ihm in ein paar Wochen das wichtigste gezeigt, von da an war Otto-Gerd Fischer für das ganze Gebäude selbst verantwortlich. Das, sagt er, sei auch das Schöne an seiner Arbeit gewesen: Dass ihm niemand dreingeredet habe, dass er sich seine Arbeit einteilen konnte, wie es ihm am besten passte. Und abwechslungsreich, schwärmt er, sei seine Tätigkeit immer gewesen. Denn der Mann für alle Fälle hatte weit mehr zu tun als sich um verstopfte Toiletten zu kümmern, kaputte Stühle zu reparieren, Glühbirnen auszutauschen und im Winter bis morgens um 7 Uhr oft Massen an Schnee wegzuräumen. Einst musste er 1984 eine Ameisenplage beseitigen, die sich in der Tiersammlung des Lehrers Franz Böhm breit gemacht hatte. Ein anderes Mal klingelte die Polizei Sonntagnacht bei ihm: Jemand war im Parkbad eingeschlossen, ob er nicht aufsperren könne? Konnte er nicht, fürs Bad hatte er keinen Schlüssel. Aber er wusste, wer einen hat und der Polizei war geholfen. So war es oft: Wenn einer nicht mehr weiterwusste, dann klingelte er bei den Fischers an der Hausmeisterwohnung. Otto-Gerd Fischer war 24 Stunden am Tag, sieben Tage die Woche im Einsatz. „Man war halt mit Leib und Seele Hausmeister“, sagt er.
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