Deutscher Kreisliga-Stürmer wechselt in Englands dritte Liga
Kein Witz: Joel Grodowski wechselt vom PSV Bork aus der Kreisliga zu Bradford City und wird Profi. Es ist eine unglaubliche Geschichte - und beinahe wäre er beim BVB gelandet.
Joel Grodowski lebt gerade den Traum eines jeden Freizeitkickers: Der 19-Jährige, der bis vor Kurzem noch in der Kreisliga A2 Unna/Hamm (Nordrhein-Westfalen) auf Torejagd ging, wird in der kommenden Saison als Profi in England spielen. Der Teenager wurde am Freitag vom englischen Drittligisten Bradford City verpflichtet.
Ausschlaggebend für den Wechsel war die sensationelle Torquote, die der deutsche Angreifer in der Kreisliga zustande brachte: In den vergangenen beiden Spielzeiten kam er auf satte 94 Treffer. Alleine in der nun zu Ende gegangenen Saison brachte er es auf 53 Tore in 30 Spielen - das muss man auch in einer niederen Spielklasse erst schaffen. Deswegen auch der Spitzname Grodowskis: Der 19-Jährige wurde "Kreisliga-Messi" genannt.
Beinahe wäre Grodowski deswegen zum benachbarten BVB nach Dortmund gewechselt. Für die zweite Mannschaft der Borussen sollte er eigentlich ab diesem Sommer seine Knipser-Qualitäten zeigen. Im April nahm man aber bei den Schwarz-Gelben Abstand von einer Verpflichtung des Talents - aber nicht aus sportlichen Gründen. Angeblich soll bei ihm eine Verengung des Spinalkanals in der Wirbelsäule vorliegen. Der Rheinischen Post sagte er dazu: "Das war ein Schlag ins Gesicht, alles lief super, ich hatte mich schon so gefreut.“
Nun also Bradford City. Bei dem Vorjahresfünften der für deutsche Ohren missverständlich betitelten dritten englischen Liga "League One" trifft Brodowski mit Torwart Rouven Sattelmaier auf einen anderen Deutschen. Der ehemalige Keeper von Bayern München II und Jahn Regensburg kam vergangene Saison auf zwei Ligaspiele.
Grodowski gab sich bei der Vorstellung bescheiden
Grodowski selbst gab sich bei seiner Vorstellung bescheiden und bedankte sich bei seinem neuen Klub für "das große Vertrauen und diese einmalige Chance". Ansprüche meldete er verständlicherweise nicht an. Der Klub nahm den "Kreisliga-Messi" erst einmal für ein Jahr unter Vertrag und betitelte seine Verpflichtung als "development"-Transfer.
Die Verpflichtung erinnert ein wenig an den spektakulären Wechsel von Keshi Anderson zu Crystal Palace im Februar 2015. Der damals 19 Jahre alte Angreifer wechselte damals von der achten englischen Liga direkt zum Premier-League-Klub. Grund für seine damalige Verpflichtung war ein Probetraining beim Zweitligisten Brentford, in dem Anderson gleich voll einschlug: In einem Testspiel mit der U21 des Zweitligisten gegen Crystal Palace erzielte er nach seiner Einwechslung in der 65. Minute einen Hattrick - und zwar innerhalb von 360 Sekunden.
Seitdem gab es von dem Angreifer aber eher wenig zu hören: In den zweieinhalb Jahren seit seiner Verpflichtung spielte er auf Leihbasis für drei andere Vereine oder die zweite Mannschaft von Crystal Palace. Richtig eingeschlagen hat er aber nirgendwo.
"Beidfüßig und rattenschnell" - Grodowskis Vater ist überzeugt von seinem Sohn
Wenn es nach Grodowskis Vater Ingo, der beim PSV Bork bislang auch sein Trainer war, wird das bei dem deutschen Stürmer anders sein. Der Welt sagte Grodowski senior: "Er ist beidfüßig, rattenschnell, und ein Kopfballspiel hat er inzwischen auch bekommen. Ich bin überglücklich, dass Joel diese Chance bekommt."
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