Panther-Gegner: Neue Bescheidenheit bei den Kölner Haien

Arroganz ist in diesen Tagen bei den Kölner Haien verpönt. Trainer Uwe Krupp geht mit gutem Beispiel voran. Vor dem Erstrunden-Play-off-Duell gegen die Augsburger Panther (heute ab 19.30 Uhr hier im Liveticker)lehnt er sich keinen Zentimeter aus dem Fenster. „Augsburg ist ein sehr heimstarkes Team“, sagt der KEC-Coach. „Ich erwarte eine enge Serie und sehe die Panther leicht im Vorteil.“ Damit die Haie die Spiele der „Best of Three“-Serie möglichst ausgeruht bestreiten können, leisten sie sich sogar den Luxus eines Fluges. Am Mittwochmorgen düsen sie zum ersten Spiel nach Augsburg. Nach der Partie geht es noch in der Nacht im Flieger zurück nach Köln, wo am Donnerstagabend bereits das zweite Spiel stattfindet.

Kölner suchen nach neuer Identität

Der achtmalige Eishockey-Meister aus der Domstadt ist in den vergangenen Jahren bescheiden geworden. Lange schon gehören die Kölner in Sachen Mannschafts-Etat nur noch zum unteren Mittelfeld der DEL. Nach dem Ausstieg des generösen Mäzens Heinz-Hermann Göttsch im Jahr 2008, der zwei Fast-Bankrotts nach sich zog, suchen die Haie nach einer neuen Identität. So begannen sie in dieser Saison ein ehrgeiziges Aufbauprogramm. Mit dem gebürtigen Kölner und ehemaligen Bundestrainer Krupp, der seit Juni Trainer und Manager des Vereins ist, wollen sie eine neue Mannschaft aufbauen, deren Kern deutsche Spieler wie Felix Schütz, Philip Gogulla und Moritz Müller bilden.

Nur fünf Ausländerlizenzen haben die Kölner vergeben – und dabei ein bisschen gemogelt. Mit John Tripp, Greg Classen, Kevin Lavallée und dem zurzeit verletzten Brett Breitkreuz gehören auch vier Deutsch-Kanadier zu Krupps Mannschaft.

Das neu formierte Team hat eine aufreibende DEL-Vorrunde hinter sich. Lange hielten sich die Haie ohne größere Schwankungen im sicheren Tabellenmittelfeld. Ende Januar stürzten sie jedoch böse ab. Die Kölner verloren sechs Spiele in Folge und standen Ende Februar auf Rang zwölf des Klassements – sieben Punkte hinter dem zehnten Platz, der noch zur Teilnahme an den Vor-Play-offs berechtigt.

Schlüsselspieler blieben hinter Erwartungen zurück

Niemand glaubte mehr an den KEC. „Die Zeitungen schrieben schon Nachrufe auf uns“, erinnert sich Krupp. So gab es Analysen, in denen die Schwächen der Haie deutlich herausgestellt wurden: einerseits zu schwache Torhüterleistungen, sowohl Danny aus den Birken als auch Ex-Nationalkeeper Youri Ziffzer fingen nicht gut. Andererseits blieben kanadische Schlüsselspieler wie die Stürmer Matt Pettinger und Charlie Stephens hinter den Erwartungen zurück.

Doch dann legten die Haie einen rekordverdächtigen Endspurt hin. Sie holten aus den letzten sechs Vorrundenspielen 16 von 18 möglichen Punkten. Mit der Kraft der Verzweiflung mobilisierten sie versteckte Energien. Aus den Birken verwandelte sich in einen starken Rückhalt im KEC-Tor, die Nordamerikaner, allen voran Pettinger, drehten wundersam auf – und so wurden die Haie zu einem Kollektiv, das, wie es Krupp ausdrückt, „immer einen Weg findet, das Spiel zu gewinnen“. Zudem kann der 46-Jährige sagen: „Wir sind jetzt besser als am Anfang der Saison. Genau dieses Ziel hatte er vor dem Start ausgegeben.

Und nun Augsburg. Natürlich hoffen die Haie, dass ihr Lauf auch in der ersten Play-off-Runde anhalten wird. Das Momentum, das kleine Stück Glück, das Spiele entscheiden kann, läge bei ihnen, meint Kölns Kapitän Tripp, der die Panther als ein Team charakterisiert, das einen „North American Style“ pflegt. Sein Coach Krupp sagt nur: „Wenn wir so weitermachen wie in den letzten Spielen, haben wir eine reelle Chance.“ Aber auch nur dann.