Immer mehr Banken erhöhen die Gebühren
Viele Kreditinstitute sehen in höheren Gebühren einen neuen Weg, um Geld zu verdienen. Wie Kunden die versteckten Kosten umgehen können.
Um trotz der aktuellen Niedrigzinsen noch Geld zu verdienen, heben immer mehr Banken die Gebühren an oder verabschieden sich von bisher kostenlosen Leistungen. Verbraucherschützer werfen den Kredithäusern vor, dabei viele Kosten absichtlich zu verstecken. Allerdings dürfen die Banken nicht für jeden Service Geld verlangen, wie ein aktuelles Urteil des Bundesgerichtshofs zeigt. Die Richter entschieden gestern, dass Banken für die kurzfristige Überziehung des Dispokredits kein Mindestentgelt fordern dürfen, wenn ansonsten nur niedrige Zinsen für die Überziehung anfallen würden.
Vor allem Postbank-Kunden bekommen die Auswirkungen der Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank schon bald zu spüren: Das Geldhaus berechnet Millionen Verbrauchern vom 1. November an 3,90 Euro monatlich für die Kontoführung. Ausgenommen sind nur junge Kunden bis 22 Jahre oder Kontobesitzer, deren Einnahmen monatlich 3000 Euro übersteigen. Auch die Hypovereinsbank oder die Targobank verabschieden sich vom Gratis-Konto. Die Commerzbank kassiert seit dem Sommer 1,50 Euro für Papier-Überweisungen, andere Geldinstitute versuchen, an hohen Dispozinsen zu verdienen.
Banken verdienen wegen niedriger Zinsen nur noch wenig durch die Kreditvergabe
Viele Banken stehen selbst unter Druck. Weil die Zinsen schon lange auf einem Rekordtief sind, verdienen die Kreditinstitute immer weniger am Geldverleih. Sie müssen ihre Erträge also auf andere Weise erwirtschaften – zum Beispiel durch Strafzinsen, wie es jetzt auch die Sparkasse Allgäu vorhat. Oder eben durch die Erhöhung von Gebühren. Viele Banken können es sich unter diesen Umständen kaum noch leisten, kostenlose Konten anzubieten.
Verbraucherschützer ärgern sich über die höheren Gebühren. „Der Kunde zahlt mehr, ohne mehr Leistung dafür zu bekommen“, sagt Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern. Er sieht das Problem aber nicht so sehr bei den Kosten für die Kontoführung. Denn das Bereitstellen eines Kontos sei „durchaus mit einem gewissen Aufwand verbunden“. Der Verbraucherschützer kritisiert vielmehr die versteckten Gebühren. „Wir haben den Eindruck, dass viele Banken ihre Kontomodelle mit sehr viel Kreativität gestalten“, sagt Straub. Dadurch wird es seiner Meinung nach für den Kunden deutlich schwerer, die eigenen Ausgaben noch im Blick zu behalten.
Die Kunden haben keine Angst mehr, die Bank zu wechseln
Finanzexpertin Stephanie Pallasch von der Stiftung Warentest empfiehlt Verbrauchern, die Geld sparen wollen, ihr eigenes Bankingverhalten zu reflektieren – und gegebenenfalls zu ändern. Sie rät zum Beispiel, anstatt einer Papier-Überweisung die kostenlose Online-Überweisung zu nutzen. Wer darauf achte, nur am Automaten der eigenen Bank oder von Partner-Instituten Geld abzuheben, spare sich außerdem hohe Gebühren.
Daneben könnten Kunden bei der eigenen Bank zu einem günstigeren Kontomodell wechseln – oder gleich zu einem anderen Geldhaus. Nach Meinung der Expertin hat dieser Schritt für viele Verbraucher mittlerweile an Schrecken verloren. Denn seit dem 18. September diesen Jahres müssen Banken den Kontowechsel erleichtern. Das neue Geldhaus ist verpflichtet, sich innerhalb von zwei Wochen um alle Details des Übergangs zu kümmern. Zwar müssten sich Kunden auch dann noch neue Iban- und Geheimnummern merken. Aber manchmal, sagt Pallasch, ist ein Wechsel die einzige Alternative. mit afp
Bundesgerichtshof verbietet Mindestpauschalen für Kontoüberziehung
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