Geht Tobias Werner mit dem FCA in den Ruhestand?
Keiner spielt länger beim FC Augsburg als Tobias Werner. Niemand hat dem Linksfuß eine derartige Entwicklung zugetraut. Ein Ziel hat er aber noch.
Die SMS, die Tobias Werner nach dem letzten Bundesligaspieltag in Gladbach erhalten hatte, freute den Mittelfeldspieler des FC Augsburg besonders. Ex-Manager Andreas Rettig gratulierte ihm zu der tollen Saison und zu seiner persönlichen Entwicklung. "Ich habe mich dann auch bedankt, dass er damals ein Auge auf mich geworfen hat", freute sich Werner.
Es war Rettig, der Werner 2008 von Carl-Zeiss Jena zum damaligen Zweitliga-Aufsteiger geholt. Und ohne Rettig würde Werner sich nicht jetzt im Trainingslager im österreichischen Walchsee mit dem FCA auf die erste Saison der Vereinsgeschichte auf der internationalen Bühne vorbereiten: "Wenn er sich nicht um mich bemüht hätte, wäre ich vielleicht woanders hingegangen. Aber wenn er mir damals gesagt hätte, dass wir irgendwann mal Fünfter in der Bundesliga werden und Europa League spielen werden, hätte ich wohl woanders unterschrieben, weil ich gedacht hätte, er will mich verarschen."
Rettig lag dies fern, aber er zeigte dem Spieler schon damals die Perspektiven mit Stadion-Neubau und Aufstieg in die Bundesliga auf. Sieben Jahre später haben sich die Prophezeiungen von Rettig mehr als erfüllt. Und Werner ist immer noch ein Teil des Projektes. Er ist der einzige Spieler, der aus dieser Zeit noch übrig ist. Er ist das Gesicht der fast märchenhaften Entwicklung des FC Augsburg.
Wie dem FCA selbst, wurde aber auch ihm von vielen Beobachtern keine lange Halbwertszeit zugestanden. Maximal Zweitliga-Format hätte er – wie der FCA. Nach dem Aufstieg in die Bundesliga sei er schnell ein Auslauf-Modell – wie der FCA. Doch der Linksfuß strafte alle Lügen. Werner arbeitete an sich, verbesserte sich mit jeder Saison. Seine Initialzündung hatte er am 20. November 2011. In der 47. Minute erzielte beim 2:1-Sieg gegen den VfB Stuttgart den zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich. Sein erstes Bundesliga-Tor. "Da habe ich gesehen, dass ich mithalten kann."
Knapp vier Jahre später hat Werner 23 Tore erzielt und 22 Vorlagen gegeben. Mit jedem Tor wuchs sein Selbstvertrauen. Er arbeitete sich zu einem der Schlüsselspieler beim FCA hoch. Was auch der Konkurrenz nicht verborgen blieb. Doch ein Vereinswechsel kommt für ihn eigentlich nicht mehr in Frage. Er fühlt sich mit seiner Familie in Augsburg wohl, deshalb sehen seine jetzigen Planungen auch vor, irgendwann beim FCA seine Karriere zu beenden. "Ich bin jetzt sieben Jahre hier, hab noch zwei Jahre Vertrag. Dann sind es neun Jahre. Wenn ich dann nochmal gerne woanders hingehen wollte, würde doch was nicht stimmen."
Werner will zweistellig treffen
Am Sonntag feierte Tobias Werner nun im Trainingslager seinen 30. Geburtstag. Seine Kollegen sangen ihm beim Abendessen ein Ständchen, für ihn gab es ein Extrastück Torte. Jetzt gehört er auch zu dem Klub der 30er beim FCA, der stetig wächst. Neun Spieler haben die für Fußballer bedeutende Marke überschritten. Es gibt Kritiker, die sagen, die Mannschaft sei der Dreifachbelastung DFB-Pokal, Bundesliga, Europa League ohne Blutauffrischung, nicht gewachsen. Werner sieht das anders: "Wir haben ein gut eingespieltes Team. Die Strategie des Vereines ist nicht die schlechteste." Dass der FCA dadurch leichter auszurechnen sei, glaubt Werner nicht: "Ich glaube nicht, dass sie wissen, was wir vorhaben. Der Trainer verbessert sich, wir verbessern uns. Da kann es nur von Vorteil sein, wenn die Spieler auf dem Feld wissen, was zu tun ist."
Und wie es aussieht, kommt noch eine geballte Ladung Erfahrung hinzu. Die Verpflichtung von Piotr Trochowski freut Werner: "Ich habe selten einen Spieler gesehen, der im Probetraining so überzeugt hat. Er hat unheimlich Qualität. Es kommt nicht von ungefähr, dass er so viele Länderspiele hat.
Werner glaubt, dass der FCA auch in dieser Saison wieder überraschen wird. "Die Bundesliga liegt eng zusammen, aber wenn wir unsere Qualität abrufen, ist eine gute Platzierung drin."
Er selbst würde gerne zum ersten Mal mehr als zehn Tore schießen. Seine Bundesliga-Trefferbilanz lautet bisher: 1, 5, 9, 8. Gelingt ihm der Sprung in den zweistelligen Bereich würde sich auch Andreas Rettig sicher wieder per SMS melden.
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