Als die erste Frau im Stadtrat saß
Dora Schlicht vertrat ab 1952 die SPD. Fest zum 111. Geburtstag
Der SPD-Ortsverband Nördlingen hat seinen 111. Geburtstag gefeiert. Bei Punsch und Musik sprachen in der Fußgängerzone Bundestagsabgeordnete Gabi Fograscher, Bürgermeister Christoph Schmid, Kreisrat Peter Moll und die Stadträte Rita Ortler, Paul Schneele und Erich Geike mit den Passanten. In seiner Ansprache streifte der Vorsitzenden Wolfgang Stark die Geschichte des Vereines. Er stellte heraus, dass immer Vertreter aller gesellschaftlichen Schichten Mitglieder der Nördlinger SPD waren, es sich nie um eine Interessensvertretung handelte. Das Wohl der Gemeinschaft sei und bleibe ein proklamiertes Ziel der Genossen, denn das Ganze zähle immer mehr als die Summe der Einzelnen. Aufgrund der zeitnahen Anschläge in Paris und der Demoverbote in Deutschland sendete er eine klare Botschaft, so die Pressemitteilung: „Wir unterscheiden sehr wohl zwischen dem friedlichen und dem radikalen Islam. Satire, Pressefreiheit und freie Meinungsäußerung in Demos sind unser Garant für unser freiheitliches Gesellschaftssystem.“
Manuela Hofmann-Scherrers beleuchtete die Rolle der Frau in der Nördlinger Stadtpolitik. Seit 1850 habe das Vereins- und Versammlungsgesetz Frauen von politischen Parteien und Vereinen ausgeschlossen. Erst 1892 hätten sie sich Gewerkschaften anschließen, ab 1900 an Parteiversammlungen teilnehmen und erst ab 1908 der SPD beitreten können. Obwohl die SPD ab 1875 schon das Stimmrecht für alle Staatsangehörigen gefordert habe (verankert im Erfurter Programm), habe es zum Frauenwahlrecht noch bis 1918 gedauert. Jedoch seien die Frauen sowohl in Versammlungen als auch im Beruf – teils von den eigenen Väter und Ehemänner – behindert und diskriminiert worden. Außerdem habe die endlose Arbeitslast der verheirateten Frauen kein großes Engagement zugelassen. Und auch die Frauenbewegung habe bürgerliche Interessen vertreten und „wollte von Reformen für Dienstboten nichts wissen“. Die Nördlinger SPD sei Vorreiter wenn es um Frauen in Ämtern ging: Bei der Stadtratswahl 1924 wurden als erster und einziger Partei Frauen nominiert, Marie Grün und Marie Haas. 1948 kandiert Marie Penn als einzige Frau. Und 1952 gelang der Durchbruch: Dora Schlicht wird die erste Frau im Stadtrat. Oberbürgermeister Weinberger eröffnet die Sitzung mit folgenden Worten: „Frau Stadtrat Schlicht! Meine Herren Stadträte!... Ihnen, Frau Schlicht gilt mein besonderer Gruß und Glückwunsch.“ Bis 1956 sei Dora Schlicht die einzige Frau im Stadtrat geblieben, die CSU habe bis zu diesem Zeitpunkt nichtmal eine Frau nominiert, so Hofmann-Scherres. Zu dem gelungenen Fest trug die mitreißende Akkordeonmusik von Michael Burger und Konstantin List einen guten Anteil bei. (pm)
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