Helmut Kohl: Der Altkanzler war ein großer Deutscher
Helmut Kohl, Kanzler der deutschen Einheit und Wegbereiter der Europäischen Union, ist tot. Er hat die Bundesrepublik geprägt wie sonst nur wenige.
Große Männer machen Geschichte, und Helmut Kohl war ein großer Mann.
Der CDU-Politiker, der das Land 16 Jahre lang führte und ein Vierteljahrhundert an der Spitze der großen Volkspartei stand, steht in einer Reihe mit den deutschen Staatsmännern von historischem Rang. Die herausragendste Leistung Kohls bestand darin, die Deutschen friedlich wiedervereint zu haben.
Im Leben von Kohl gab es auch Schattenseiten
Er war der "Kanzler der Einheit", der im Jahre 1989 die unverhoffte Chance einer Überwindung der jahrzehntelangen Trennung erkannte und mit traumwandlerischer Sicherheit nutzte ( hier lesen Sie sein Porträt ). Und er war ein großer Europäer, der das europäische Friedensprojekt unermüdlich vorangetrieben und mit der Einführung des Euro gekrönt hat. Unter Kohl hat Deutschland seinen Platz in der Mitte des Kontinents gefunden – umringt von Freunden, unwiderruflich eingebettet in die Europäische Union.
Im Leben des Machtpolitikers Kohl, dessen letzte Jahre von tragischen Ereignissen wie dem Suizid seiner Frau und seiner schweren Krankheit geprägt waren, gab es auch Schattenseiten: den Spendenskandal, die Reformmüdigkeit zum Ende seiner Ära, das Zerwürfnis mit der CDU. Vor der Geschichte jedoch zählen die Taten Kohls für Deutschland und Europa.
Die Diskussion ist geschlossen.
Kohl war immerhin ein großer Europäer und das ist viel in der heutigen Zeit. Er hatte zudem das Glück, dass in seine Zeit die Wiedervereinigung fiel. Innenpolitisch war er eher ein Totalausfall. Weil Kohl nie die Kraft für Reformen hatte, musste es dann Schröder richten und Deutschland zukunftsfähig machen. Ohne Gorbatschow wäre Kohl heute nicht der "Kanzler der Wiedervereinigung", sondern die glücklose "Birne".
1989 zum CDU-Parteitag: Putsch eines Teils der CDU-Spitze gegen Helmut Kohl..
Und dieser völlig missratene Putsch der CDU macht deutlich, dass da KEIN politischer Gigant bereits 7 Jahre lang Kanzler dieser Republik war. Die Meinung von Späth, Süßmuth u.a. war: er muss weg.
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Dann kam im Herbst 1989 das Unvorhergesehene: Gorbatschow und seine russische Perestroika ermöglichten es. Und die friedlichen Revolutionäre auf den Straße der DDR. Das Volk der DDR erzwang das, was in Kommentaren immer wieder mit einer Leistung Kohls verbunden wird. Zu unrecht.
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Die Vorbereiter einer anderen deutschen Ostpolitik waren Brandt, Scheel, Bahr. Gegen erbitterten Widerstand von Kohl und seiner CDU/CSU.
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Die Zeit war reif. Der Kommunist Gorbatschow veränderte diesen Globus. Politisch. Und es tat sich eine Tür auf. Helmut Kohl nutzte dies. Die Wiedervereinigung war die Folge.
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Und dies ist das tatsächliche Verdienst des Helmut Kohl: Er organisierte und managte „seine“ Wiedervereinigung ohne Federlesens und ohne, dass er daraus tatsächlich ein gesamtdeutsches Ereignis machte.
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Er schaffte es irgendwie, großes internationales Misstrauen in ein vereinigtes Deutschland abzubauen. Das war und ist sein Verdienst. In Ost und West. Zweifellos.
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Die bundesdeutsche Organisation an der Wiedervereinigung: ob das alles richtig und zielführend war, die Frage ist müßig. Acht Kanzler-Jahre später ist er vom Wähler aus seinem Amt als Bundeskanzler hinaus gewählt worden.
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Und sein Nachfolger fand ein heruntergewirtschaftetes Land vor. Das Erbe des Gerhard Schröder war kein intaktes Land. Um so erstaunlicher ist , dass heute die CDU-Spitzen von den herausragenden Leistungen des Schröder sprechen, die es gelte, zu bewahren.
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Der Hochmut des Helmut Kohl wird nicht nur sichtbar an seinen Beute-Bürokraten, die er ins feindliche Entwicklungsland DDR schickte, um es z.B. mittels Treuhand auszuräubern. Sein Spruch von den „Blühenden Landschaften“ macht es deutlich.
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Was dann geschah, war die Aufdeckung des größten Parteispendenskandals, den diese Republik je erlebt hatte. Und er machte sich selber zur persona non grata, indem er sich als über dem Gesetz schwebend einstufte. Und er war dann auf einmal ehrlos. Der Herr der Parteispenden der CDU.
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Welch unglaubliches Demokratie-Verständnis er hatte, geht z.B. aus der Eröffnungssitzung des frisch gewählten Bundestages am 10.11.1994 hervor. Er verweigerte dem Parteilosen Alterspräsident Stefan Heym jeglichen Respekt bei und nach dessen Rede. Und er sorgte selber mit seinen drohenden Rundumblicken in die Reihen seiner CDU/CSU, dass ja keiner auch nur einmal applaudierte. Abstoßend.
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Die Länge seiner Kanzlerschaft macht Kohl nicht zu einem „Großen“. Er, der dann „Ehrlose“ hatte dieses Land abgewirtschaftet. Seine Leistung bestand und besteht bis heute darin, die Organisation des Vereinigens Nachbarn und früheren Alliierten abgerungen zu haben. Dafür meinen Respekt.
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Kohl und Europa. Ebenso wie Kohl und „sein“ Euro. Das ist eine besondere Geschichte. Das europäische Konstrukt kann nicht solide und sattelfest gebaut worden sein, wenn ich mir den heutigen Zustand dieser Projekte ansehe.
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Zu seinen letzten Jahren und seiner Familie, vor allen Dingen seinen Söhnen, verbiete ich mir einen Kommentar.
Eine hervorragende Ergänzung zur Jubelberichterstattung unserer Heimatzeitung. Hoffentlich liest Herr Roller das.
PS: Wichtig ist ja offensichtlich vor allem, dass Waigel wieder mal ins rechte Licht gerückt werden konnte.
Menschlich war Kohl eine höchst zweifelhafte Figur. Mit seine Familie war er heillos zerstritten. Das letzte persönliche Gespräch mit seinem Sohn Walter war 2011. Beide Söhne hatten Hausverbot in Oggersheim. Der Umgang mit seiner Frau Hannelore kurz vor ihrem Suizid war alles andere als vorbildlich. Politisch verbindet ihn mit Merkel vor allem eines: Sie lebt von der Arbeit ihres Vorgängers Schröder. Die Basis für Kohls Ruhm als "Kanzler der Einheit" legten auch andere, nämlich Brandt/Bahr/Scheel mit ihrer Ostpolitik, von der Union heftigst bekämpft. Gorbatschow verglich er damals mit Goebbels - eine politische Dummheit sondergleichen. Später schleimte er sich dann bei Gorbi ein.
Wie recht Ihr alle habt, nur die Presse hebt ihn in den Himmel. Personalpolitisch war er ein Diktator, wer in seiner Regierung Kritik gegen ihn brachte, wurde kurzerhand abgesetzt und seiner Funktion enthoben. Wie gut seine und Weigels EU Politik waren, wissen wir jetzt, das die Verträge von Lissabon, nicht das Papier wert sind worauf sie geschrieben sind.