Pjöngjang rät Welthungerhilfe, das Land zu verlassen
Das Regime in Pjöngjang hat nun auch Vertretern von Hilfsorganisationen die Ausreise empfohlen. Japan bringt in der Zwischenzeit seine Abfangraketen in Position.
Der Konflikt um die Mobilisierung nordkoreanischer Truppen eskaliert weiter. Die nordkoreanische Regierung hat nun auch ausländischen Hilfsorganisationen nahe gelegt, das Land zu verlassen. Bei einem Treffen auf Einladung des Außenministeriums in Pjöngjang seien am Freitag nicht nur Diplomaten, sondern auch Vertreter internationaler Organisationen gebeten worden, eine Ausreise "ernsthaft zu prüfen", sagte der Programmmanager der Welthungerhilfe für Nordkorea, Gerhard Uhrmacher, der Deutschen Presse-Agentur.
Welthungerhilfe will Nordkorea vorerst nicht verlassen
Seine Organisation habe daraufhin die Projektarbeit eingeschränkt, wolle aber zunächst im Land bleiben. "Wir haben die Feldbesuche, also die Fahrten in die Projekte im Land, zunächst einmal suspendiert", sagte Uhrmacher. "Wir wissen nicht ganz genau, was tatsächlich passieren könnte. Und darum möchten wir, dass unsere Leute zunächst in der Hauptstadt sind."
Bereits am Freitag war bekanntgeworden, dass mehreren Ländern nahe gelegt wurde, ihre Botschaftsmitarbeiter aus Sicherheitsgründen aus Pjöngjang abzuziehen. Bisher ist aber kein Land darauf eingegangen.
Mitarbeiter könnten nach China ausreisen
Auch für die Welthungerhilfe kommt eine Schließung ihrer Vertretung in Pjöngjang zunächst nicht infrage. "Wir wissen nichts davon, dass schon irgendjemand den Entschluss gefasst hat, komplett das Land zu verlassen. Auch wir planen das im Moment nicht", sagte Uhrmacher. "Es könnte aber eine Möglichkeit sein, dass man vorsichtshalber die Leute, die man nicht unbedingt im Land braucht, nach China ausreisen lässt. Da gibt es aber noch keinen klaren Beschluss."
Die Welthungerhilfe ist seit 16 Jahren in Nordkorea tätig und derzeit die einzige deutsche Hilfsorganisation in dem ostasiatischen Land. Sie führt dort derzeit sechs Projekte zur Verbesserung der Nahrungsmittelversorgung, Abwasserentsorgung und Instandhaltung von Landmaschinen durch. Geleitet werden die Projekte von drei deutschen und einem spanischen Mitarbeiter. Daneben beschäftigt die Welthungerhilfe 30 Nordkoreaner.
Japan rüstet sich für möglichen Raketenstart Nordkoreas
Indes rüstet sich Japan für den möglichen Start einer Mittelstreckenrakete in Nordkorea. Verteidigungsminister Itsunori Onodera werde die Armee in Kürze anweisen, Vorbereitungen zu treffen, eine solche Rakete abzufangen, meldete die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Sonntag. Sie berief sich dabei auf mehrere Regierungsquellen. "Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Rakete auf Japan abgeschossen werde, ist nicht sehr hoch", wurde eine ungenannte Quelle zitiert. "Wir sollten aber für alle Eventualitäten vorbereitet sein."
Eine solche Anordnung gab es dem Bericht zufolge bislang dreimal - zum ersten Mal ergehe sie nun allerdings noch vor dem Start einer Rakete. Sie werde nicht öffentlich gemacht, um die Menschen in Japan nicht zu beunruhigen. Japan verfügt über seegestützte Abfangraketen auf Zerstörern.
Nordkoreas Militär hatte nach südkoreanischen Angaben am Freitag eine zweite Mittelstreckenrakete an die Ostküste des Landes verlegt. Die Raketen haben eine Reichweite von bis zu 4000 Kilometern und könnten Südkorea, Japan oder eine US-Militärbasis auf der Insel Guam im Pazifik treffen. dpa/AZ
Die Diskussion ist geschlossen.