Trump will jetzt Hillary Clinton angreifen
Nach den Wahlen in Indiana ist Donald Trump der Sieg in den US-Vorwahlen der Republikaner nicht mehr zu nehmen. Nun bereitet er sich auf den Wahlkampf gegen Hillary Clinton vor.
Trump ist uneinholbar – jetzt haben die Republikaner ein Problem. Zwei Monate vor den Nominierungsparteitagen scheint klar: Nach dem Ausscheiden seiner republikanischen Rivalen kann sich Donald Trump nur noch selbst aus dem Rennen nehmen; es ist allerdings unklar, wie er die Partei hinter sich einen will.
Donald Trump scheint über seinen Erfolg selbst erstaunt, als er Dienstagnacht vor seine Anhänger tritt: „Das habe ich nicht erwartet“, erklärt er im Trump Tower in New York. Mit 53,2 Prozent setzt sich der politische Neuling bei der Vorwahl im US-Bundesstaat Indiana durch. Sein einziger ernst zu nehmender Verfolger Ted Cruz (36,6 Prozent) hat seine Kampagne beendet; John Kasich (7,6) wird das Handtuch am nächsten Tag werfen. „Wir werden in ganz großem Stil gewinnen“, richtet Trump nun den Blick nach vorn. „Wir greifen Hillary Clinton an.“
Hillary Clinton zeigt Schwächen
Und tatsächlich läuft die Kampagne der mutmaßlichen Gegnerin Trumps beim Rennen um den Einzug ins Weiße Haus denkbar schlecht. Die ehemalige Außenministerin zeigt bei der demokratischen Vorwahl gegen ihren innerparteilichen Rivalen erneut Schwächen: Trotz eines Vorsprungs in den Umfragen unterliegt sie Bernie Sanders mit 47,6 zu 52,4 Prozent. Rechnerisch ist ihr die Kandidatur aber kaum noch zu nehmen, und auch Clinton konzentriert sich nun auf den Hauptwahlkampf. Sie kündigte an, Trump im Gegensatz zu seinen konservativen Rivalen scharf zu attackieren: „Sie konnten ihm in der Sache nichts entgegnen, weil sie mit ihm einer Meinung waren“, erklärt sie in einem CNN-Interview. Der Immobilienmogul sei ein wandelndes Pulverfass mit gemeingefährlichen Atomplänen, sagt Clinton.
Trump selbst steht nun vor anderen Herausforderungen als bisher: Er muss nicht nur eine völlig zerstrittene Partei hinter sich einen, sondern auch einen massiven Organisationsrückstand bei der Finanzierung aufholen – auf einen landesweiten Wahlkampf ist der politische Selfmade-Man nicht annähernd so gut vorbereitet wie Clinton. „Er marschiert in eine Milliarden-Kreissäge“, erklärte ein Ex-Mitarbeiter des ehemaligen Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney der Washington Post.
Clinton liegt im direkten Vergleich klar vor Trump
Munition gibt es genug, dazu muss Clinton nur Trumps innerparteiliche Rivalen zitieren – und den dauerprovozierenden Milliardär selbst. Bei der Gesamtwählerschaft ist Trump jetzt schon der unbeliebteste Kandidat, den die beiden großen Parteien seit Jahrzehnten aufgestellt haben. Zwei Drittel der Bürger haben eine negative Meinung von ihm, mehr als die Hälfte erleben ihn als „sehr negativ“ oder schlichtweg „beängstigend“. Clintons Sympathiewerte sind auch nicht gut, aber im direkten Vergleich liegt sie in den meisten Umfragen klar vorne.
Die republikanische Partei schien auch zwei Tage nach Trumps Durchbruch am Donnerstag noch in Schockstarre. Die beiden ehemaligen Präsidenten George H. W. Bush und George W. Bush ließen aber bereits wissen, dass sie Trump nicht öffentlich unterstützen werden. Weder Cruz noch Kasich haben Trump zu seinem jüngsten Wahlsieg gratuliert. Hier und da wird in konservativen Zirkeln über eine Drittkandidatur außerhalb der Partei oder über offene Unterstützung für Hillary Clinton nachgedacht. Große Teile der Elite scheinen sich aber nicht nur mit dem Kandidaten Trump, sondern auch mit einer Niederlage im Herbst abgefunden zu haben – aus ihrer Sicht das kleinere Übel im Vergleich mit einem offenen Krieg um die Nominierung, der die Partei zerreißen könnte.
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