Auf Steffis Spuren
Angelique Kerber spielt gegen ihre Freundin Agnieszka Radwanska aus Polen um den Einzug ins Endspiel. Die Kielerin spürt den Druck
London Angelique Kerber pariert die unvermeidlichen Steffi-Graf-Vergleiche schon mit charmantem Witz. „Ich kenne Steffi Graf gut... aber nur vom Fernseher!“, erzählte Deutschlands neuer Tennisstar. So nah wie Kerber war wohl seit Graf keine Deutsche mehr an einem Sieg in Wimbledon – trotz des Halbfinal-Sturmlaufs von Lisicki im Vorjahr. „Ich traue Angie auf jeden Fall das Finale zu. Und da ist immer alles möglich“, sagt Fed-Cup-Teamchefin Barbara Rittner.
Kerber ist als Weltranglisten-Achte – und nach dem Turnier mindestens Siebte – nicht nur die bestplatzierte Deutsche seit Grafs Abschied im August 1999. Sie ist auch die Erste, die seither zwei Grand-Slam-Halbfinals erreicht hat. Der Stellenwert diesmal ist für die 24-jährige Kielerin anders als ihr Semifinale bei den US Open, als sie vom Nobody zum Stern aufstieg: „In New York hat keiner mit mir gerechnet – hier merke ich den Druck.“
Vielleicht ist diese Bestätigung aber noch wertvoller. Nun bekommt sie es in der Vorschlussrunde heute mit ihrer guten Freundin Agnieszka Radwanska aus Polen zu tun. „Gegen Radwanska wird es wieder ein hartes und langes Match“, sagt die Norddeutsche mit polnischen Wurzeln. Mit den Radwanska-Schwestern und Ex-Nummer-eins Caroline Wozniacki war sie auch schon im Malediven-Urlaub. Im direkten Vergleich mit der Weltranglisten-Dritten steht es 2:2.
Lisicki hat auch polnische Wurzeln, Freundinnen sind Kerber und die amerikanisierte Berlinerin nicht. Lisickis Glückwunsch nach Kerbers 6:3, 6:7, 7:5-Sieg fiel kühl aus. Die introvertierte Kerber wollte dazu nichts weiter sagen. Scharapowa-Bezwingerin Lisicki war „sehr enttäuscht“ und kündigte an, aus der Niederlage „noch stärker herauszukommen“. Und: „Das ist mein Lieblingsturnier und ich freue mich darauf, bei den Olympischen Spielen wieder hier zurück zu sein.“
Just bei Olympia in London sind Kerber und Lisicki Doppel-Partnerinnen. Erinnerungen werden wach ans Zweck-Duo Graf und Claudia Kohde-Kilsch. Die allerdings mochten sich wohl noch weniger. Und außerdem: Rivalinnen können sich auch nach vorne treiben.
Was die Linkshänderin Kerber so stark macht? „Ihre gute Beweglichkeit, ihre Konstanz und Konterstärke. Außerdem ist sie zäh“, sagt Rittner. (dpa)
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