Kommen Chinesen ohne Doping aus?
Sportler aus China dominieren in London - mit zum Teil atemberaubenden Ergebnissen. Ihre Leistungen werfen daher Fragen auf.
Ein Gläschen Schildkrötenblut zum Frühstück. Damit begründete Anfang der 90er Jahre der chinesische Trainer Ma Junren die Leistungen seiner Leichtathleten. Jahre später stellte sich heraus, dass es Hochleistungsschildkröten gewesen sein müssen, denen Ma das Blut abgezapft hatte. Reihenweise wurden seine Sportler des Dopings überführt.
Verbot für traditionelle chinesische Heilkunst
Wie es mittlerweile um die Lebenserwartung chinesischer Schildkröten bestellt ist, wissen wir nicht. Vermutlich gut, denn zumindest Sportler trachten ihnen nicht mehr nach dem Blut. Vor den Spielen in Peking 2008 verbot China seinen Olympiateilnehmern all die obskuren Mittelchen aus der traditionellen chinesischen Medizin. Jeder Dopingverdacht sollte schon im Keim erstickt werden. Das allerdings misslang schon vor vier Jahren, als China die USA von der Spitze des Medaillenspiegels verdrängte. Und es fällt auch in diesen Tagen schwer, den Leistungen zu vertrauen, denn die Dominanz der Athleten aus dem Reich der Mitte ist groß. Überlegen führen sie die Medaillenwertung an. Verantwortlich dafür sind Leistungen wie die der 16-jährigen Schwimmerin Ye Shiwen (Olympiasiegerin über 400 m Lagen), die Experten ratlos dreinblicken lassen.
Sport als Weg aus der Armut
Vieles in China erinnert an das System der ehemaligen DDR. Kinder werden schon früh vermessen, getestet und auf die Sportarten verteilt. Shiwen etwa bestimmten die Funktionäre wegen ihrer großen Hände zur Schwimmerin. Von Kindesbeinen an wird alles dem Training untergeordnet. Für die meisten Sportler ist Erfolg der einzige Weg, der Armut zu entfliehen. Ein menschenverachtendes System, das in der DDR mit straff organisiertem Doping einherging. Ob das auch in China so funktioniert, ist nur ein Verdacht. Auf alle Fälle sind Chinas Sportler erfolgreich. Deutsche Olympiateilnehmer dagegen hatten bis gestern Abend gerade mal eine Medaille gewonnen. Spitze waren sie nur im Vorfeld, 5000 Dopingkontrollen mussten sie über sich ergehen lassen. Dass diese Zahl mit der Medaillenbilanz im Zusammenhang steht, ist nur ein Verdacht.
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