Das Vorbild Kevin Danso soll beim FCA Schule machen
Der FC Augsburg hat sieben Millionen Euro in sein Nachwuchszentrum gesteckt. Dessen Leiter sagt jedoch: "Wir sind noch lange nicht dort, wo wir hin wollen."
Als Kevin Danso Anfang März gegen Leipzig in der Bundesliga debütierte, freute sich nicht nur der 18-Jährige. Das groß gewachsene Talent aus Österreich ist einer der ersten Juniorenspieler, der den direkten Sprung aus dem Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des FC Augsburg in den Profikader geschafft hat. Letztlich steht er für den Weg und das Ziel, auf das die Bundesligisten hinarbeiten.
Roy Stapelfeld ist der kaufmännische Leiter des Augsburger NLZ. Der 41-Jährige weiß, dass seine Arbeit und die des Cheftrainers Alexander Frankenberger, 30, letztlich an jenen Sportlern gemessen wird, die den Übertritt zu den Profis schaffen. Und das nicht nur in Augsburg. Stapelfeld fasst zusammen: „Die Ausbildung ist bei vielen Vereinen gut. Frage ist: Wie ist die Durchlässigkeit?“
Rund sieben Millionen Euro hat der FC Augsburg in sein Nachwuchszentrum gesteckt
Er ergänzt: „Wenn man viel Geld investiert und letztlich keinen Spieler in den Profibereich bringt, hat man den falschen Ansatz gewählt.“ Der FC Augsburg wollte zunächst seine Profis in der Bundesliga etablieren, in der jüngeren Vergangenheit hat er verstärkt in den Nachwuchs investiert. Rund sieben Millionen Euro hat der Klub allein in seine Plätze und das lang gezogene Funktionsgebäude an der Donauwörther Straße gesteckt. Wenn der nächste Bauabschnitt abgeschlossen ist, verfügt das NLZ über drei große Naturrasenplätze, zwei große und ein kleines Kunstrasenfeld.
Stapelfeld hofft darauf, dass noch ein weiterer Rasenplatz im Süden dazukommt. Problem dabei: Solange die DJK West über keine alternative Spielstätte verfügt, muss sich der FCA gedulden. Die Stadt hat bisher keine Lösung gefunden. Ziel sei es, möglichst alle Nachwuchsmannschaften in den Norden der Stadt zu holen, erklärt Stapelfeld. Noch müssen die Teams bis zur U11 weiterhin auf der Sportanlage Süd trainieren.
Die bessere Infrastruktur ist ein wichtiges Argument im Werben um Talente
Die verbesserte Infrastruktur ist eines der Argumente, das die FCA-Verantwortlichen ins Feld führen, wollen sie ein Talent davon überzeugen, nach Augsburg zu wechseln. Oder dortzubleiben. Der Markt ist umkämpft. Bereits in jungen Jahren tragen sich Spielerberater an Kinder und Eltern heran - ohne wissen zu können, was letztlich aus dem Talent wird.
Tausende Kinder starten in den NLZ mit dem Traum, Fußball-Profi zu werden. Dass sie es tatsächlich schaffen, diese Wahrscheinlichkeit ist allerdings schwindend gering. Etliche Faktoren beeinflussen den Werdegang, etwa Verletzungen, Gunst der Trainer oder körperliche Entwicklung.
Deshalb legen die NLZ neben der sportlichen viel Wert auf die schulische oder berufliche Ausbildung. Der FCA arbeitet mit Kooperationsschulen zusammen, die Kinder besuchen Sportklassen, trainieren vor und nach dem Unterricht im Klub, mit dem Stundenplan und Prüfungen wird auf die möglichen Profis von morgen Rücksicht genommen.
Stapelfeld: "Wir sind noch lange nicht dort, wo wir hinwollen"
Stapelfeld erzählt, der FCA habe stark aufgeholt. Vor allem die vergangene Saison, als die U17, U19 und U23 während der Vorrunde in den höchsten Spielklassen für Furore sorgten, habe den Klub im Ansehen der Branche wachsen lassen. Stapelfeld: „Wir haben in einer kurzen Zeit eine sehr gute Entwicklung genommen, sind aber noch lange nicht dort, wo wir hinwollen.“
Er setzt auf Kontinuität im Personal, will organisch wachsen und Trainer selbst entwickeln. Die Verzahnung zwischen Profi- und Nachwuchsbereich ist derzeit gegeben. Bundesligatrainer Manuel Baum leitete vor seiner Beförderung das NLZ, Frankenberger stand diesem ein halbes Jahr lang als Co-Trainer zur Seite, ehe er Baums ehemaligen Posten im Nachwuchs übernahm.
100 FCA-Mitarbeiter kümmern sich um 200 Nachwuchsspieler
In Augsburgs Talentschmiede kümmern sich rund 100 Mitarbeiter um insgesamt 200 Nachwuchsspieler. Langfristig will der FCA Spieler in einem Internat auf dem Gelände an der Donauwörther Straße unterbringen, teils haben die Jugendlichen schon jetzt ihr Elternhaus verlassen, um ihren Traum zu verwirklichen. 20 Jungs sind auf Gastfamilien, Wohngemeinschaften und Zimmer verteilt, von Pädagogen werden sie rund um die Uhr betreut.
Stapelfeld sieht seinen Verein gut aufgestellt. Dass Konkurrenten bedeutend mehr Geld in ihre Ausbildungszentren stecken - nahe der Münchner Allianz-Arena baut der FC Bayern für rund 70 Millionen seinen „Campus“ -, beunruhigt den FCA-Verantwortlichen nicht. Entscheidend sei nicht das Geld, meint er. „Uns geht es nicht darum, dass wir goldene Wasserhähne haben. Wir brauchen Funktionalität.“
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