Alle Hoffnung ruht auf Musterschüler Koo
Der Südkoreaner Koo ist nicht nur beim Deutschunterricht vorbildlich, auch auf dem Platz soll er seine Mannschaft wieder mitreißen.
Vor zwei Monaten hatte Ja-Cheol Koo sich auf Schalke schwer am Knöchel verletzt. Der Mittelfeldspieler des FC Augsburg war seitdem gezwungen, anderes zu tun, als Fußball zu spielen: Augsburg erkunden, im Lieblingsrestaurant Manyo essen oder fernsehen. „Am liebsten schaue ich den Kinderkanal“, erklärt der 23-Jährige und muss lachen. Kika hilft dem Südkoreaner, um zu verstehen. Koo will Deutsch lernen. Ein- bis zweimal wöchentlich besucht er neben seinen Mitspielern Klavan, Petrzela, Sio, Musona und Bancé eine Sprachschule in Augsburgs Innenstadt. Koo sei ein Musterschüler, erklärt seine Lehrerin Anja Peschel. Künftig muss sie zeitlich flexibler sein, will sie ihn unterrichten. Koo ist gesund, trainiert und spielt wieder.
Mit seiner Rückkehr ist beim Bundesligisten viel Hoffnung verbunden. Kurz nach Koos Verletzung sah Trainer Markus Weinzierl „keine Not“, sich nach einem Ersatz umzusehen, weil er genug Alternativen habe, die den Spielgestalter ersetzen könnten. Inzwischen dürfte er anders darüber denken. Der FCA ist Tabellenletzter – auch weil Koo ein Vakuum hinterlassen hat. Gerade der Angriff steckt tief in einer Krise. Egal, welcher Offensivspieler sich vor dem Tor versuchte, Gefahr strahlte dabei keiner aus. Mit Koo soll nun alles besser werden.
Koo soll dem FCA wieder zu Torgefahr verhelfen
Am Samstag lief der 23-Jährige wieder auf, durfte in den letzten rund 20 Minuten gegen Hannover das Angriffsspiel bereichern. Kaum zurück auf dem Rasen, deutete der Südkoreaner an, was dem FCA zuletzt so sehr fehlte: mehr Ideen bei Anspielen in die Spitze, mehr Torgefahr. Koo weiß, dass seine Rückkehr an Erwartungen geknüpft ist. „Wenn wir nicht aufs Tor schießen, können wir nicht gewinnen“, sagt Koo und bekräftigt: „Ich will Tore schießen und der Mannschaft helfen.“ Inzwischen ist allzu deutlich, warum sich der FCA im Sommer so sehr darum bemühte, das Leihgeschäft mit dem VfL Wolfsburg fortzusetzen.
Koo hat sich innerhalb kürzester Zeit zum Mittelpunkt des Augsburger Offensivspiels entwickelt. Er war ein wichtiger Baustein beim Klassenerhalt – und er soll es wieder werden. Noch dämpft der Techniker die Erwartungen. Er brauche Zeit, bevor er hundert Prozent erreicht habe. So lange kann Weinzierl nicht warten. Schon gegen Hannover beorderte er Koo aufs Feld, obwohl der zuvor erst eine Woche mit der Mannschaft trainiert hatte. Und nun, gegen Dortmund, spielt er von Anfang an? Koo, ganz der brave Musterschüler, will abwarten. Laute Töne widersprechen seinem Wesen. Er werde trainieren, sagt er. „Ob ich spiele, entscheidet der Trainer.“
Die Zeit drängt, Punkte müssen her. Weinzierl weiß das. Er steht inzwischen in der Kritik, weil Trainer immer in der Kritik stehen, wenn Erfolg ausbleibt. Nach drei Spielen in einer Woche gönnte er der Mannschaft zwei freie Tage, heute wird wieder trainiert. Die Spieler sollten sich erholen, sollten wohl auch den Kopf mal wieder frei bekommen; mal wieder an etwas anderes denken als Fußball und Abstiegskampf. Der geht früh genug weiter: am Samstag gegen Dortmund.
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