Porträt: Das Christkind aus Alerheim

VonRonald Hummel

Jutta Wagner ist im echten Leben Erzieherin. Doch derzeit hat sie eine andere Aufgabe

Nördlingen Ist es nicht etwas befremdlich, mit 25 Jahren als „Kind“ bezeichnet zu werden? Nicht für Jutta Wagner aus Alerheim, die heuer als Wemdinger Christkind auserkoren wurde – gerade die ausgeprägte Persönlichkeit, die ihre offenen, freundlichen Züge prägen, verleihen ihr eine Ausstrahlung, die deutlich mehr fasziniert als ein reines Goldengelchen. Diese Ausstrahlung faszinierte auch die Jury, die heuer im Namen von Stadt und Gewerbeverband Wemding über die Endausscheidung der fünf Top-Bewerberinnen entschied.

Natürlich wurde auch die Fähigkeit zum richtigen Auftritt geprüft, man musste den Prolog zur Weihnachtsfeier und ein unbekanntes Gedicht aufsagen und spontan antworten, wie man reagiert, wenn ein Kind kommt und einen Teddybär haben will (richtige Antwort: auf den Wunschzettel verweisen). Und ohne langes, blondes Haar wäre man ja ohnehin nicht so weit gekommen. Jedenfalls schaffte es Jutta Wagner und wurde nach strikter Geheimhaltung erst bei der Eröffnung des Wemdinger Weihnachtsmarktes der Öffentlichkeit vorgestellt. „Die Kinder glauben wirklich, sie haben das echte Christkind vor sich“, erzählt sie, was sich oft in drolligen Begebenheiten äußert: „Wann fliegst du denn ab?“, wollte ein kleiner Junge wissen. „Erst später, wenn es niemand mehr sehen kann“, antwortete sie geheimnisvoll. „Das macht nichts, dann bleibe ich halt so lange auf“, kam zurück. Als ihr ein Junge bei einem ihrer rund 30 Auftritte zufällig ein zweites Mal begegnete, wollte er sich versichern: „Weißt du noch, was ich mir wünsche?“ Wieder half das Verschanzen hinter der himmlischen Bürokratie: „Dein Wunschzettel ist mit allen anderen abgeheftet, ich muss nur nachschlagen“, antwortete sie.

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