Völkermord-Gesetz: Krise zwischen Frankreich und Türkei
Trotz Drohungen der Türkei hat Frankreich das Völkermordgesetz verabschiedet. Das stürzt die beiden Länder in eine diplomatische Krise.
Frankreich und die Türkei befinden sich in einer schweren diplomatischen Krise. Grund dafür ist das Völkermord-Gesetz, für das der französische Senat am Montag im Senat gestimmt hatte. Mit dem neuen Völkermordgesetz wird in Frankreich die Leugnung des "Völkermordes" an den Armeniern zur Straftat. Die Türkei hat äußerst empfindlich auf die Verabschiedung des Völkermordgesetzes reagiert. Von Seiten der Türkei wurde massiv gedroht. Durch diese Vorlage Die Türkei, die den Vorwurf eines Völkermordes entschieden zurückweist, sieht in dem Gesetz ein wahltaktisches Manöver der konservativen Regierung in Paris. Präsident Nicolas Sarkozy wolle sich so die Stimmen der armenischstämmigen Bürger in Frankreich sichern.
Bis zu 1,5 Millionen Armenier gestorben
Der von der konservativen UMP-Abgeordneten Valérie Boyer eingebrachte Gesetzestext sieht Strafen von bis zu einem Jahr Haft und 45 000 Euro bei der Leugnung der offiziell anerkannten beiden Völkermorde vor. Im Osmanischen Reich kamen nach unterschiedlichen Schätzungen während des Ersten Weltkriegs zwischen 200 000 und 1,5 Millionen Armenier ums Leben. Die Gräueltaten an den Armeniern wurden von mehr als einem Dutzend Staaten als Völkermord gewertet. Dazu gehören Frankreich und die Schweiz.
Frankreich verabschiedet Völkermordgesetz
In Frankreich lebt die größte armenische Gemeinschaft in Westeuropa: Auf 600.000 Mitglieder schätzen übereinstimmend die armenischen Organisationen in dem Land ihre Zahl. 400.000 davon seien in Frankreich geboren und lebten dort in dritter oder vierter Generation. Das Wählerpotenzial schätzt der Direktor der französischen Büros für die armenische Sache (BFCA), Hratch Varjabedian, auf mehr als 400.000. Dazu kämen noch die Sympathisanten, denn Hochzeiten seien zu 80 Prozent gemischt. Die Zahl der Armenier in Deutschland liegt laut Institut für Diaspora- und Genozidforschung in Bochum bei etwa 30.000.
Armenier in Frankreich eingewandert
Die armenischen Gemeinschaften in Frankreich konzentrieren sich besonders auf drei Regionen: Im Großraum Paris leben mehr als 200. 000 Armenischstämmige, in der Gegend um Marseille mehr als 150.000 und um die südostfranzösische Großstadt Lyon wird ihre Zahl auf etwa 150.000 geschätzt. Starke Gemeinschaften gibt es aber auch in Städten wie Nizza, Bordeaux, Toulouse, Grenoble oder Montpellier. Die meisten Auslandsarmenier sind ihrer Religion treu geblieben: Sie sind Anhänger der christlich-gregorianischen Kirche Armeniens.
Mehrere Einwanderungswellen von Armeniern gab und gibt es in Frankreich: Bereits im 17. Jahrhundert kamen armenische Händler in die südfranzösische Hafenstadt Marseille. Danach kamen die Überlebenden des Massakers im Osmanischen Reich zwischen 1915 und 1917. In den 70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts folgten jüngere Einwanderer, die im Nahen Osten oder der Türkei geboren wurden. Zuletzt kamen und kommen immer noch Zuwanderer aus Armenien selbst - wegen der wirtschaftlich schwierigen Lage in dem Land. afp/dpa/AZ
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