O’Connor vertagt seine Entscheidung
Der Panther-Kapitän sagt, seine sportliche Zukunft sei noch offen. Die Mannschaft kommt nach der zwölfstündiger Iserlohn-Tour gerädert zurück.
Es ist 10.45 Uhr am Mittwochvormittag, als der weiße Panther-Bus auf den Parkplatz hinter dem Curt-Frenzel-Stadion einbiegt. Gerädert, aber zufrieden steigen die Profis nach einem 3:0 in Iserlohn und anschließender Marathon-Fahrt aus dem Bus. Nicht nur bei Stürmer Brian Roloff, der mit dem 1:0 den vierten Auswärtserfolg einleitete, sind die Haare zerzaust. Wegen glatter Straßen und Staus dauerte die Heimfahrt aus dem Sauerland zwölf statt sieben Stunden. „War schon anstrengend, aber mit drei Punkten im Gepäck ist das leichter zu packen“, sagt Verteidiger Steffen Tölzer.
Sean O’Connor steigt mit einer faltbaren Schaumstoff-Matratze unter dem Arm aus und spricht davon, dass das 3:0 „vielleicht unser bestes Spiel auf der Tour war, vor allem weil beide Mannschaften um ihr Überleben kämpfen“. Mit dem Dreier springt Augsburg auf Platz neun und liegt gut im Rennen um die Play-off-Plätze. Nicht nur in der Sprache liebt der AEV-Kapitän die Emotionen. Mit seinen Tanzeinlagen zu Michel Telos „Ai Se Eu Te Pego!“ (Wenn ich dich kriege!) oder seinem Boxkampf mit dem Ingolstädter Jeremy Reich wenige Sekunden nach dem Eröffnungsbully ist „O’Connor – Hooligan“, zum unumstrittenen Liebling der AEV-Fans aufgestiegen.
Doch Zeitungsmeldungen, dass der 30-Jährige dem ERCI bereits eine Zusage für die kommende Saison gegeben habe, sorgen für Unmut beim Augsburger Anhang. „Ich muss noch mal mit meinem Manager und mit Lothar Sigl reden“, sagt der Deutsch-Kanadier und fügt an: „Es gibt wie schon vor einem Jahr Angebote von mehreren DEL-Klubs. Aber ich kann nur wiederholen, dass ich noch nirgends unterschrieben habe und mich erst nach der Saison entscheiden werde.“
Außerdem „hasse“ er es, dass in Deutschland anders als in Nordamerika während der laufenden Saison die Spieler-Verhandlungen laufen. Ingolstadts Sportdirektor Jim Boni hatte das Interesse an O’Connor bestätigt, und wie offensichtlich die Oberbayern um den bulligen Angreifer buhlen, verdeutlicht eine Szene nach dem jüngsten 1:0 der Augsburger gegen den bayerischen Rivalen. Im Vorbeigehen lobte ERCI-Trainer Rich Chernomaz den AEV-Profi: „Gut gespielt, OC.“
Am frühen Nachmittag erklären die Panther in einer Mitteilung, „dass über die sportliche Zukunft von Sean O’Connor, trotz anders- lautender Pressemeldungen, nach wie vor nicht endgültig entschieden ist“.
Während sich der Kapitän („Meine Frau hat sich schon Sorgen gemacht, wo ich so lange stecke.“) und etliche Stammspieler nach dem Aufhängen der eigenen Ausrüstung auf den Heimweg machen, schnüren andere AEV-Profis sofort die Schlittschuhe. Der in Iserlohn überzählige Ausländer Gabe Gauthier, Ersatztorwart Leonardo Conti, aber auch Vierte-Reihe-Stürmer Peter Flache oder Verteidiger Patrick Seifert absolvieren eine Kurzeinheit im verschneiten Curt-Frenzel-Stadion. Ohne die Trainer, denn Larry Mitchell und sein Assistent Duanne Moeser sind zu diesem Zeitpunkt noch in Köln, wo ein Treffen der sportlichen Leiter der Deutschen Eishockey-Liga stattfindet.
Als Trainer springt Torwart-Coach David Belitski ein. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel: Sofort nach der Rückkehr beginnt die Vorbereitung auf das morgige Duell gegen Nürnberg.
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