Ein vorbildlicher Gefangener
Der Fußballprofi Breno darf als Freigänger vorerst von morgens bis zum Nachmittag bei seinem alten Verein mitarbeiten. Sein Anwalt hofft, dass er bereits nächstes Jahr freikommt – und dann nach Brasilien abgeschoben wird
München Häftling Breno startete um kurz vor neun in einer silbergrauen Limousine in sein neues Leben. Ein Fahrer brachte den verurteilten Fußballprofi vom Gefängnis München-Stadelheim bis zum Vereinsgelände des FC Bayern, auf dem der Freigänger künftig von morgens bis zum frühen Nachmittag mitarbeiten darf.
Die Resozialisierungsmaßnahme nach 13 Monaten Gefängnis wegen schwerer Brandstiftung ist für den einstigen Millionen-Einkauf so etwas wie ein Neuanfang. „Einer aus der großen Bayern-Familie hat große Probleme. Jetzt gibt es diesen Schimmer an Chance, die wollen wir ihm eröffnen“, sagte Klubpräsident Uli Hoeneß.
Eine Stunde später sitzt der Brasilianer mit feuchten Augen auf dem Podium – sein Ex-Klub hat eine Pressekonferenz einberufen. „Danke“, sagt er zu Beginn, „ich bin ein bisschen nervös“. Und: „Ich bin jetzt schon ein bisschen ein anderer Mensch.“ Viele Tränen habe er seit seiner Verurteilung im Juli 2012 vergossen. Oft liege er im Bett. „Gott hilft viel“, meint er leise.
Der Freigang gilt bei Strafgefangenen wie Breno als wichtige Resozialisierungsmaßnahme für das spätere Leben in Freiheit. Die Justizvollzugsanstalt (JVA) München hat dem Fußballer diese Chance nach „harten Gefängnismonaten“ wegen guter Führung eingeräumt – und der will sie nutzen.
Im September 2011 hatte Breno seine angemietete Villa in Grünwald in Brand gesetzt, die Gesamthaftstrafe beträgt drei Jahre und neun Monate. Dank der Haftlockerung darf der 23-Jährige jetzt immerhin täglich fünf Stunden bei seinem früheren Klub in der Nachwuchsabteilung mitarbeiten, bei der U-23-Mannschaft im Trainerstab mithelfen und dort auch das Training mitmachen. Nachwuchschef Wolfgang Dremmler will Breno beaufsichtigen. Der frühere Profi holt Breno um 8.30 Uhr am Gefängnis ab und bringt ihn um 13.30 Uhr zurück. Läuft alles gut, hofft man darauf, Breno bald bis abends dortbehalten zu können. Ein „vorbildlicher Gefangener“ sei Breno gewesen, führt FCB-Chef Hoeneß mit Verweis auf die JVA-Leitung an, „er wird sich hier genauso tadellos verhalten“.
Vor fünfeinhalb Jahren war der einst so talentierte Südamerikaner in die Isar-Metropole gekommen, lebte sich aber weder privat noch sportlich ein. Sein persönlicher Wunsch sei es gewesen, Breno diese Resozialisierungs-Möglichkeit zu geben, sagt Hoeneß eindringlich. „So ist eben Bayern München“, erklärte er. Wenn man auf der Sonnenseite stehe „wie wir, müssen wir allen helfen, die in Not geraten sind“.
Der Anwalt gibt sich optimistisch
Brenos Anwalt Sewarion Kirkitadse gab sich optimistisch, dass sein Mandant schon Anfang 2014 auf Bewährung freikommen könne – wegen vorbildlichen Verhaltens.
„Breno bekommt bei uns auch die Möglichkeit, sich wieder körperlich fit zu machen für danach“, sagt Hoeneß. Er geht davon aus, dass Breno nach Ablauf der Haftstrafe aus der Bundesrepublik abgeschoben werde. Insofern hat nun wohl Brenos letzte Etappe bei den Bayern begonnen. (dpa)
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