Nur siegen ist schöner
Die Münchner machen es gegen Hannover spannender als nötig. Kingsley Coman sorgt letztlich für die Entscheidung und nährt Hoffnungen, dass er Ribéry beerben könnte
Die Zuschauer nahmen die Auswechslung von Kingsley Coman als dankbaren Anlass, sich ein wenig zu bewegen. Bei eisigen Temperaturen standen die Bayern-Fans auf und klatschten. Wobei der Applaus nicht eindeutig zuzuordnen war. Wahrscheinlich galten die Ovationen sowohl Coman als auch Franck Ribéry, der für seinen französischen Landsmann die letzten Minuten gegen Hannover 96 bestreiten durfte.
Ribéry hat sich in den zehn Jahren, in denen er den linken Flügel der Münchner bespielt, einen Status erarbeitet, der ihm schon Sprechchöre einbringt, wenn er sich zum Warmmachen erhebt. Nach einer zweimonatigen Verletzungspause gehörte der 34-Jährige nun erstmals unter Jupp Heynckes zum Kader. Gegen Hannover trug er zum 235. Mal das Trikot und somit häufiger als jeder andere Ausländer im Dienste des FC Bayern. Zuletzt hatte er sich den Rekord mit Hasan Salihamidzic geteilt.
Doch auch wenn Ribéry den Rest der Saison ohne Blessuren überstehen sollte, dürfte er fortan häufiger große Teile des Spiels von der Bank aus verfolgen. Coman hat noch nicht jenes Niveau erreicht, mit dem sich Ribéry in die Herzen der Bayern-Anhänger gespielt hat. Beim 3:1 gegen Hannover deutete er allerdings zum wiederholten Mal in dieser Saison an, dass er ein vollwertiger Ersatz des Publikumslieblings werden könnte. „Er hat außergewöhnliche Fähigkeiten, die nicht an jeder Ecke zu finden sind“, lobte Thomas Müller, der sich mit außergewöhnlichen Fähigkeiten am besten auskennen dürfte im Bayern-Kader. Er kehrte nach überstandener Muskelverletzung zurück in die Mannschaft und belebte zusammen mit Coman das Flügelspiel.
Dass die Partie bis kurz vor Schluss offenblieb, war auf einen freimütigen Umgang mit eigenen Chancen zurückzuführen – und auf den Video-Assistenten Tobias Welz in Köln. Der verwehrte dem vermeintlichen 2:0 der Münchner in der 24. Minute die Anerkennung, weil Robert Lewandowski sich eine Fußspitze breit im Abseits befand. Im direkten Anschluss rückten Sven Ulreich und Referee Guido Winkmann in den Mittelpunkt. Der Bayern-Keeper, weil er recht humorlos Hannovers Niclas Füllkrug im Strafraum von den Beinen holte. Winkmann, weil er den verwandelten Elfmeter wiederholen ließ – rund zehn Spieler waren vor der Ausführung in den 16-Meter-Raum gerannt. Ulreich parierte den zweiten Versuch, und so mussten die Hannoveraner bis zu Benschops Kopfballtreffer (35.) warten, um die Führung durch Arturo Vidal (17.) auszugleichen.
Im Anschluss kamen die Niedersachsen zwar nur noch selten über die Mittellinie, konnten aber auf einen Zähler hoffen, ehe Coman nach einer Flanke Müllers den Ball ins Tor schoss. Schließlich holte er noch den Strafstoß heraus, den Robert Lewandowski zum Endstand verwandelte (87.). Es war Comans letzte Aktion, ehe er den verdienten Applaus der Massen entgegennehmen konnte.
Bayern München Ulreich – Kimmich, Boateng, Hummels, Rafinha – Martinez (58. Tolisso), Vidal – Müller (81. Alaba), James Rodriguez, Coman (90. Ribéry) – Lewandowski Hannover 96 Tschauner – Sorg (81. Albornoz), Salif Sané, Anton – Korb, Schmiedebach (46. Fossum), Bakalorz, Ostrzolek – Benschop (68. Harnik), Klaus – Füllkrug Tore 1:0 Vidal (17.), 1:1 Benschop (35.), 2:1 Coman (67.), 3:1 Lewandowski (87./Foulelfmeter) Besondere Vorkommnisse Ulreich hält Foulelfmeter von Füllkrug (Hannover 96) (29.) Zuschauer 75000 Schiedsrichter Guido Winkmann (Kerken)
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