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75. Geburtstag
19.06.2015

Von der Kommune 1 zum Harem in Schwabing: Rainer Langhans wird 75

Rainer Langhans wird 75.
Foto: Tobias Hase, dpa

High sein, frei sein: Von der Berliner Kommune 1 zum Harem in Schwabing. Der Weg des Rainer Langhans durch die Nachkriegsgeschichte. Zum Geburtstag hätten wir noch ein paar Fragen.

Nein, begegnet bin ich ihm noch nie, obwohl ich oft in Schwabing mit meinen Enkelkindern unterwegs bin. Aber wahrscheinlich geht Rainer Langhans auch nicht auf Spielplätze. Oder ich hätte ihn gar nicht erkannt, denn alte Männer mit grauen Wuschelhaaren und Bartstoppeln gibt es viele in dem Münchner Stadtteil, der sich gern auf seine Boheme-Vergangenheit beruft und in dem dieser Bohemien unter den Alt-68ern schon über 40 Jahre lang lebt.

Und wenn ich ihm begegnet wäre, was hätte ich gesagt? Vielleicht: „Mensch Rainer, weißt du noch, die Kommune 1?“ Dann hätten wir uns auf eine Parkbank gesetzt, wie das alte Leute halt so machen, und ein bisschen nostalgisch geschwärmt von der Jugend-Revolte der Sechzigerjahre. Wir hätten den Kopf drüber geschüttelt, dass auch die Jugendlichen von damals alt geworden sind („those were the days, my friend…“), und dann hätten wir geredet über die Kommune 1, diese legendäre Polit-WG, die 1967 im studentischen Berlin der APO, der Außerparlamentarischen Opposition als radikales Gegenmodell zur repressiven bürgerlichen Kleinfamilie gegründet wurde.

Rainer Langhans - eine Ikone der Weltveränderung

Rainer Langhans war schon damals ein bunter Vogel, ein Hippie und eine Ikone der Weltveränderung. Er trug glitzernden Schmuck zum Soldatenmantel und die Naturlocken schulterlang. Oder er trug wie die anderen Kommunarden – darunter Ulrich Enzensberger, Dieter Kunzelmann und Fritz Teufel – auch mal gar nichts, ließ sich zusammen mit den Frauen und Kindern der Kommune splitterfasernackt ablichten. Diese Demonstration der Nacktheit hieß: Schluss mit den Lügen der Adenauerzeit und der Wirtschaftswundergemütlichkeit, es muss Freiheit und Ehrlichkeit kommen! Das Foto ging um die Welt, und zumindest in Deutschland war die Empörung riesig.

Hans Magnus Enzensberger 1968 am Mikrofon in der TU Berlin während einer Veranstaltung der APO. Links der Kommunarde Rainer Langhans.
13 Bilder
Rainer Langhans wird 75 - sein Leben in Bildern
Foto: dpa/div.

Anarchisten, Kinderschänder, Sexmonster – das war noch das Mindeste, was die guten Bürger den Studenten unterstellten. Ja, wenn wir uns getroffen hätten, der Rainer und ich, dann hätte ich ihm auf der Parkbank sicher erzählt, wie uns das damals elektrisiert hat, uns Augsburger Oberschüler; wenn wir mittags nach Schulschluss auf dem Königsplatz standen, um die Wette Zigaretten pafften und unser Schicksal verfluchten – noch zur Schule gehen zu müssen statt an die Universität, wo die rebellische Musik spielte; in Augsburg leben zu müssen statt in Berlin; nicht im Zentrum dieser kollektiven Suche nach einer freieren Lebensweise, nach einer besseren Welt zu sein.

Genuss und Glomour mit Uschi Obermaier

Wahrscheinlich hätte ich dem Rainer aber auch erzählt, dass uns dann bald doch ein bisschen mulmig wurde – damals, als die Kommunarden das eigentlich witzig gemeinte „Pudding-Attentat“ auf den amerikanischen Vizepräsidenten Hubert Humphrey planten und dafür ins Gefängnis mussten, als dann beim Schah-Besuch der Student Benno Ohnesorg von einem Polizisten erschossen wurde, als der Springer-Verlag seinen Medienkrieg gegen alle Studenten, die sich links fühlten, eröffnete, als Langhans und Teufel den Brandanschlag auf ein belgisches Kaufhaus als Protest gegen den Vietnamkrieg rechtfertigten, als später Rudi Dutschke angeschossen wurde. Der fröhliche Protest bekam schnell eine gewalttätige Schlagseite, und nicht wenige, auch wir Schüler im kleinen Augsburg, reagierten verstört darauf.

Und dann kam die Sache mit Uschi. Also wirklich, Rainer – das hätte ich bei einer Begegnung sicher auch gesagt – da hast du uns echt verraten, als du mit diesem Fotomodell aus München nur noch auf Genuss und Glamour gemacht hast, als ihr beide als das schönste Paar der APO auf den Titelseiten der Magazine posiert habt und für euch überhaupt nur noch Sex und Drogen wichtig waren. Da war nicht bloß manches Mädchen bitter enttäuscht, da fragten sich viele, ob du überhaupt noch die Welt verändern willst, ob du noch einer von uns warst.

Naja, das hast du dich ja selber lang genug gefragt, in deinen selbstquälerischen Jahren nach dem Ende der Kommune 1 in Berlin und der „Highfish-Kommune“ (nicht Hai-, sondern high wie Drogen) in München, als Uschi dich verlassen hatte und du dich auf die selbst so erklärte „innere, spirituelle Reise“ gemacht hast. „Wer bin ich, und was soll ich hier?“ – in deiner Autobiografie „Ich bin’s“ schilderst du, wie du dich das schon immer gefragt hast, als Kind in der DDR (die damals noch Ostzone hieß), als Schüler und als Bundeswehrsoldat (der es bis zum Fähnrich brachte) und als Jura-Student (der aber das Studium aufgab). Diese Frage hat schon manchen umgetrieben, aber, mein Lieber, kaum einer hat solche Haken geschlagen, solche Volten gedreht wie du, um darauf eine Antwort zu finden. Erst Studentenrevolte, dann Teilnahme am RTL-Dschungelcamp und bei der Piratenpartei, Gespräche mit einer ultrakonservativen Burschenschaft und einer rechtsextremen Zeitschrift, die Erklärung des Nationalsozialismus als „fehlgeleitete Gottsuche“ – nee, Rainer, da hat mir vor dir gegraut!

Rainer Langhans' Drang zum medienwirksamen Auftritt ist geblieben

Eher kann ich da noch akzeptieren, dass du wie viele ehemalige Politrebellen den Weg der Sinnsucher zu den indischen Gurus gefunden hast – Meditation und innere Erleuchtung richten wenigstens politisch keinen Schaden an, und wenn es dich zufriedener macht, dann ist’s ja gut. Wir sind ja alle ein bisschen ruhiger geworden, auf die eine oder andere Art. Aber dein Hang zum medienwirksamen Auftritt, der ist dir geblieben, Rainer.

Die bürgerliche Existenz, die unsereins so führt, die lehnst du ab; dein spartanisches Appartement in Schwabing ist nicht Not, sondern Programm der Askese; und die fünf Frauen, mit denen du in München in freundschaftlicher Beziehung lebst, nennst du deinen „Harem“. Drunter tust du es halt nicht. Ist die ehemalige Fürther Landrätin Gabriele Pauli – in Sachen Selbstdarstellung offenbar eine Schwester im Geiste von dir – eigentlich deiner Einladung in den Harem gefolgt? Und bist du zufrieden, Rainer, mit der Rolle des skurrilen 68er-Veteranen?

Jetzt zu deinem 75. Geburtstag, werden die Medien dich in konzertierter Aktion wieder mal darauf ansprechen – ich tu’s ja auch. Also dann: herzlichen Glückwunsch!

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