Ab Mai prangen Schockfotos auf jeder Zigarettenschachtel
Ab Mai prangen Schockfotos auf jeder Zigarettenschachtel. Daneben werden Aromen in Tabakprodukten verboten. Oppositionspolitikern geht das aber noch nicht weit genug.
Abgefaulte schwarze Zahnstummel, offene Raucherbeine, handgroße Krebsgeschwülste am Hals. Diese schockierenden Motive werden bald auf allen deutschen Zigarettenschachteln abgebildet sein. Ab 20. Mai ist die Tabakindustrie dazu verpflichtet, auf zwei Drittel jeder Verpackung Text-Bild-Warnhinweise zu drucken. Außerdem werden Aromen in Tabakprodukten wie elektronischen Zigaretten (E-Zigaretten) verboten. Nur für Mentholzigaretten gilt noch eine Übergangsfrist bis 2020. Das Gesetz wurde am Donnerstag vom Bundestag verabschiedet.
Nach langem Streit wurde damit die Tabakrichtlinie der Europäischen Union (EU) aus dem Jahr 2014 umgesetzt. Jedes Jahr sterben nach Angaben des Deutschen Krebsforschungszentrums mehr als 120000 Menschen in der Bundesrepublik an den Folgen des Rauchens. Das sind mehr als zehn Prozent aller Sterbefälle. Für Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) ist dies das Hauptargument für den Gesetzesentwurf. Man wolle nicht dem Einzelnen die Entscheidung abnehmen, sagte er im Bundestag. Aber denen, die auf dem Weg dorthin sind, wolle er einen guten Rahmen geben, dass sie sich nicht für das Rauchen entscheiden.
Hinweise auf gesundheitliche Gefahren sind bereits auf den Verpackungen abgedruckt, zum Beispiel „Rauchen kann tödlich sein“. Nun werden sie durch Fotos auf der Vorder- und Rückseite ergänzt. Mit den abschreckenden Bildern kommt nach den Worten von Minister Schmidt nun noch ein emotionaler Hinweis dazu.
Schockfotos auf Zigarettenschachteln gibt es in anderen Ländern schon länger
In anderen Ländern wie Australien haben die Ekelbilder bereits Wirkung gezeigt: Forscher konnten einen positiven Effekt auf das Ausstiegsverhalten feststellen. Darüber hinaus sollen die Fotos zur Prävention beitragen. Vor allem junge Nichtraucher sollen gar nicht erst zum Konsum verführt werden. „Tabakprodukte haben in den Händen von Kindern und Jugendlichen nichts verloren“, sagte Ursula Schulte (SPD). Und das schließe auch E-Zigaretten und -Wasserpfeifen ein. „Die elektronische Alternative liege bei Kindern und Jugendlichen im Trend“, meinte Kordula Kovac (CDU/CSU). Verschiedene Aromen wie Schokolade würden einen Einstieg nur erleichtern.
Während für die Zusatzstoffe bereits im Mai das Ende kommt, gilt für die Mentholzigarette noch eine Übergangsfrist bis 2020. Linken-Politiker Frank Tempel erinnerte daran, dass die E-Zigarette hauptsächlich zur Entwöhnung beitrage. Wenn die E-Zigarette durch verbotene Aromastoffe unattraktiv gemacht werde, würden auch weniger Raucher vom Umstieg überzeugt werden. Das könne nur die Tabakindustrie freuen.
Bald auch keine Werbung mehr für Zigaretten im Kino?
Die Zigarette soll auch von Plakatwänden und aus den Kinos verbannt werden. Allerdings entscheidet die Bundesregierung darüber erst in einem nächsten Schritt. In der EU ist Deutschland mittlerweile das einzige Land, das Werbung für Tabakerzeugnisse noch zulässt – wenn auch eingeschränkt. Zuletzt hatte Bulgarien die Werbung verboten. „Damit sind wir europäisches Schlusslicht“, stellte Grünen-Politikerin Nicole Maisch enttäuscht fest. Reklamen für E-Zigaretten sollen ebenfalls verschwinden.
Die Produktion der rund 80 Milliarden Zigaretten, die jährlich in Deutschland verkauft werden, muss bis zum Stichtag an die Bestimmungen angepasst werden. Die Zigarettenschachteln, die bis dahin hergestellt werden und noch keine Schockbilder tragen, dürfen bis 2017 verkauft werden. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), zeigte sich überzeugt, dass das Gesetz seine Wirkung nicht verfehlen wird. Die Regelungen würden auch ehemaligen Rauchern helfen, nicht wieder zur Zigarette zu greifen. Die Hersteller sprachen dagegen von einem „rabenschwarzen Tag für die deutsche Tabakwirtschaft“. Nach Meinung des Deutschen Zigarettenverbands und des Verbands der deutschen Rauchtabakindustrie sei es nicht für alle Hersteller möglich, die Produktion bis Mai umzustellen.
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Wenn die nicht unerheblichen Steuereinnahmen aus der Tabaksteuer durch eine schlagartige Zunahme von Nichtrauchern wegbrechen würden. Bekäme unser Finanzminister und die gesamte Bundesregierung eine Schnappatmung, schlimmer wie Lungenkrebs und müssten, um die Staatsfinanzen wieder in den Griff zu bekommen, ihre Diäten der letzten Jahre zurückzahlen.
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