Toni Kroos, der Mann des Spiels gegen Brasilien
Der Münchner, der wohl bald ein Madrilene wird, hat im WM-Halbfinale gegen Brasilien geglänzt. Und Toni Kroos sagte auch den Satz des Tages.
Es schien eine beschwerliche Prozedur im Bauch des Stadions von Belo Horizonte zu werden. Für die Ehrung zum „Man of the Match“ musste die etwas vertrackte Werbewand erst runter- und dann wieder hochgezogen werden. Eine junge Dame im dunklen Hosenanzug mit Fifa-Emblem am Jackett war zu klein gewachsen, um sie oben am Ständer festzuklemmen. Ein netter Fotograf hat ihr dann gerade noch rechtzeitig geholfen. Und die Frau hat dann noch jede Falte auf der Folie glatt gestrichen.
Was eine sehr passende Geste war, weil ja ein Musterknabe kurz darauf hier Position bezog. Der blonde Seitenscheitel geschniegelt und gestriegelt. Das rote Poloshirt ordentlich geknöpft, die schwarze Trainingshose anständig angezogen. Und bevor Toni Kroos seine Trophäe erhielt und das Pflichtfoto gemacht war, hielt er artig die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Hier stand also: ein wohlerzogener deutscher Nationalspieler.
Und das Gegenteil jener vielen Rotzlöffel bei diesem Turnier, die in dreckverschmierten Sporthosen, verschwitzten Hemden oder lumpigen Badelatschen diese Prozedur über sich ergehen lassen.
Toni Kroos: Zurückhaltend und selbstbewusst zugleich
Der beste Spieler ist hinterher genauso stilvoll aufgetreten wie auf dem Platz. Einerseits zurückhaltend, andererseits selbstbewusst. So instinktsicher der 24-Jährige die Mittelfeldräume gedeutet hatte, den Eckball zum 1:0 getreten, Kloses 2:0 mit eingeleitet, den Volleyschuss zum 3:0 und die Vollendung zum 4:0 angebracht hatte, so pragmatisch fasste er nun dieses 7:1 zusammen. „Wir hatten von der ersten Minute das Gefühl, da geht was. Den Brasilianern hat man angemerkt, dass sie verunsichert sind.“
Und Kroos nutzte das im Duett mit Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira so kaltblütig aus wie ein Killerkommando. Noch ist ihr Auftrag aber nicht erfüllt. „Wir sind hier, um Weltmeister zu werden. Noch haben wir einen schweren Schritt zu gehen“, erklärte Kroos und schob als Spieler des Spiels gleich den „Satz des Tages“ hinterher: „Weltmeister ist noch niemand im Halbfinale geworden.“
Klarheit in der Sprache und Klarheit im Spiel kennzeichnen bei diesem Turnier die deutsche Nummer 18, und Joachim Löw gab sich gar keine Mühe, bei seinem Musterschüler den Ball flach zu halten. „Toni war in den letzten zwei Länderspieljahren nach der EM ein Spieler, der dem Team wahnsinnig viele Impulse gibt, der uns unglaublich viel mitgibt im fußballerischen Bereich.“ Zur Mittelfeldhoheit trage der Münchner „einen großen Teil“ bei.
Sein bestes Länderspiel? Toni Kroos stimmt zu
Längst scheint sich der junge Familienvater, der bereits im Alter von 16 Jahren von Hansa Rostock zum FC Bayern wechselte, in allen Lebenslagen eine prägnante Antwort zurechtgelegt zu haben. War es das beste Länderspiel in seiner aktiven Zeit? „Würde ich unterstreichen.“ Nur eine Fragestellung mochte der gebürtige Greifswalder gar nicht. Die nach seiner Zukunft. Wäre es nicht schade, wenn so ein toller Kicker nächste Saison nicht mehr in der Bundesliga zu bestaunen wäre? Kroos: „Dazu ist alles gesagt.“
Mehr mocht er nach seinem 50. Länderspiel nicht verraten, aber Kroos hat ja schon häufiger verlauten lassen, dass er nach dem Turnier etwas zu verkünden habe. Alles läuft trotz eines bis 2015 gültigen Vertrages auf einen vorzeitigen Abschied hinaus: Kroos soll sich mit Real Madrid einig sein, nur die Ablöse sei noch nicht verhandelt, geschweige denn liegt eine Freigabe der Bayern vor. An der Säbener Straße wissen sie: Das Preisschild bei einem Weltmeister steigt exorbitant.
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